oberhausen. . Nicht wenige Kinder müssen nach der sechsten Klasse wegen zu schlechter Noten von Gymnasium oder Realschule runter. Für sie fehlen Schulplätze.

Die Schulaufsicht schlägt Alarm und empfiehlt der Stadt Oberhausen, mittelfristig eine neue Gesamt- oder Sekundarschule zu gründen. Grund dafür ist die hohe Zahl der Schulformwechsler, die auch im kommenden Jahr zu erwarten ist.

Heißt: Nach den Sommerferien müssen absehbar zahlreiche Kinder zum Ende der sechsten Klasse das Gymnasium oder die Realschule nach der Erprobungsstufe verlassen, weil ihre Noten zu schlecht sind. Für diese Schüler gibt es aber nicht genügend Plätze in den siebten Jahrgängen an Real- oder Gesamtschulen – und Hauptschulen gibt es dann in Oberhausen nicht mehr. Die letzte, die Hauptschule Alstaden, schließt zum Ende des aktuellen Schuljahres ihre Pforten.

„Sie brauchen ein Schulangebot für diese Kinder“, appellierte Angelika Hillebrand-Bittner von der Bezirksregierung in der jüngsten Sitzung des Schulausschusses und erinnerte an die Situation in diesem Sommer, als die Schulaufsicht Oberhausener Schulleitungen formal gezwungen habe, die Schulformwechsler aufzunehmen, „sonst hätten die auf der Straße gestanden“. Im Januar, kündigte Hillebrand-Bittner an, „melden uns die Schulen, welche Kinder voraussichtlich für 2018/19 einen neuen Schulplatz brauchen“. Hinzu kämen die Schüler aus den Internationalen Vorbereitungsklassen für Flüchtlinge, die nach zwei Jahren in eine Regelklasse wechseln sollen, was aber an Gymnasien und Realschulen aufgrund des Unterrichtsniveaus oft nicht möglich sei. „Sie haben keine Zeit, sie müssen kurzfristige Lösungen gestalten.“

Paragraf 132c des Schulgesetzes

Denn eine neue Gesamt- oder Sekundarschule wäre eine „mittelfristige Lösung“, eine kurzfristige sei, an einer Realschule den Hauptschulabschluss zu ermöglichen, referierte Schuldezernentin Elke Münich die Beratung durch die Bezirksregierung. Der Paragraf 132c des NRW-Schulgesetzes erlaubt die Einführung eines Bildungsgangs für Hauptschulabschlüsse ab Klasse sieben in einer Realschule – aber nicht als abgetrennte Hauptschul-Klasse, sondern innerhalb des Realschul-Klassenverbands.

Elke Münich kündigte an, zum Problem der Schulformwechsler im ersten Quartal 2018 ein Beschlusspapier vorzulegen, über das die Politik dann entscheiden könne. Die sprach sich im Schulausschuss einheitlich dafür aus, nicht nur an einer Realschule die Möglichkeit zum Hauptschulabschluss einzuführen, sondern an allen drei Oberhausener Realschulen. Um die „Belastung gleichmäßig zu verteilen“ und „Wahlfreiheit“ zu gewährleisten, sagte Gundula Hausmann-Peters von der CDU.

Schulausschuss sollte einen „Plan B im Kopf haben“

Aus dieser Richtung kam scharfe Kritik an der Schulverwaltung. Wenn die Situation so dringlich sei und die Gespräche mit der Bezirksregierung schon seit Sommer stattgefunden haben, „warum gibt es jetzt noch keine Vorlage“, fragte Hausmann-Peters. Weil weitere Gespräche und Beratungen notwendig gewesen seien und sind für diese Schulentwicklungsplanung, verteidigte sich Münich. Im Übrigen reiche eine Beschlussfassung Anfang 2018.

Das sieht die Politik anders. Ausschussvorsitzender Wolfgang Große Brömer (SPD) regte an, für die Ratssitzung am 18. Dezember „pragmatisch und kreativ“ die Regelung für die Realschulen auf den Weg zu bringen, damit ein Antrag möglichst schnell bei der Schulaufsicht vorliege. Die Oberhausener Schulrätin Silke vom Bruch mahnte den Schulausschuss, einen „Plan B im Kopf zu haben“. Erstens könnte die Hauptschulabschluss-Lösung innerhalb einer Realschule von der Bezirksregierung bzw. dem Schulministerium nicht genehmigt werden und zweitens sei das ohnehin nur ein „Tropfen“, denn für die „Abgänge von den Gymnasien brauchen wir auch Plätze“.

>>>> 102 Schüler wechselten 2017 die Schulform

Bereits in diesem Jahr mussten 102 Sechstklässler nach den Sommerferien vom Gymnasium oder der Realschule an eine Schule mit geringeren Lernanforderungen wechseln.

Die Schüler wurden unter anderem im siebten Jahrgang der Gesamtschule Osterfeld untergebracht und in einer zusätzlichen siebten Klasse an der Theodor-Heuss-Realschule.