Oberhausen. Hunderte Fans reisten zur Retrobörse für klassische Videospiele ins Zentrum Altenberg. Der heimliche Star war der Pixel-Oldie „Super Nintendo“.
Wer im Keller arglos die Kinderzimmer-Trödelkiste leert, könnte sich später ärgern. „So sind schon echte Schätze für immer verloren gegangen“, wissen sie bei der Retrobörse für klassische Videospiele nur zu gut. 20 oder 30 Jahre alte Konsolen-Dinosaurier sind bei Sammlern heute überaus begehrt. Doch Spiel ist nicht gleich Spiel. Konsole nicht gleich Konsole. Dafür geht die Szene regelmäßig auf die Jagd nach Schnäppchen und Raritäten – so wie am Samstag im Zentrum Altenberg.
Und selbst der Pixel-Methusalem persönlich dürfte sich über die Dimensionen mittlerweile wundern. Die Warteschlangen reichten am Morgen vom Eingang bis zur Hansastraße. Der Sammlermarkt hat sich herumgesprochen, nach den Anfängen in Bochum und Oberhausen reicht das Treffen der Sammelbegeisterten mittlerweile bis nach Wien.
„Jede Generation holt sich bei uns einen Teil ihrer Jugend zurück“, weiß Jens Klöpfel aus dem Team der Veranstalter. „Viele heute Erwachsene wollen nun ihren Kindern zeigen, was sie früher selbst gespielt haben.“ C64, Amiga, NES, Gameboy, Game Gear – mittlerweile gibt es sogar wieder die ersten PC-Spiele auf Diskette! Keine realistische Protz-Grafik und der Soundtrack eines Hollywood-Orchesters machen den Reiz aus, sondern der Spaß am Minimalistischen. Schwer angesagt bleibt zum Beispiel die Konsole „Super Nintendo“ mit ihren Allzeit-Hits „Mario-Kart“ und „Street Fighter 2“. Für etwa 50 Euro kann man sich das Abspielgerät zulegen, die Einsteck-Spiele gibt es oft schon ab 5 Euro. Aber hier fängt die Wissenschaft an. Es gibt Raritäten, deren Preis für einen Sommerurlaub reichen würde. Stets begehrt ist die „Secret of Mana“-Box mit Begleitbuch für das SNES. Der Sammlerpreis: ein großzügiger dreistelliger Eurobetrag.
Fans huldigen dem Atari 2600
Das ist allerdings noch gar nichts, wenn man weiter zurückreist und beim alten Atari 2600 eine Ladepause einlegt. Hier werden bei den entsprechenden Raritäten immense Summen geboten – und auch bezahlt. Zuletzt fanden rare Atari-Spiele für 30.000 Dollar ihre Käufer, berichtet Jens Köpfel aus Sammlerkreisen. Übrigens muss man nicht gleich jubilieren, wenn man eine Rarität im Keller findet. Manchmal sorgt erst die Verpackung für einen Höchstpreis. Ein unbeschädigter Originalkarton zum Spiel kann den Sammlerwert um das Zehnfache anheben.
Diese Leidenschaft hat sich mittlerweile auch bei Geldmachern herumgesprochen. Sogenannte „Repros“, also von Privatanbietern nachproduzierte Spiele samt Verpackung, sind unter Sammlern nicht gerne gesehen. Sie dürfen bei den Börsen auch nicht angeboten werden, zumal meistens die Rechtefrage ungeklärt ist. Schmunzeln muss man heute dagegen über die Jugendkontrollen bei frühen Spielen. So stand der Videospiel-Dino „River Raid“ aus dem Haus Activision von 1982 lange Jahre in Deutschland auf dem Index. Hier steuert der Spieler ein Flugzeug, das Ballons und Schiffe abschießen muss, die nicht mehr als aus ein paar Pixelstrichen bestehen. Kaum zu glauben: Im Vergleich zu heutigen Spielen beinhaltet „River Raid“ so viel Gewalt wie eine Partie Tetris. (dihei)