Oberhausen. Sensationelle Premiere von „Timm Beckmanns Liga der außergewöhnlichen Musiker“ im Ebertbad: Weltklasse-Stimmen und Musikkabarett begeisterten.
Wohl dem, der bei der Premiere der wunderbaren, aus Klassik, Chanson und Musikkabarett stimmungsvoll komponierten Premiere von „Timm Beckmanns Liga der außergewöhnlichen Musiker“ im Ebertbad dabei war. Und das waren, wie eine kleine Umfrage des elegant-gewitzt parlierenden Gastgebers zeigte, gar nicht mal so wenige einfach nur neugierige Oberhausener.
Weit mehr als nur unterhaltsame musikalische Bespaßung
Zu denen gesellten sich jede Menge Fans der Liga, die für die seit Jahren regelmäßig ausverkaufte Show in der Essener Zeche Carl keine Karten mehr bekommen hatten. Folglich war der Saal bestens gefüllt, wobei man sagen muss, dass da (im Wortsinn) noch Luft nach oben ist – beim nächsten Mal spielt Timm Beckmann gewiss auch für die Galerie.
Denn was der studierte Pianist, der einst im Duo mit Christiane Weber auch im Ebertbad für große Kleinkunst gefeiert wurde, unter dem sprechenden Titel „Liga der außergewöhnlichen Musiker“ präsentiert, das ist weit mehr als nur unterhaltsame musikalische Bespaßung. Sondern mit Unterstützung eines sechsköpfigen Ensembles von Streichern, Klarinette und Oboe der Essener Philharmoniker, das deshalb auch lässig als „die Phils“ firmiert, die spannende Konstrastierung klassischer Musik mit modernem Liedgut plus intelligenter Comedy als amüsante Würze. Schon, wie Beckmann die von den Phils servierte „Ouvertüre“ zu Louis Spohrs Oper „Faust“ mit feinem Witz nutzte, um auf seinen ersten Gast überzuleiten, war höchst vergnüglich. Zumal er am Flügel auch erhellenden Musikunterricht für die kommende Großtat bot.
Erst Schubert, dann Radiohead
Denn wie die weltweit gefeierte Sopranistin Lydia Teuscher, feinfühlig begleitet von Juliane Ruf, zunächst Schuberts „Mir ist das Herz so schwer“ intonierte, um danach mit zwei duftigen Mozart-Arien zu glänzen, war eine kleine Sternstunde für Oberhausen. Und wurde angemessen lautstark bejubelt. Um gleich darauf von Beckmann und seinen Phils mit „Creep“ von Radiohead ebenso delikat wie charmant kontrastiert zu werden – erste Liga halt.
Eine feine Geste, dass es für den sprach-, stimm- und tastengewaltigen Musikkabarettisten Matthias Reuter danach ein Heimspiel gab, der sich saukomisch über russische Hacker, einen schrägen Kindergeburtstag und – gemeinsam mit Lydia Teuscher – über böse Nachbarn ausließ. Was zu unbändiger Heiterkeit im Publikum führte, das im zweiten Teil des Abends über den grandios gereiften Chansonnier Tim Fischer (nicht verwandt mit Helene) staunen konnte.
Ebenso stimmungsvoll wie witzig
Fabelhaft etwa seine eindringliche Deutung von Jacques Brels „Verlass mich nicht“, die er mit der eigenen „Rinnsteinprinzessin“ herzzerreißend krönte. Dass er obendrein im Duett mit Lydia Teuscher „Der Tod und das Mädchen“ von Schubert anrührend sang, war ein unerwartetes Highlight dieses überwältigenden Abends, den alle Beteiligten mit dem Weber-Beckmann-Klassiker „Der Wandschrank“ gemeinsam ebenso stimmungsvoll wie witzig ausklingen ließen.
Premiere gelungen, Publikum glücklich – und Oberhausen in der Champions League anspruchsvoller Unterhaltungskunst.