Timm Beckmann gastiert mit der „Liga der außergewöhnlichen Musiker“ im Ebertbad. Für Kontraste sorgen Tim Fischer, Sebastian 23 und „Klassiker“.

Wenn sechs klassisch geschulte Musiker der Essener Philharmonie seit nun mehr als drei Jahren dabei bleiben – dann dürfte es sich bei dieser „Liga der außergewöhnlichen Musiker“ nicht bloß um Klamauk handeln. Vielmehr hat Timm Beckmann mit seiner Begegnung von Musikkabarett und Klassik ein Format begründet, das ganz neue Synergien erschließt zwischen dem Frack-und-Abendkleid-Genre und den vermeintlich legereren Kollegen in Bollerhosen und Schlabbershirts. Am Mittwoch, 29. Mai, um 20 Uhr spielt Beckmanns Liga erstmals „auswärts“ im Ebertbad. Ein großer Teil der Karten ist bereits verkauft.

Seit März 2016 war die Essener Zeche Carl, ein soziokulturelles Zentrum alter Schule, das Stamm-Domizil dieser einzigartigen „Liga“, in der Philharmoniker mit der wagnerianischen Wucht von „Guns ’n’ Roses“ aufwarten und die Blockflöte zu AC/DC abrockt. Und das war nur der erste Versuchsballon.

Timm Beckmann hat in seiner Karriere als Wortartist und Flügelspieler schon viele Crossover-Varianten erprobt – durchaus mit nachklingendem Erfolg. So hinterließ das Duo „Weber und Beckmann“ mit der 2012 jung verstorbenen Christiane Weber sechs Chanson-Alben mit sinnlich-verspielten Texten. Im Gespann „Beckmann – Griess“ mit dem Rockgitarristen Markus Griess donnerten sowohl die Saiten als auch die Tasten.

Auf Rosen gebettet: So singt Chansonnier Tim Fischer seine „geliebten Lieder“ zwischen Albernheit und tiefem Empfinden.
Auf Rosen gebettet: So singt Chansonnier Tim Fischer seine „geliebten Lieder“ zwischen Albernheit und tiefem Empfinden. © jim rakete

Für das Gastspiel im Ebertbad sicherte sich der Impresario in schickem Schwarz – neben den längst bewährten Kräften von der Essener Philharmonie – eine so erlesene wie kontrastreiche Gästeschar. Da sind zunächst, Ladies first, die Sopranistin Lydia Teuscher und die Pianistin Juliane Ruf, die als Duo vor elf Jahren in einem Musentempel mit besonderer Noblesse debütierten: in der Londoner Wigmore Hall. Seitdem haben sie mehrfach ihr brillantes Zusammenspiel auf zahlreichen Liederabenden dargeboten. Die Freiburgerin Lydia Teuscher ist seit 2006 festes Ensemblemitglied der Sächsischen Staatsoper. Juliane Ruf widmet sich mit ihrem Klavierspiel ganz der Kunstlied-Begleitung.

Auch solo „endlich erfolglos“

Tim Fischer ist als Lale-Andersen-Preisträger einst auch gerne in großer Robe aufgetreten, hat sich als Chansonnier inzwischen aber etwas abgeschminkt, getreu seinem Programm-Motto „Zarah ohne Kleid“. Von der Leander bis zu bösen Kreisler-Couplets kann man von dem 46-Jährigen fast alles erwarten. Oder wie’s der Sänger selbst formuliert: „Die Themen können von unendlicher Trauer bis zu alberner Überdrehtheit reichen.“

Ob das auch für Sebastian 23 gilt? Der 40-jährige Slampoet, bürgerlich Sebastian Rabsahl, vertritt in der aktuellen „Liga“ die raue Revier-Gegenwart – und ist nur zwei Tage nach dem Teamspiel mit seinem Programm „endlich erfolglos“ auch solo im Ebertbad zu erleben: Am Freitag, 31. Mai, tritt er kämpferisch an gegen die Leistungsgesellschaft.