Oberhausen. Das Mehrfamilienhaus im Ortskern von Osterfeld ist heruntergewirtschaftet. Stadt besteht darauf, dass die schlimmsten Mängel abgestellt werden.
Sie passten gar nicht alle in den Hausflur und in die Wohnung von Suzana Tair im Problemhaus Vestische Straße 20. Nach dem Bericht dieser Zeitung über die erschütternden Zustände in dem Mehrfamilienhaus in Osterfeld sah sich ein 13-köpfiges Team der Stadt Oberhausen vergangenen Freitag dort um. Horst Ohletz von der städtischen Ordnungsbehörde hatte Kollegen von Bauordnung, Feuerwehr und Wohnungsaufsicht hinzugezogen, um sich ein umfassendes Bild machen zu können.
Mit dabei war Peter Heß vom Mieterschutzbund. Ihm hatte Tair vor dem Bericht dieser Zeitung ihr Leid geklagt. Vorläufiges Ergebnis der Razzia: Wenn die Mieter im Obergeschoss ihren dortigen Schuhschrank forträumen, bleibt ihnen die Räumung des Hauses vorerst erspart.
Schimmel muss beseitigt werden
Er gilt in dem hölzernen Treppenhaus als mögliches Brandnest. Aber die Räumung ist nur vorerst kein Thema. Denn gegen die Vermieterin, die nicht zugegen war, wurden strenge Auflagen erlassen. Schon bis Mittwoch habe sie für eine abschließbare Wohnungstür bei Tair zu sorgen, außerdem für eine Haustür, die sich schließen lässt, berichtet Peter Heß. „Privater Wohnraum darf nicht jedermann zugänglich sein.“ Die sechsfache Mutter, die hier seit sechs Jahren wohnt, muss ihre Wohnungstür nachts von innen verbarrikadieren, um ruhig schlafen zu können.
Auch die anderen Auflagen haben es in sich, obwohl es sich angesichts einer Warmmiete von 680 Euro (ohne Heizkosten) für drei Zimmer eigentlich um Selbstverständlichkeiten handelt. „Sie muss für funktionierende Heizventile sorgen, den verschimmelten Putz abschlagen und neuen Putz auftragen lassen“, berichtet Heß. Bislang fallen die Tapeten in Flur, Bad und Küche wegen feuchter Wände ab. Die Mieterin muss dauerlüften, damit es nicht nach Schimmel riecht. Weil mehrere Heizkörper sich nicht regulieren lassen, hat die 34-Jährige monatliche Heizkosten von 400 Euro. „Normal wären zwei Euro pro Quadratmeter“, sagt Peter Heß. Das wären höchstens 160 Euro monatlich.
Stadtsprecher Frank Helling ergänzt in einer Pressemitteilung, der Wohnungsaufsicht sei das Haus bereits bekannt. Allerdings nur wegen der fehlenden Klingeln. Sie, die überquellenden Mülltonnen vor dem Haus und die nur notdürftig geflickte Wohnzimmerscheibe von Suzana Tair waren jedoch nur äußere Anzeichen eines völlig heruntergewirtschafteten Gebäudes.
Helling weiter: „Aus Brandschutzgründen muss der Keller entmüllt werden. Die Vermieterin muss hier unverzüglich tätig werden. Die vor dem Keller errichtete Mauer muss beseitigt und durch eine Brandschutztür ersetzt werden.“ Auch dabei müsse die Vermieterin unverzüglich tätig werden. Das bekomme sie alles schriftlich. In den Wohnungen vermissten die Ordnungshüter zudem Rauchmelder. Auch das zu ändern, wurde ihr aufgetragen.
Suzana Tair erzählte, ihr 15-jähriger Sohn schäme sich, hier zu wohnen. Aber sie hält es für schwer, als allein erziehende Mutter mit sechs Kindern, die von Sozialhilfe lebt, Besseres zu finden. Peter Heß lobt den Mut der 34-Jährigen, an die Öffentlichkeit zu gehen: „Es muss auch für andere Vermieter deutlich werden, dass man so mit seinem Eigentum nicht umgehen darf und, wenn doch, dass es Konsequenzen hat.“