OBERHAUSEN. . Aufstieg verpasst, aber die Mannschaft gefeiert: Das pure Glück hält bei RWO nur 18 Minuten. Handynetze gehen in die Knie. Flitzer auf dem Rasen.
Ganz Oberhausen ist heiß! Samstag, 14 Uhr: „Ri-Ri-Ro, RWO“, der Klassiker des Kult-Gesangstrios „Drei Dötze“ schallt durch das Stadion Niederrhein und 8053 Fans halten hoffnungsvoll ihre rot-weißen Schals in die Höhe. Samstag, 15.50 Uhr, gleicher Ort: Die Spieler liegen zusammengekauert auf dem Rasen, Tränen fließen. Aufstieg verpasst! Doch auf den Rängen singen sie nur „You’ll never walk alone“. 3:3 gegen den SC Verl. Konkurrent Viktoria Köln siegt 1:0 gegen die Gladbach-Reserve. Der Schlussakkord für ein emotionales Aufstiegsdrama in der Fußball-Regionalliga.
Präsident zurück im Stadion
„Dat wird watt“ schlagen sie sich vor dem Anpfiff noch hoffnungsvoll am Stadionvorplatz auf die Schultern. Manche Gesichter sind in Rot und Weiß geschminkt. Schon eine Stunde vor dem Anpfiff pilgern Karawanen die Lindnerstraße hinunter. Gut besetzte Shuttlebusse halten am Stadion. „Wird voll“, sagen sie am Kassenhäuschen. „Wir rücken auch zusammen!“ Man nimmt die Wartezeit am Eingang mit Humor.
Die Emschertribüne mit ihren Stehrängen, rappelvoll: „Alle in Rot“, das Motto der Fans vorab kommt an. Unten auf dem Rasen steht Präsident Hajo Sommers zum ersten Mal nach seinem Schlaganfall wieder im Stadion, bedankt sich für eine „geile Saison“. Aufmunternder Applaus. Die RWO-Aufstiegsmannschaft von 1969 um Karl-Heinz Feldkamp und Franz Krauthausen wird begrüßt, drückt alle Daumen. Ein emotionaler Sturmlauf — Anpfiff!
Das Spiel läuft erst Sekunden, schon senken die ersten ihre Köpfe. Das ist keine Skepsis! Sie schauen auf ihre Handys, suchen nach Live-Tickern. RWO benötigt für den Aufstieg Schützenhilfe — liegt einen Punkt hinter Viktoria Köln.
Die Tribüne bebt – doch wie steht es in Köln?
Handynetze machen nicht mit. Kein Netz! Während mancher Fan noch flucht, zappelt der Ball in den Maschen. „Wie jetzt?“ Vom Mittelkreis hebt Cihan Özkara den Ball in den Verler Kasten. Die Tribüne bebt! Wie steht es in Köln? 0:0! Das würde reichen. „Wir haben das rot-weiße Licht angemacht“, singen manche euphorisiert und erinnern nicht nur an den Bergbau, sondern auch an den letzten RWO-Aufstieg von vor elf Jahren.
Doch das Glück hält nur 18 Minuten. Gegentreffer, nun wäre Köln wieder aufgestiegen. Ein Fernduell nimmt Fahrt auf. Zur Pause wieder Nostalgie, während der Bildschirm des Smartphones nur langsam eine Seite aufbauen möchte. „Früher hatten wir keinen Live-Ticker, wir hatten Brieftauben“, erinnert man sich über die frühe Übermittlung von Fußball-Ergebnissen im Revier.
Und RWO lässt federn, zwei Gegentreffer 1:3, ein Elfmeter verschossen. Zwischendurch rennt noch ein Flitzer selten dämlich über den Rasen. Und Köln führt auch noch! „Das war’s“, winken viele ab und steuern die Bierbude an. „Chancen ohne Ende“, heißt es und „Jetzt hilft nur noch ein Wunder!“ Die gibt es aber bekanntlich immer wieder. Plötzlich der Anschluss und in der Nachspielzeit sogar der Ausgleich.
An der Seitenlinie werden sie jetzt hektisch: Zwei Daumen recken sie gestenreich in die Höhe. Die Bank um Mike Terranova wird wild. 1:1 in Köln? Auch in der Kurve macht das vermeintliche Ergebnis die Runde. Die Fans peitschen ihr Team nach vorne. „Es wird doch nicht, es wird doch nicht...“ Nein - und das Kölner Ergebnis entpuppt sich als Ente. Abpfiff. Tränen. Aber viel Applaus. „Wir kommen wieder!“