oberhausen. . Roderick Buchanan revolutioniert für Urbane Künste den Fußball. Auf dem Platz des SC 20 Oberhausen geizt der Mann aus Glasgow nicht mit Toren.

Wer mit Hinterhof-Fußball aufgewachsen ist, der kennt die eigenwilligen Regeln des Straßenkicks. Doch mit „Drei Ecken, ein Elfer“ wollte sich Roderick Buchanan nicht begnügen. Der Schotte geizt nicht mit Toren. In seiner Fußball-Variante kicken drei Mannschaften zeitgleich auf drei Tore. „Ein fantastisches Durcheinander“, sagt der Mann aus Glasgow, der sich für sein Kunstprojekt den alten Ascheplatz des SC 20 Oberhausen am Knappenmarkt ausgesucht hat.

Da steht er nun, natürlich im Kilt, hält den Ball in die Höhe und deutet für eine Besuchergruppe gestenreich auf jene alte Platzanlage, auf der ein Regenschauer kleine Pfützen hinterlassen hat. Buchanan springt hier im Sechseck. Er hat ein „Hexagon Fußbälllfeeeld“, wie er es mit einem charmanten Akzent ausspricht, entworfen. Auf diesem Spielfeld treten drei Teams mit jeweils fünf Spielern gegeneinander an. Wer gewinnt? Roderick Buchanan: „Wer die wenigsten Tore kassiert!“

„The Ball must be round“

Asche am Knappenmarkt.
Asche am Knappenmarkt. © Christoph Wojtyczka

Das Projekt „Ruhr Ding“ der Urbanen Künste lockt derzeit in Bochum, Dortmund, Essen und Oberhausen zu 22 für Besucher kostenlosen Kunstideen. Der besondere Kick des Kunstprofessors aus Glasgow ist ein Teil davon — und das bemerkenswert kleinteilig.

Am bulligen Fanggitter hängt ein großes weißes Plakat mit dem simplen Regelwerk, um auch die letzten Zweifel zu beseitigen. „The Ball must be round“, der Ball muss eben rund sein. Drei gleichstarke Teams sollten auf der Asche stehen. Keine komplizierte Torlinientechnik, kein umstrittener Videoschiedsrichter. Urbanes Spiel, urbaner Platz, urbane Kunst.

Im Vereinsheim.
Im Vereinsheim. © Christoph Wojtyczka

Neben dem sechseckigen Fußballfeld mit drei Toren gibt es im Vereinsheim eine Fernrohr-Perspektive aus Buchanans fußballerischen Beobachtungen der vergangenen neun Jahre. Der Schotte hatte sie auf seinem Instagram-Profil gesammelt. Nun verlassen diese Eindrücke die Grenzen des Internets und hängen in den Fluren. Sie zeigen, wie sehr sich die Seele des Oberhausener Bezirksligisten mit dem Amateur-Fußball auf den schottischen Plätzen gleicht. Ohne Schick und Glanz.

Ein Stück Doppelgänger-Kultur

Die Anlage des SC 20 ist nicht zufällig gewählt. Der Verein zieht ein Jahr vor seinem 100-jährigen Bestehen auf eine moderne Platzanlage um. „Ich hatte die Idee, hier einen letzten Abschied zu schaffen. Ich liebe die Romantik von Ascheplätzen.“ Auch seine schottische Heimat erinnere ihn stark an das Ruhrgebiet, mit all den Spuren der Schwerindustrie. Buchanan nennt es eine „Doppelgänger-Kultur“, die ihn fasziniere. „Als ich aus dem Flieger gestiegen bin, habe ich mich gleich wie Zuhause gefühlt. Ebenso geht es mir häufig beim Fußball!“ Und seine Gedankenspiele bleiben keine Theorie.

Interessierte dürfen an den Donnerstagen jeweils ab 19 Uhr auf dem Ascheplatz des SC 20 Oberhausen im Sechseck kicken. In seinem wunderbaren Durcheinander.

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„Hexagon Pitch“ befindet sich an der Knappenstraße 141a. Das Kino im Europa-Palast an der Elsässer Straße 25 zeigt als Videoinstallation Ariane Lozes One-Woman-Show „Nein Weil Wir“ . Am Willy-Brandt-Platz 1 ist Kitev im Bahnhofsturm mit „OMG!“ dabei. Die Berliner Künstlergruppe bi’bak erläutert „Bitter things“ im Oberhaus an der Friedrich-Karl-Straße 4. Im Wartesaal des Einwohnermeldeamtes an der Schwartzstraße 72 gastiert „Mein Name ist Sprache“.

Die Standorte sind bis zum 30. Juni täglich geöffnet: Di., Mi., So. 11 bis 18 Uhr, Do., Fr., Sa.: 11 bis 20 Uhr, Mo.: geschlossen.