Oberhausen. Der ehemalige Rabauken-Fußballer Mario Basler scherzt nun als Comedian. Seine 90 Minuten im Oberhausener Ebertbad sind erschreckend unterhaltsam.

Was hat Mario Basler als Spieler des FC Bayern München wohl vor 20 Jahren in der Nacht vor dem Champions-League-Finale gegen Manchester United gemacht? A) Geschlafen? B) Gelesen? Oder C) Gesoffen bis die Schwarte kracht? Am Sonntagabend löste der ehemalige Vorzeige-Fußballer des Boulevards im Ebertbad bei seinem ersten Comedy-Programm die Frage auf — auch wenn man beim Titel „Basler ballert“ selbst darauf kommen könnte.

Wer die knapp 27 Euro für eine Eintrittskarte nun aber nur ausgegeben hatte, um zu sehen, wie der ehemalige Bundesliga-Torschützenkönig (1995) stümperhaft scheitert, der hätte sein Geld genauso gut bei einer Meisterschaftswette auf Schalke setzen können. Die 90 Minuten in der mit 400 Fans fast komplett gefüllten Kulturstätte meistert der 50-Jährige erschreckend unterhaltsam.

Rabauke auf der Fußball-Bühne

Super-Mario in Aktion - für Scherze mit jungen Fans ist in seinem Comedy-Programm Platz.
Super-Mario in Aktion - für Scherze mit jungen Fans ist in seinem Comedy-Programm Platz. © Udo Gottschalk

Und so ein abendfüllendes Comedy-Programm ist schon etwas anderes, als in einer Talkshow selektiv Sprüche abzusondern. In 90 Minuten sind schon ganz andere im Theater untergegangen. Vielleicht hat es ja geholfen, dass Basler schon zu Profi-Zeiten den Fußball als Bühne betrachtet hat. Als Rabauken-Fußballer traf Mario Basler in Kaiserslautern, Bremen und München bei Mätzchen und Skandälchen jedenfalls konstant.

Diese gibt er nun in seinem Comedy-Programm zum Besten: Er erzählt davon, dass sein Ex-Mitspieler Uli Borowka bei Werder Bremen nur „der Dicke“ hieß und bei einer durch Kaltgetränke veredelten Radtour zurück ins Teamhotel im Straßengraben landete. Ebenso plaudert Basler darüber, dass er nur einmal (!) in einer Halbzeit-Pause eine Kippe geraucht habe, dabei aber von Trainer Otto Rehhagel prompt erwischt wurde.

Lothar Matthäus als überragender Mitspieler

Flasche leer? Im Oberhausener Ebertbad huldigt Mario Basler auf der Theaterbühne einer Flasche Wasser.
Flasche leer? Im Oberhausener Ebertbad huldigt Mario Basler auf der Theaterbühne einer Flasche Wasser. © Udo Gottschalk

Basler schwärmt, dass er Lothar Matthäus heute noch als überragenden Mitspieler schätzt. Dagegen Martin Meichelbeck, damals beim VfL Bochum, für ihn die größte Pfeife war. „Der hat mir vor einem Spiel im Spielertunnel seine Schuhe gezeigt und gemeint: ‘Basler, die Stollen habe ich nur für dich dabei!’ Nach 20 Minuten wurde er dann ausgewechselt. Ich hab ihn dann verabschiedet mit: ‘Hat ja toll geklappt mit den Schuhen!’“

Nein, in Watte packt er Ehemalige und Gegenwärtige nicht. Wenn er Pfeife meint, sagt er auch Pfeife. Dem ehemaligen Bayern- und Nationaltrainer Erich Ribbeck droht er im Sturmlauf der Entrüstung sogar Prügel an. Und wenn es um die mimosenhafte Generation der heutigen Spieler geht, stehen Basler sowieso die kaum vorhandenen Haare zu Berge. „Bei all den gegelten Frisuren sieht der Kopf nach dem Spiel genauso aus wie vorher!“

Das letzte Weizenbier um 3.30 Uhr

Bierselig sind hier nur die Geschichten. Die Fans lauschen konzentriert, sie tragen Trikots von Bayern München, Werder Bremen, Rot-Weiß Oberhausen — und einer erscheint sogar im Dress des MSV Duisburg. Dieser Stilbruch zieht Zwischenfragen an. Basler hat für sein Comedy-Comeback trainiert. Seine Anekdoten bringt er gefällig, auch wenn er sich oft in Details verdribbelt und die Zuhörer lange auf Pointen warten müssen.

Erschreckend unterhaltsam: Mario Basler als Comedian.
Erschreckend unterhaltsam: Mario Basler als Comedian. © Udo Gottschalk

Doch das Kabinengeflüster kommt an. Auch die Einblicke ins besagte Champions-League-Finale 1999, das die Bayern gegen die Engländer bekanntlich in letzter Sekunde verloren. Erst beschwerte sich nach seinem verpassten Zapfenstreich Trainer Ottmar Hitzfeld. Dann Manager Uli Hoeneß. „Ich dachte nicht, dass ich am anderen Tag spiele. Also habe ich um 3.30 Uhr noch ein Weizenbier bestellt!“

Basler spielte, traf sogar zum 1:0 und wurde in Führung liegend kurz vor dem bitteren Ende ausgewechselt. „Genau genommen, bin ich damals Champions-League-Sieger geworden — eine Prämie habe ich trotzdem nie erhalten!“

>>> Präsident Hajo Sommers als Zwischenrufer

Zahm wurde Mario Basler nur, als es um Oberhausen ging. „Das war eine tolle Zeit — und das meine ich ernst!“, sagt der Mann, der RWO von Oktober 2011 bis September 2012 trainierte, dann zurücktrat. Ein Satz traf besonders den Nerv: „RWO steigt auf! Ich habe ein gutes Gefühl!“

Dass der Europameister den Kleeblättern im Gegensatz zu anderen Trainern keine Trennungs-Euro kostete, hat man nicht vergessen. Sein Ex-Präsident und Ebertbad-Chef Hajo Sommers verfolgte den Abend mit einem Glas Bier in der Hand. Rief dazwischen. „Ein echter Typ!“