oberhausen. . MuVi-Preis der Kurzfilmtage zeigt eine wechselhafte Auswahl. Siegerclips erhalten verdienten Applaus. Andere Beiträge zerren am Nervenkostüm.

Musik ist meistens eine Frage des mehr oder weniger guten Geschmacks, manchmal aber schlichtweg Körperverletzung: Bei der 21. Auflage des MuVi-Preises der Kurzfilmtage lieferte Nikolas Müllers Video zur Klanginstallation von Duoni Liu den Beweis. Die nie enden wollenden Klangwiederholungen aus „Sollten Behinderte Bioeier kaufen?“ belästigten knapp neun Minuten lang mit Penetranz. Ein Picknick im Maschinenraum eines Kreuzfahrtdampfers hätte genauso viel Spaß gemacht. Selbst für schmerzfreie Avantgardisten: harte Kost!

Der Preis für die besten Musikvideos lässt seit Jahren Platz für Streitbares — und zeigt regelmäßig Perlen. Was die Jury um den amerikanischen Musiker und Produzenten Eric D. Clark, den Mülheimer Künstler Jan Ehlen und die US-Journalistin Liz Pelly für die beiden vorderen Plätze ausgesucht hatten, kann man problemlos abnicken. „Trying to forget you“ von Aérea Negrot und Simon*e Paetau lobte die Jury für ihre „konfrontative Energie und Schönheit“. Für den Siegerclip mit pulsierenden nächtlichen Momentaufnahmen kassieren die Künstler 2000 Euro Preisgeld – nicht schlecht für einen Schnellschuss: Um 20 Uhr überkam sie die Idee, um 22 Uhr begannen sie zu drehen, um 6 Uhr morgens war alles fertig. Tusch!

Überkopf-Perspektive für den besten Songtext

Auch der von Schorsch Kamerun, Mense Reents, Timo Schierhorn gestaltete Clip zu „Nützliche Katastrophen“ von der Hamburger Punkband „Die goldenen Zitronen“ funktionierte. Er zeigt klotzigen Polit-Prunk der Kategorie Donald Trump vor ikonischen Gemälden. „Ein Video, das uns durch die Dringlichkeit ansprach, mit der es institutionelle und politische Macht hinterfragt, geschildert in einem visuellen Narrativ, das ebenso kraftvoll wie spielerisch ist“, meinte die Jury. 1000 Euro gab es hierfür.

Auch das Publikum durfte abstimmen und entschied sich unter den elf Finalclips für Céline Kellers liebevoll gestaltete „Blitze“ zur Musik des Elektro-Pop-Duos Donna Regina. 500 Euro stiftete dafür das Kunstmagazin „Kultur.West“. Ebenfalls stark im Wettbewerb, aber leider nicht ausgezeichnet: „Schuld“ vom Indie-Pop-Doppel Theodor Shitstorm. Der Beitrag hatte mit einer unerwarteten Überkopf-Perspektive nicht nur eine visuell ansprechende Idee, sondern auch den besten Songtext.