oberhausen. „Stille Eimer“ heißt die Reihe von Objekten von neun Künstlern. Die Buchhandlung Ulrich Blohm an der Elsässer Straße zeigt sie in ihrer Galerie.
Literatur mit anderen Künsten in Verbindung bringen, das möchte Ulrich Blohm in seiner neuen Buchhandlung an der Elsässer Straße. Dazu hat er nun eigens eine kleine Galerie eingerichtet. Zur Eröffnung der dritten Ausstellung dort konnte er am Donnerstagnachmittag neun Künstler und ihre Werke begrüßen. Sie hatten unter der Regie von Helmut Kottkamp zum Thema „Stille Eimer“ gearbeitet.
Simple Mörteleimer dienten dabei als Grundlage. Und zwar in der Weise, dass die Beteiligten jeweils einen Aspekt des Kunstwerks eines anderen Kollegen zum Thema aufgreifen und weiterführen sollten.
Der „Ur-Eimer“ stammte dabei von Helmut Kottkamp: ein Sammelsurium von Fundstücken, von alten Handschuhen bis hin zu Schrott. „Alles ist im Eimer“ hatte er es betitelt. „Darin ist, was für mich Wert hat“, erläuterte er zur Einführung.
„Ich liebe die saloppe Sprache der Menschen hier“
Weil sich im „Ur-Eimer“ auch ein Spiegel befand, griff die Duisburgerin Claudia A. Grundei den Spiegel bei Kottkamps Mörteleimer auf und legte einen solchen auch in ihren Eimer, versehen mit der Frage „Bisse im Eimer?“ – „Ich liebe das Ruhrgebiet, auch die saloppe Sprache der Menschen hier“, erklärt sie. Alte Holzdrucklettern aus der früheren Druckerei ihres Vaters, spiegelverkehrt fotografiert, kleben im Eimer.
Große Lettern, diesmal nicht spiegelverkehrt, finden sich auch am Objekt von Edelgard Dullin. Ihr Eimer ist aber auf den Kopf gestellt. „Eimerweise Träume“ heißt die Arbeit. Sie zeigt den Stoff eines Hochzeitskleides, an dem unzählige Fotos aus dem Familienalbum angeheftet sind, die scheinbar aus dem Behälter gekippt werden.
Auf diese Weise setzt sich das „Improvisationstheater“, wie Linda Schmitz von der Ludwiggalerie es bei er Eröffnung nannte, von Künstler zu Künstler fort. Mit einer durchsichtigen Kuppel hat Deborah Harpering ihren Eimer versehen, auf ein Geäst gestellt und ihm damit nach Ansicht von Schmitz Leben eingehaucht.
Hommage an Max Ernst
Als „Hommage an Max Ernst“ wertet sie das Werk von Cornelia Schweinoch-Kröning, über das sich wie ein Segel ein aufgefächertes Kleid spannt. Die knittrige Struktur ist mit der Technik der Frottage entstanden, die Max Ernst in die bildende Kunst eingeführt hat. Die Frucht des Unterseegrases Posidonia krönt diese Arbeit.
Den Mörteleimer als leeres Gefäß zeigt Lara Schumann und bietet damit den Blick auf den schwarzen Boden. Dazu Schmitz: „Allein wir geben ihm Sinn und Funktion.“
Seinen zweiten Eimer in der Ausstellung hat Helmut Kottkamp mit einer Lichtquelle versehen, eingelegt in ein Stoffband. Ulla Vondung dagegen hat ihn in grünen Stoff gehüllt, damit fast unkenntlich gemacht. Sie lässt darüber die Sonne aufgehen, dachte selbst dabei aber wohl eher an ein gefiedertes Eigelb.
Umrisse einer Kuh auf grüner Wiese
Jörg Meuser hat seinen Sandbehälter mit einem silbern glänzendem Trichter ausgekleidet und lässt darin, astronomisch anmutend, zwei silberne Kugeln miteinander in Beziehung treten. Jörg Rosendal schließlich zeigt ein Objekt mit einer hellen, bildschirmhaften Oberfläche, auf der die Umrisse einer Kuh auf grüner Wiese zu erkennen sind.
„Mich hat die Idee der Ausstellung angesprochen“, sagte Besucherin Karin Flesch. Ihr Favorit ist der „Stille Eimer“ von Claudia A. Grundei. „Bisse im Eimer? Die Frage wird ja jedem gestellt, der hineinschaut.“
>>>>>>> Für die Begegnung mit bildender Kunst
Im März 2018 hat Ulrich Blohm seine Buchhandlung aus dem Bero-Zentrum zurück an die Elsässer Straße 33 verlegt. 28 Jahre lang hatte er in Oberhausens erstem großen Einkaufszentrum Bücher angeboten. Seine Ursprünge liegen allerdings an der Elsässer Straße – genau gegenüber seinem heutigen Ladenlokal. 1990 wich er dort der übermächtigen neuen Konkurrenz der Buchhandelskette Thalia nach Lirich aus.
„Literatur und Kunst gehören für mich zusammen“, erklärte er am Donnerstag. Und da sein neues Ladenlokal über ein offen zugängliches Zwischengeschoss verfügt, biete es sich doch an, diesen Raum für die Begegnung mit bildender Kunst zu nutzen. Die Ausstellung „Stille Eimer“ ist dort während der Geschäftszeiten bis zum 29. Juni zu sehen.