OBERHAUSEN. . Zum Theatertreffen für junges Publikum kommen vom 15. bis 21. Juni Gäste aus Frankreich und Mittelamerika. „Fake on me“ ist als Heimspiel dabei.
Dieser „Westwind“ ist auch eine tropische Brise: In seinem ersten Oberhausener Gastspiel seit zwölf Jahren wird das NRW-Theatertreffen für junges Publikum zugleich zur internationalen Begegnung. Denn die Gastgeber vom Theater Oberhausen sorgen für ein bescheiden „Rahmenprogramm“ genanntes Extra staunenswerter Aufführungen – das schon fast ein zweites Festival im Festival ausmacht.
Denn „Westwind“ ist, wie schon vor zwei Jahren in Moers, auch am Will-Quadflieg-Platz vom 15. bis 21. Juni Teil der bundesweiten Initiative „Die offene Gesellschaft“. Und die jungen Gäste aus Frankreich und Mittelamerika sorgen nicht nur für internationales Flair. Die Jugendlichen leben auch in Gastfamilien in Oberhausen „damit wir wirklich zu einem Austausch kommen“, wie Intendant Florian Fiedler sagt.
Stars der afrikanischen Tanz-Szene
Das vielleicht erstaunlichste Gastspiel, von „Le Fleur BB“, ist bereits am ersten der sieben Festival-Tage zu erleben, am Samstag, 15. Juni, um 17.30 Uhr. Hinter „Pièce d’actualité n°11“ verbirgt sich der außerordentliche kreative Coup der Theater- und Performance-Kreateure Monika Gintersdorfer und Franck E. Yao: Ihnen gelang es, die zuvor von den Bewohnern ignorierten Kulturzentren in den Pariser Banlieues tatsächlich für die Jugendlichen afrikanischer Herkunft zu erschließen.
So entstanden mitreißende Tanz-Performances, deren Videos bis zur Elfenbeinküste Klick-Karriere machten. „Es sind Stars der Szene“, sagt Florian Fiedler, „ich freue mich total darauf“.
Zirzensische und schauspielerische Talente in einer Umgebung, die nur Benachteiligung und Gewalt vermuten ließe, entdeckt und fördert auch die Kinderkulturkarawane – eine Hamburger Institution seit 19 Jahren. „Wir hatten einen Testlauf mit einer Gruppe aus Südafrika“, berichtet Romi Domkowsky, die Leiterin der Theaterfaktorei.
Mit dem „Westwind“ kommt nun aus El Salvador „La gran travesía de la cipotada“, mit zwei Aufführungen am Sonntag, 16. Juni, um 14 Uhr und am Dienstag, 18. Juni, um 9.30 Uhr. In einer Zirkus-Szenerie erzählen die Jugendlichen von Menschen, die ihre Flagge in ein fremdes Land pflanzen wollen – und erkennen: Es gibt Wichtigeres als Nationalflaggen. Die Gäste aus Nicaragua stellen „Los Aguizotes“ vor, ein traditionelles Fest, das ebenfalls mit den Mitteln des Zirkus von Legenden erzählt – und in dieser poetischen Form Kritik an der Ausbeutung von Kindern übt. Zu erleben am Sonntag, 16. Juni, um 16.30 Uhr und am Dienstag, 18. Juni, um 12 Uhr.
Experimentelles Jonglieren
Zwei französische Profi-Ensembles zwischen Artistik, Tanz und Schauspiel komplettieren das „Festival im Festival“. Die Compagnie De Fracto beschreibt ihre Auftritte als „experimentelles Jonglieren – mit viel Spaß“. Das Programm heißt „Flaque“ (französisch für Pfütze) und verspricht ein spritziges Vergnügen (auch ohne nasse Füße), am Sonntag, 16. Juni, um 18 Uhr.
Und bei der sehr modernen Märchen-Inszenierung „7M2“ (für sieben Quadratmeter) fragte sich selbst Florian Fiedler, durchaus erfahren in der Theaterarbeit mit eingespielten Videos: „Wie machen die das?“
In einem Spiel mit verblüffenden Licht- und Nebeleffekten erleben große und kleine Zuschauer ab vier Jahren am Donnerstag, 20. Juni (Fronleichnam), um 15 Uhr diese Variation von „Hänsel und Gretel“. Last, not least, gibt’s auch ein Heimspiel. Die Oberhausener als gastgebendes „Westwind“-Theater dürfen zwar nicht am Wettbewerb teilnehmen – doch außer Konkurrenz gibt’s die letzte Vorstellung von Yves Hinrichs’ „Fake on me“ mit ganz groß aufspielenden, tanzenden und singenden Oberhausener Jugendlichen: Am Freitag, 21. Juni, um 15 Uhr lassen sie mit Verve und Witz das digitale Smartphone-Leben auf eine analoge Wirklichkeit prallen, die sich nicht so leicht wegwischen lässt.
>>> THEATERFEST IN DEN WESTWIND-FARBEN
Mit einem Familientheaterfest stimmt das Theater am Sonntag, 16. Juni, von 14 bis 18 Uhr auf das „Westwind“-Festival ein. Der Will-Quadflieg-Platz soll in den blau-roten „Westwind“-Farben erblühen. Kinder schminken Erwachsene und die Volxküche am Theaterstrand lädt ein zur Schnibbel-Disco: vier Attraktionen in einem Satz.
Der Sachenerfinder Jens Burde baut mit den Besuchern an einer Brücke aus Holz, einem Iglu aus Pappe und einem Tipi aus Bambus. Kinder schminken Erwachsene. Es wird gemalt, sich verkleidet und gebastelt.
Und es gibt ein winziges Theater für genau einen Zuschauer.
Theaterkarten für die elf Westwind-Produktionen und die fünf internationalen Gastspiele kosten als Einzeltickets 8 Euro, für Kinder und Jugendliche 5 Euro.
Der Festivalpass kostet 35 Euro, für Kinder und Jugendliche 20 Euro, erhältlich unter 0208 - 8578 184, theater-oberhausen.de.