Oberhausen. . Das Zeitalter der pochenden Großraumdiskotheken ist vorbei. Wir erinnern an kultige Tanztempel aus Oberhausen und was von ihnen geblieben ist.
Kinder, wie die Zeit vergeht! Sobald ein bekannter Name einer Diskothek aus dem Oberhausener Nachtleben für eine Revivalparty verwendet wird, dann ist die Aufregung groß. Grund genug, einmal genauer ins Archiv zu blicken: Diese Diskotheken schrieben bei uns Tanzgeschichte.
Stratosphaere
Völlig losgelöst! Der Dinosaurier unter den Diskotheken öffnete im Februar 1977 an der Klörenstraße. Ein Club, in dem noch keine Klimaanlagen für wohlige Frische sorgten. Tanzen ohne Schnick-Schnack. Obwohl: Die Laser-Lichtshow war damals eine Sensation. Weltstars spielten in Styrum intime Konzerte, so wie die schottischen New-Wave-Rocker Simple Minds. In der „Phaere“ legte ein Jugendforum den Grundstein zur Gründung des „Druckluft“. Ärger gab’s auch: Nachbarn beschwerten sich über knatternde Mopeds.
Und heute? Im Kulttempel gibt es Revival-Partys, die nächste Sause steigt am Samstag, 16. November.
Old Daddy
Alter, was für ein Laden! In Sterkrade zog das „Old Daddy“ von 1980 bis 1995 an der Finanzstraße die Tänzer an. Von wegen Partykeller! Es handelt sich um einen Saal, der viel Oberhausener Geschichte in sich trägt. Früher flackerten hier zunächst im Kino Lito-Palast junge Kinostreifen über die Leinwand. Nach dem „Old Daddy“ nutzte die Kleinstädter Bühne die umgebauten Räume für ihre Vorstellungen. Es ist historischer Bodenbelag: Selbst Sänger Campino erinnert sich mit Wonne an den Kult-Laden. In Sterkrade spielte er 1987 mit den Toten Hosen eines der ersten Konzerte. Kartenpreis: 18 DM.
Und heute? Ja, er lebt noch! Zum Tanz in den Mai am 30. April gibt es eine Old-Daddy-Revival-Party im Kulttempel.
Club Royal
Willkommen im Club! Die frühe Diskothek ließ einst am Friedensplatz in der Innenstadt die Plattenteller kreisen. Von Anfang der 1970er bis in die 1980er Jahre galt der „Club Royal“ als eine der angesagten Zappelbuden im westlichen Revier. Er gilt als Experimentierbecken der frühen Nachtschwärmer in der Innenstadt.
Und heute? Zuletzt gab es „Club Royal Partys“ im Kulttempel.
Turbinenhalle
1993 ging die durch den Geschäftsmann Edgar Engel geführte Turbinenhalle als größte Großraumdiskothek Deutschlands ins Tanzrennen. Die ehemalige Industriehalle der Guten Hoffnungshütte (GHH) lockte in den 1990er-Jahren in seiner großen „Halle“ Fans der elektronischen Musik. 2007 hieß es im Lipperfeld: Feierabend!
Und heute? In der Turbinenhalle gibt es unter neuer Führung Konzerte, Festivals und Kongresse. Nur die kleinere Halle „Steffy“ ist heute noch eine Diskothek.
T-Club
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Am Donnerstagabend träge auf dem Sofa eindösen? In den 1990er-Jahren lockte der „T-Club“, ein kleinerer Bereich der Turbinenhalle, selbst mitten in der Woche auf die Tanzfläche. Ganze Oberstufen-Jahrgänge zappelten ab 22 Uhr in dem Rock- und Pop-Schuppen ab. Es soll Unerschütterliche gegeben haben, die vom „T-Club“ direkt in die Frühstunde wechselten.
Und heute? Die Revival-Party am Samstag, 29. Juni, in der Turbinenhalle schlug vorab ein. Erwartet werden Tausende Tänzer. Es gibt nur noch wenige Restkarten.
Music Circus Ruhr
Das Zelt. Der Vorreiter. Der „Music Circus Ruhr“ leistete am Stadion Niederrhein tanzbare Pionierarbeit für heitere Disco-Wigwams. Zwischen 1987 und 1996 tropften Schweißperlen von der Zeltplane. Legenden wie James Brown sangen in der Manege. Tigerkäfig und Luftballons entzückten.
Und heute? Zwischen 2012 und 2017 bauten die Macher von damals das alte Zirkus-Zelt erfolgreich für Revival-Partys wieder auf. Seitdem ist es stiller geworden.
>>> Info: Party-Legenden reichen von Heldentanz bis Freischwimmer
Nicht nur der Belag von Stammlokalitäten musste Belastungsproben überstehen: Auch kultige Party-Serien sorgten in den 1990er- und 2000er-Jahren für ein munteres Bäumchen-wechsel-dich-Spiel.
Als Straßenfeger galt lange der „Heldentanz“, der zunächst im Ebertbad startete und in der Luise-Albertz-Halle für die markanten langen Warteschlangen vor der Tür sorgte. Die Expansion unter einem neuen Veranstalter in Nachbarstädte wie Duisburg und Essen scheiterte jedoch. Nach einer längeren Pause kehrte die Partyreihe im Rheinischen Industriemuseum zurück. Zuletzt erwarb die Turbinenhalle die Namensrechte und feierte die letzte Heldentanz-Mottoparty im vergangenen Jahr.
Ebenfalls bekannte Namen im Feierkalender sind die „Kult-Partys“ und „Freischwimmer-Partys“ aus dem Ebertbad, die es in dieser Form allerdings nicht mehr gibt. Auch das Feierformat „Knights of the Night“ aus der damaligen Schilderhalle (heute Resonanzwerk) ist verschwunden.