oberhausen. . Beim ersten großen Arena-Konzert von Solo-Sängerin Maite Kelly geht es um die Liebe. An Selbstironie mangelt es der quirligen Interpretin nicht.
Das gepflegte Sonntagabend-Konzert hat längst Fahrt aufgenommen, da geht Maite Kelly in die Luft. Oder zumindest möchte sie etwas Höhenluft schnuppern. „Eine Pop-Diva muss schließlich fliegen“, sagt die ehemalige Sängerin der Kelly Family und spielt auf Gesangskolleginnen wie Pink und Helene Fischer an. Knapp 4000 Fans in der König-Pilsener-Arena schauen erwartungsfroh an die Decke, obwohl sie wissen, dass es sich bei der vollmundigen Ankündigung um Schabernack handelt.
Maite Kelly hat ihren Spaß. Genüsslich erzählt sie vom Besuch in einem Amtszimmer, wo man ihr trocken gesagt haben soll: „Aber Frau Kelly, sie wollen doch keinem auf den Kopf fallen!“ Um den Gag zu verdeutlichen, rasselt sie noch mit dicken Kerkerketten, die als Geschirr für ihre Flug-Einlage dienen sollten. An Selbstironie fehlt es der quirligen Sängerin nicht.
Mit der Kelly Family zog sie vor allem in den 1990er Jahren vor ein großes Publikum. Doch nun ist sie auf sich allein gestellt. Statt mit ihren Geschwistern auf eine umjubelte Comeback-Tournee zu gehen, probiert es Maite Kelly lieber als Solo-Sängerin. Sie stellt alles wieder auf Null.
„Das ist mein bisher größtes Konzert“
Nach handverlesenen Festivalauftritten und kleineren Sälen besingt die 39-Jährige nun die erste Arena. Nein, ausverkauft ist die verdichtete Halle längst nicht. Doch Maite Kelly betrachtet ihr Gastspiel als erste Station auf einem langen Solo-Pfad: „Das ist mein bisher größtes Konzert. Das muss ich erst mal sacken lassen!“ Im Gegensatz zu ihrem ebenfalls als Einzelkämpfer musizierenden Bruder Michael Patrick Kelly baut sie nicht auf Pop-Rock, sondern auf deutschsprachigen Schlager. Der musikalische Abstand zur Kelly Family ist deutlich größer. Doch sie hat Fans mitgenommen und hinzugewonnen.
„Warum hast du nicht nein gesagt?“, fragen zwar Kelly-Puristen. Das gleichnamige Duett mit der Schlager-Ikone Roland Kaiser hat sich dafür in die Gehörgänge der Schlagerszene gebohrt. „Dieses Lied singt Maite Kelly?“, fragt mittlerweile kaum noch jemand. Ihre Songs heißen „Alles ist neu, alles ist anders“, „Jetzt oder nie“ und „Es war noch nie so schön“. Dem Zufall hat das Energiebündel schon immer wenig überlassen.
Bühne bestand aus Cola-Kisten
Dass der harte Schnitt ohne Kelly-Querverweise nicht glaubhaft wäre, ist logisch und wohl auch nicht gewollt. Zwischendurch erzählt sie davon, wie sie mit ihren Geschwistern von Marktplatz zu Marktplatz zog (und auch in Sterkrade Station machte). Die erste Bühne bestand noch aus aneinandergereihten Cola-Kisten. „Wir hatten auch Nebeleffekte. Das war der Topf mit meiner Kartoffelsuppe, die unter der Bühne kochte. Ich war während der Tournee nämlich fürs Catering zuständig!“
Kelly-Klassiker wie „Roses of Red“ oder „Every Baby“ sind nun nostalgische Würze. Das Publikum jubelt, hält bei Erinnerungen inne. Sie sagt: „Heute seid ihr meine Kelly Family!“ Manchmal wirken die Emotionen übersteuert, doch überwiegend kommen Konzert und Interpretin sympathisch rüber.
>>>> Fotoaufnahmen waren ausdrücklich untersagt
Beim Konzert in der König-Pilsener-Arena sorgte Schlager-Sängerin Linda Hesse aus Halberstadt für das Aufwärmprogramm. Außerdem sang Maite Kelly mit ihrer 31 Jahre alten Kollegin vor den knapp 4000 Fans in Oberhausen ein Duett.
Während der Auftritte waren Fotoaufnahmen von Zuschauern ausdrücklich untersagt. Selbst mitgebrachte Handykameras durften nicht gezückt werden. Das Sicherheitspersonal der Arena griff ein. Außerdem hingen Informationszettel an den Türen.