OBERHAUSEN. Die BST Architekten gewinnen einen Preis für Familienfreundlichkeit. Im Osterfelder Büro gibt es gemeinsame Mittagessen auf der Dachterrasse.

Im Kinderzimmer wächst der Bauklötzchen-Turm Stockwerk um Stockwerk. In der Küche gart der Auflauf im Ofen. Und an den Wänden hängen Fotos, die an Ausflüge in den Schnee und die Hauptstadt erinnern. Warum das Osterfelder Architekturbüro BST jüngst von der Stadt als familienfreundliches Unternehmen ausgezeichnet wurde? „Weil wir quasi wie eine Familie sind“, sagt Inhaberin Britta Lingenberg.

Wie eine Familie ist auch das Architekturbüro mit den Jahren gewachsen. Vor zehn Jahren hat es sich gegründet – in der Nachbarstadt Bottrop und mit zwei Personen. Vor fünf Jahren ist Britta Lingenberg mit ihrem Büro nach Osterfeld gezogen – „wo wir uns sauwohl fühlen.“ Das Team wächst. Um alle Mitglieder der Großfamilie adäquat unterzubringen, hat die Architektin das Büro gerade frisch erweitert. 80 Quadratmeter hatte sie in Bottrop, an der Kirchstraße in Osterfeld zunächst 160, jetzt sind es 270 Quadratmeter.

Die Küche ist ganz neu eingerichtet. Hier kochen Mitarbeiter täglich ein Mittagessen, beim gemeinsamen Essen – im Esszimmer oder auf der Terrasse – redet das Team über Privates, lacht, tauscht sich aus. Auch Kinder der Mitarbeiter sitzen oft mit am Tisch.

Große Erleichterung für Eltern

Britta Lingenberg ist wichtig, dass ihre Mitarbeiter ihre Kinder mitbringen können. Nicht nur, weil Eltern sich dann um den Nachwuchs kümmern können, wenn der mal krank ist oder die Kita geschlossen hat. „Ich finde es auch wichtig, bei den Kindern das Verständnis dafür zu schaffen, wo Mama und Papa hingehen, wenn sie morgens das Haus verlassen.“

Und was sagen Mama und Papa selbst dazu? Die Architektinnen Maren Baumast und Fatima Saglam nehmen das Angebot ihrer Chefin gerne in Anspruch. Eine „wahnsinnig große Erleichterung“ sind auch die flexiblen Arbeitszeiten, sagt Fatima Saglam. Wenn es morgens doch mal etwas länger dauert bis die Kinder im Kindergarten sind, müsse sie sich nicht auch noch den Druck machen, den Arbeitgeber anzurufen, um zu sagen, dass es später wird.

Als Bauzeichner Mike Oppers 2015 bei den BST-Architekten angefangen hat, war er Single. Heute ist er angehender Ehemann und vierfacher Patchwork-Familienvater. Eine überraschende Entwicklung – auch für ihn, sagt der Oberhausener und lacht. Den Job habe er aber nie als Hindernis gesehen in seiner Lebensplanung. Urlaub zur Geburt und freie Tage, um den Umzug zu meistern: gar kein Problem.

Familien-Camping und Massagen

Britta Lingenberg gibt ihren Mitarbeitern viel – und dabei wiegt das Verständnis und die Herzlichkeit, die die 43-Jährige ausstrahlt, wohl noch schwerer als die neue Küche, das frische Obst und die bunten Blumen auf den Schreibtischen, die neuen Bauklötze, die flexiblen Arbeitszeiten und die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit, die monatlichen Massagen, die sie ihrem Team spendiert, das gemeinsame Familien-Camping und die großen Ausflüge alle zwei Jahre. „Aber ich bekomme auch viel zurück, es ist ein Geben und Nehmen.“ Sie könne sich immer auf ihre Leute verlassen, „jeder hat seine Aufgaben zu jeder Zeit fest im Blick“.

>>>>>> Auch die Stoag wurde ausgezeichnet

Das Architekturbüro BST wurde in der Kategorie der Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern ausgezeichnet. Als Siegerin vom Platz der Betriebe mit mehr als 50 beschäftigten ging bei der Preisverleihung die Stadtwerke Oberhausen GmbH (Stoag).

Die Jury lobte unter anderem die Möglichkeit, Urlaubstage einzukaufen: Die Mitarbeiter kaufen einen Tag und bekommen vier vom Arbeitgeber. Eltern können bis zu vier Monaten in Teilzeit wechseln, bei einem Pflegefall können sie zwei Wochen arbeiten und zwei Wochen zu Hause bleiben. Die Stoag übernimmt die Kosten einer Pflegeberatung und lässt ihre Mitarbeiter gratis in einem Oberhausener Fitnessstudio trainieren. Es gibt Möglichkeiten für Homeoffice und für eine Kinderbetreuung im Notfall.

Einmal im Jahr zeichnet das städtische Büro für Chancengleichheit die familienfreundlichsten Unternehmen aus.