Oberhausen. . Ausverkauftes Haus beim traditionellen Altweiberball der Ruhrwerkstatt im Ebertbad in Oberhausen. Das Ensemble der Ruhrwerkstatt war in Bestform.

Sie können es nicht lassen und sie gaben wieder mächtig Gas: Die Damen des 1. FC Weiber inne Bütt der Ruhrwerkstatt zündeten erneut ein Gute-Laune-Feuerwerk im ausverkauften Ebertbad – verblüffend, schonungslos, witzig, frech, charmant und verdammt gut. „Schöner schneller scheitern“ war dieses Mal ihr Motto und sie spielten, tanzten und sangen es facettenreich und höchst professionell aus.

Fast drei Stunden lang – einschließlich Schunkelpause – boten sie dem ausschließlich weiblichen Publikum Spaß und beste Unterhaltung am Weiberdonnerstag und dem darauf folgenden Karnevalsfreitag. „Wer friert uns diesen Moment ein, besser kann es nicht sein“ – der von allen Teilnehmerinnen gemeinsam gesungene Abschluss-Song war Programm.

Männer müssen draußen bleiben

Auch auf der Bühne wurde deutlich: Heute regieren die Frauen. Männer mussten draußen bleiben.
Auch auf der Bühne wurde deutlich: Heute regieren die Frauen. Männer mussten draußen bleiben. © Kerstin Bögeholz

„Hier geht jede für jede durchs Feuer“ ist alle Jahre wieder Erfolgsmotto der Schau. Es gibt sie schon drei Jahrzehnte lang und Frau Wiederholungstäterin im Zuschauerraum hat den Eindruck, dass sie sich von Jahr zu Jahr steigert.

Hier gibt’s keine Hemmungen, hier lacht Frau über Frau ohne Rücksicht auf Schönheitsideale und Gefallsucht gegenüber dem anderen Geschlecht, denn seit Beginn dieser Oberhausener Traditionsveranstaltung mit Alleinstellungsmerkmal gilt: Männer müssen draußen bleiben. Und sie dürfen auch nicht rein, wenn nach dem Programm Disco angesagt ist.

Moderatorin Anja Balzer bricht das Eis

Seit nunmehr 20 Jahren bricht Anja Balzer als Moderatorin das Eis, überbrückt die kurzen Umbauphasen zwischen den Nummern im lockeren Gespräch mit den Zuschauerinnen, dieses Mal in der Rolle der Mega-Influencerin, zunächst im goldenen Kleid auf dem Facebook, Twitter und Co. als Markenzeichen prangten. „Wir minimieren den Scheiß und maximieren den Spaß, verkündete sie.

Vorhang auf für den Einmarsch der Gladiatorinnen, der traditionsgemäß von hinten durch den Saal auf die Bühne erfolgte, begleitet vom stehenden Applaus der Zuschauerinnen.

Und dann geht’s Schlag auf Schlag. Vom Spielplatz, wo die gestressten Mütter ihre Schätzchen beobachten und sie in jeder Lebenslage fotografieren geht’s über einen misslungenen Heiratsantrag zum Quartett der Diktatoren, das Trump an den Katzentisch verbannt. Eine Nummer, die psychologische Nachsorge erfordert. „Wir Frauen können die Welt besser machen, Fähigkeiten sind dafür keine Voraussetzungen, das machen uns die Männer vor.“

Bergmann Günter verkraftet das Zechen-Aus nicht

Wir erleben die Crew von Raumschiff Ebertbad

Gute Laune und schrille Kostüme gab es auf und vor der Bühne.
Gute Laune und schrille Kostüme gab es auf und vor der Bühne. © Kerstin Bögeholz

auf der Suche nach einem neuen Planeten für die Menschheit, eine wunderbar witzige Toilettenszene, völlig ohne Worte aufgeführt – das ist neu, Pantomime beherrschen die Ruhrwerkstatt-Weiber auch. Es folgen herrlich verrückte Tänze wie beispielsweise „I Think I Want to Marry You“, wo neun Weiber einen schüchternen Kerl bedrängen. Köstlich auch die Nummer mit Elisabeth, die auf Monte Schlacko zeltet, um über ihr Verhältnis zu Bergmann Günter nachzudenken, der die Schließung der letzten Zeche nicht verkraftete.

Es gibt Zickenkrieg in Dirndln und einen Coaching-Kurs mit Tina Toll, in dem das Publikum wieder erlernt, mit der Nachbarin Kontakt aufzunehmen. „Nein, sie verschwindet nicht, wenn Sie darüber wischen.“ Alle Nummern werden mit Raketen belohnt. Kreischer gibt’s für die vielen Einspielungen, die auf der Leinwand über der Bühne zu sehen sind und auf denen sich ebenfalls Ensemblemitglieder im Scheitern überbieten.

Toller Abend, verdienter langer Applaus für die Akteurinnen.

>>> Jedes Jahr gibt’s ein neues Programm

Von Frauen gemacht, für Frauen gedacht: Beim Weiberball der Ruhrwerkstatt gibt’s jedes Jahr ein Motto, zu dem Lieder, Sketsche und Tänze irgendwie passen. Alles wird von den Akteurinnen selbst erdacht, trainiert und auf die Bühne gebracht. Sie machen das ohne Gage aus Spaß an der Freud.

Auch die Kostüme sind selbst gemacht. Regie führt seit einigen Jahren Veronika Maruhn.