Oberhausen. . Die „Stunde der Wintervögel“des Nabu bestätigte: Die Zahl vieler Vogelarten sinkt. Der Oberhausener Nabu hofft auf Hilfe der Gartenbesitzer.

Gartenbesitzer sind aufgerufen, heimischen Vögeln bessere Lebensbedingungen zu schaffen, wenn der beharrliche Rückgang der Populationen gebremst werden soll. Das zeigen erneut die Zahlen der diesjährigen Aktion des Naturschutzbundes (Nabu) „Stunde der Wintervögel“. In Oberhausen haben an zwei Januartagen 180 Vogelfreunde in 118 Gärten insgesamt 3761 Vögel gezählt.

Die Blaumeise kommt besonders oft in die Oberhausener Gärten.
Die Blaumeise kommt besonders oft in die Oberhausener Gärten. © dpa/ F. Hecker

Michael Tomec vom Oberhausener Nabu ordnet die Ergebnisse ein: „Schwankungen im Bestand sind normal, bis zu 20 Prozent etwa sind im Rahmen. Man muss auch bedenken, dass nicht immer die selben Gartenbesitzer mitmachen und sich dadurch Schwankungen ergeben.“ Zudem beeinflusse das – in diesem Jahr recht warme – Wetter die Zahl der Vögel: „Wenn die Vögel im Wald genug Futter finden, kommen sie nicht in die Gärten.“

Weniger Insekten bedeuten auch weniger Vögel

Dennoch: Der Rückgang bei vielen Vogelarten setzt sich seit Jahren fort. Michael Tomec macht dafür im Wesentlichen den Rückgang der Insektendichte in den Gärten verantwortlich: „Auch wenn die Elterntiere Körner fressen; die Brut braucht Eiweiß.“ Er wünscht sich, dass Gartenbesitzer Insekten vermehrt Lebensräume bieten: „Heimische Pflanzen beispielsweise, Beerensträucher und Obstbäume sind ideal. Es reicht oft ein kleiner Teil des Gartens. Das würde Insekten und damit den Vögeln helfen.“

Um 77 Prozent ging der Bestand der Mauersegler in den vergangenen Jahren zurück.
Um 77 Prozent ging der Bestand der Mauersegler in den vergangenen Jahren zurück. © Martin Schwarz

Eklatant sei der Rückgang bei den eleganten Mauerseglern, dessen Bestand in Oberhausen in den vergangenen Jahren um 77 Prozent sank: „Sie finden in den energetisch gedämmten Gebäuden keine Nistmöglichkeiten.“ Auch hier können Gartenbesitzer helfen und Bruthilfen schaffen.

Die Zählung in Oberhausen ergab, dass sich am häufigsten Blaumeisen in den Gärten tummelten – 506 Tiere. Damit stieg ihre Zahl im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozent. Mit 432 Exemplaren (+14 Prozent) belegt der Haussperling den zweiten Rang, gefolgt von 374 Ringeltauben (–4 Prozent). Elster (271, –12 Prozent), Blaumeise (253, –21 Prozent) und Amsel (226, –14 Prozent) belegen die folgenden Plätze. Der Buchfink verbucht mit 204 Tieren einen Rückgang um 24 Prozent.

Mehr Zaunkönige und Stieglitze

Selbst die 155 Rotkehlchen sind weniger als im Vorjahr (–14 Prozent). 72 Schwanzmeisen (–29 Prozent), 54 Stare (–33 Prozent), 54 Heckenbraunellen (–22 Prozent), 42 Buntspechte (–39 Prozent) und 22 Gimpel (–42 Prozent) setzen die Reihe der Arten fort, die seltener als früher in unseren Gärten anzutreffen sind. Mit nur 19 Tieren (–65 Prozent) ist der Kleiber mit am meisten vom Rückgang der Population betroffen – ebenso wie der Gartenbaumläufer, von dem nur vier Tiere gezählt wurden. Nur drei Sperber (–40 Prozent) und zwei Erlenzeisige (–77 Prozent) wurden gezählt.

Junge Stieglitze sieht man erfreulicherweise wieder häufiger in unserer Stadt.
Junge Stieglitze sieht man erfreulicherweise wieder häufiger in unserer Stadt. © Norbert Brodel

Doch es gibt auch Erfreuliches: bei den seltenen Stieglitzen zum Beispiel; in Oberhausen wurden 119 registriert. Das entspricht einem Plus von 25 Prozent. Die Rabenkrähe, die mit 186 Vögeln ein Plus von 33 Prozent verbucht, scheint kaum Problemen zu haben. Und seit einigen Jahren brütet auch der Graureiher in Oberhausen, neun Exemplare wurden gezählt.

>>> Experten besorgt über Rückgang der Amseln

Insgesamt erscheinen nach Angaben des Naturschutzbundes (Nabu) die Winterbestände der Vögel seit 2011 mehr oder weniger stabil. So jedenfalls lautet die Auswertung der letzten Zählungen. Besorgt sind die Naturschützer jedoch über den Rückgang der Amseln. Experten sehen in dem im Sommer grassierenden Usutu-Virus den Grund dafür.

Gartenbesitzer, die ihre Grünflächen für Insekten und damit für Vögel lebenswerter gestalten wollen, erhalten beim Nabu Tipps für einen insekten- und tierfreundlichen Garten. Eine Broschüre dazu findet sich beispielsweise unter: nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/tiere/voegel/