oberhausen. . Nicht einmal die Hälfte der Unternehmen hat eine Digitalisierungsstrategie. Ein Grund sei die schlechte Versorgung mit schnellem Internet.
Nicht einmal die Hälfte der Oberhausener Unternehmen hat eine Strategie entwickelt, um in der digitalen Arbeitswelt zu bestehen. Das geht aus einer Umfrage hervor, die die Stadt in Zusammenarbeit mit der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) durchgeführt hat. Nur knapp 41 Prozent der Firmen verfügen nach eigenen Aussagen über eine Digitalisierungsstrategie, nutzen also beispielsweise digitale Terminkalender oder Online-Bestellformulare.
Als Hauptgrund gaben die meisten Unternehmen einen zu hohen Zeit- und Bürokratieaufwand an. Hinzu kommt eine aus Sicht der Betriebe immer noch schlechte Internetversorgung. Der Großteil der befragten Unternehmen gab an, bei Up- oder Downloads gerade einmal acht Mbit pro Sekunde zur Verfügung zu haben. Es besteht aber ein deutlicher Bedarf an gewerblichen Anschlüssen mit mehr als 100 Mbit.
Stadt soll transparenter arbeiten
Diesem Problem will Stadtkämmerer Apostolos Tsalastras nun nachgehen. Denn laut Telekommunikationsanbieter liegt die Ausbauquote mit schnellem Internet in Oberhausen bei 98 Prozent. Die Gewerbegebiete der Stadt seien mit schnellen Glasfaserkabeln ausgestattet. Warum das bei den Betrieben nicht ankommt, kann Tsalastras nicht verstehen – und verspricht, das Gespräch mit den Betroffenen zu suchen.
Nachholbedarf gibt es offenbar auch beim Thema Fördergelder. Auf die Frage, wer in den vergangenen zwölf Monaten einen entsprechenden Antrag zur Förderung der digitalen Infrastruktur im Betrieb gestellt habe, hob bei der Präsentation der Ergebnisse niemand die Hand. Vor rund 40 Unternehmern haben Vertreter der Berliner Hochschule, der Stadt und der Oberhausener Wirtschaftsförderung (OWT) die Studie im Technologiezentrum TZU gestern vorgestellt.
Unternehmen wünschen sich mehr Transparenz
OWT-Geschäftsführer Frank Lichtenheld sieht hier einen immer noch hohen Informationsbedarf der Betriebe – und will nachrüsten. Apostolos Tsalastras möchte zeitgleich den Bürokratieaufwand von Förderanträgen entschlacken – und sein Anliegen auch an Bund und Land weitergeben. Betriebe müssten heutzutage digital gut aufgestellt sein, um auf dem Markt zu bestehen.
Hausaufgaben nimmt er aber auch für die Verwaltungsarbeit mit: Unternehmen wünschen sich mehr Transparenz bei der Bearbeitung von Anträgen, eine kürzere Bearbeitungszeit und mehr Möglichkeiten, Angelegenheiten mit der Stadt im Internet klären zu können. So sollen Termine auch online vereinbart werden können. Die Unternehmer möchten nicht für jeden Antrag persönlich im Rathaus erscheinen müssen. Das Prozedere könne auch im Internet abgewickelt werden.
Auf der anderen Seite sieht die Studie aber auch offenes Potenzial bei den Unternehmen. Vor allem in Sachen Kundenkontakt und -beziehung sei aus digitaler Sicht noch viel Luft nach oben.
>>>>> 150 Betriebe haben an Umfrage teilgenommen
731 Oberhausener Unternehmen mit mehr als sieben Beschäftigten hat die Forschungsgruppe befragt. 150 Teilnehmer haben geantwortet, die Rückläuferquote von knapp 21 Prozent ist für die Macher der Studie „sehr erfreulich“.
Die Studie ergibt, dass bei Betrieben und Stadtverwaltung Nachholbedarf herrscht. Auffällig ist für Professor Oliver Scholz von der Berliner Hochschule aber auch die Offenheit der hiesigen Unternehmer. „Es gibt nur sehr wenige Bedenkenträger.“