Oberhausen. . Die Mitarbeiter von Tief- und Straßenbau Hesseler haben am Montag die Arbeit wieder aufgenommen – nach dem Tod ihres Kollegen.

Am Fuß des schweren Schiebetores, das das Werksgelände der Firma Hesseler Tief- und Straßenbau schützt, liegt eine weiße Rose. Ein Foto zeigt einen aufrecht stehenden, starken jungen Mann. Auf einer Karte daneben steht „Begrenzt ist das Leben. Doch unendlich die Erinnerung.“ Bei einem Arbeitsunfall verlor auf dem Firmen-Gelände an der Bergstraße 86A am Samstag (9.1.) ein 32 Jahre alter Mitarbeiter Hesselers, wohl der junge Mann auf dem Foto, sein Leben. Der Chef der Firma, Falk Hesseler, schwebt in Lebensgefahr.

Die acht Männer und Frauen der Belegschaft haben aber am Montag (7.1.) die Arbeit wieder aufgenommen. „Wir haben Termine, es muss weiter gehen“, sagt Bauwerker Patrick Pessarra.

Ein schweres Schiebetor schützt das Firmengelände.
Ein schweres Schiebetor schützt das Firmengelände. © Kerstin Bögeholz

Das Telefon sei sehr ruhig geworden. „Viele denken wohl, wir arbeiteten nicht“, vermutet Pessarra. Er bezeichnet sich selbst als die rechte Hand des Chefs. Als sich das Unglück ereignete, als die tonnenschweren Betonteile einer Fertiggarage auf seinen Kollegen und Falk Hesseler stürzten, stand Pessarra daneben. Doch auch er weiß nicht, was da eigentlich passiert ist und warum. Pessarra alarmierte am Samstag die Feuerwehr. Und als die Retter von der Feuerwehr vor Ort eintrafen, hätten sie ihn gefragt, ob er mit einem Firmenbagger nicht bei der Bergung der Männer helfen könne. Der Bauwerker war sofort dabei. Die Oberhausener Feuerwehr wurde zusätzlich von Duisburger Kollegen bei der schwierigen Aktion unterstützt.

Für Pessarra war die Beteiligung an dieser Hilfsaktion besonders strapaziös, weil er die Männer unter den Betonteilen gut kannte. „Bei uns in der Firma ist es sehr familiär“, erklärt er. Sein Chef und er wohnten zum Beispiel Tür an Tür. „Deshalb helfe ich jetzt auch seiner Frau bei der Arbeit mit der Firma und sitze nicht mit einem Krankenschein zu Hause“, sagt er. Und dann lobt Pessarra auch die übrigen Straßenbau-Unternehmen der Stadt. „Wir haben da so viel Rückhalt“, erzählt er über die Firmen, mit denen sie immer wieder zusammen arbeiteten.

Während die Mitarbeiter des Unternehmens Pessarra schon wieder die Arbeit aufgenommen haben, ermitteln die Polizei und das Amt für Arbeitsschutz die Ursachen des Unfalls.

Unfälle im Baugewerbe

Gerade im Bereich des Baugewerbes sollen Arbeitsunfälle häufiger vorkommen als in anderen Handwerkszweigen. „2017 ereigneten sich bundesweit 88 tödliche Arbeitsunfälle allein im Bereich der Bauwirtschaft“, verdeutlicht Gerhard Cittrich, Fachmann für Arbeits- und Gesundheitsschutz beim IG BAU-Bundesvorstand.

Was sind die Gründe für die überdurchschnittlich hohe Zahl an Unfällen in diesem Arbeitssektor? „Gerade beim Bau wird immer noch viel improvisiert“, erklärt Cittrich. In diesem Bereich würden auch sehr viele Überstunden gemacht. Cittrich: „Die meisten Unfälle ereigneten sich zum Ende der Arbeitszeit.“ Dann seien die Leute einfach müde. Zumeist stürzten Mitarbeiter von Gerüsten oder Leitern. Es folgten von der Häufigkeit her Unfälle mit Maschinen.

Teil der WAZ-Serie „Die stillen Stars der Wirtschaft“

Vor etwas über vier Jahren berichtete die WAZ-Oberhausen über Hesseler Tief- und Straßenbau in einer Folge der Serie „Die stillen Stars der Wirtschaft“. Das Unternehmen wird nämlich schon in der dritten Generation geführt. Im August 1919 hatte Falk Hesselers Großvater Karl die Firma in Essen gegründet. Der Pflastermeister aus dem Bergischen Land hatte wohlhabend geheiratet und konnte sich nach dem Ersten Weltkrieg selbstständig machen.

In den 1920er Jahren zog das Unternehmen um, das Firmengelände wurde an die Bergstraße in Osterfeld verlegt. Die Örtlichkeit zeigte sich gut fürs Geschäft. Osterfeld war eine aufstrebende Stadt. Die ganze Umgebung der Bergstraße war noch unbebaut. Viele Feldwege wurden nach und nach befestigt. Bis zu 100 Mitarbeiter beschäftigte das Unternehmen zeitweise, denn der Straßenbau war damals hauptsächlich Handarbeit. Von Karl Hesseler erlernte Sohn Kurt das Handwerk des Straßenbaus. 1995 übernahm Falk Hesseler den Betrieb in der dritten Generation.

Damals war man fünf Jahre lang im Rahmen des Baus der Müllverbrennungsanlage mit dem Straßenbau beschäftigt. Grundsätzlich gehören zu Hesselers Aufgaben, Zufahrtsstraßen zu asphaltieren, Wege zu pflastern, Terrassen zu gestalten, Hauseingänge zu bauen oder eben auch Garagenhöfe anzulegen. Im Serien-Artikel erklärte Falk Hesseler: „Der Preiswettbewerb ist scharf geworden.“ Dabei gebe es nur noch wenige Straßenbauer in der Stadt.