OBERHAUSEN. . Der Oberhausener Norden gehört zum Wolfsgebiet. Experten halten eine Begegnung mit dem Wolf für unwahrscheinlich, schlagen aber Lehrstunden vor.
Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) ruft die Bevölkerung auf, jede Sichtung der Wölfin GW954f sofort zu melden, und bitten sie, dann direkt bei der Behörde anzurufen (siehe unten). Die Experten wollen das Verhalten des Tieres genau beobachten, um zu sehen, wie gefährlich es für Menschen und vor allem für Nutztiere ist. „Es ist ein wildes Tier, man weiß nie, was es als nächstes macht“, sagt Lanuv-Sprecher Wilhelm Deitermann. Interessant wird es insbesondere sein, ob die Wölfin alleine bleibt oder ob sich ein Männchen zu ihr gesellt.
Auch interessant
Fast 100 Jahre lang war der Wolf – abgesehen von einzelnen wandernden Tieren – aus Deutschland verschwunden. Doch im Oktober 2018 hat das NRW-Umweltministerium wieder ein Wolfsgebiet ausgewiesen. Ein weibliches Tier – es hat den Namen GW954f bekommen – ist am Niederrhein sesshaft geworden. Auch der Bereich nördlich der A2 gehört zum Wolfsgebiet, der Teil westlich der A3 liegt in der sogenannten Pufferzone.
„In die Städte wird sich der Wolf nicht verirren“, beruhigt Wilhelm Deitermann. Selbst im Wolfsgebiet sei es äußerst unwahrscheinlich, der Wölfin zu begegnen. In der Pufferzone halte sie sich kaum auf. Sie zeigt nur das Gebiet an, in dem das Land Maßnahmen zum Herdenschutz fördert. Das können zum Beispiel Elektrozäune sein. „Wenn ein Wolf einmal einen Stromschlag bekommen hat, dann wird er nicht noch einmal versuchen, den Zaun zu überwinden“, glaubt Deitermann. Auch für Schäden an Nutztieren kommt das Land NRW auf.
Lanuv gibt Verhaltenstipps
Seit dem Sommer hat die Wölfin in Hünxe, Bottrop, Dinslaken, Dorsten und Schermbeck Nutztiere gerissen. „Schaf oder Reh, für den Wolf ist das beides erst einmal Beute“, sagt Deitermann. Und er ist überzeugt: „Wenn überall die Herdenschutzmaßnahmen greifen, dann werden auch die Risse bei Schafen zurückgehen.“
Der BUND begrüßt die Rückkehr des Wolfes in unsere Wälder. „Wölfe ernähren sich weit überwiegend von Rehen, Rotwild und Schwarzwild. Sie wirken im Wald mit seinen mit seinen meist zu hohen Wildbeständen positiv“, heißt es in einer Pressemitteilung. So könnten auch Wildschäden in der Landwirtschaft reduziert werden. Der Wolf sei dort, wo er sesshaft wird, eine Bereicherung für unser Wald-Ökosystem.
Es sei aber nötig, „ein möglichst konfliktarmes Nebeneinander von Mensch und Wolf zu erreichen“. Dazu gehöre es auch, die Bevölkerung über die Biologie und Verhaltensweise des Wolfes zu informieren, zum Beispiel durch entsprechende Unterrichtsstunden in Kindergärten oder Schulen.
Am besten sollte man stehen bleiben
Das NRW-Umweltamt Lanuv erteilt Ratschläge, wie sich Menschen verhalten sollten, wenn sie doch einem Wolf begegnen. „Nicht versuchen, sich dem Wolf zu nähern, ihn anzufassen oder zu füttern“, lautet die erste Regel. Am besten sollte man stehen bleiben und abwarten, bis sich der Wolf zurückzieht. Hundehalter sollten ihr Tier besonders in dem Wolfsgebiet immer unter Kontrolle haben, betont Deitermann: „Hund und Wolf, das ist keine gute Kombination.“
Obwohl Lanuv und BUND die Rückkehr des Wolfes begrüßen, gibt es durchaus denkbare Szenarien, bei denen der Wolf geschossen oder – wie die Experten sagen – entnommen werden muss. „Wenn er sich nicht mehr natürlich verhält“, erklärt Wilhelm Deitermann. Das sei zum Beispiel der Fall, wenn er sich Menschen nähert oder wenn er lernt, Herdenschutzmaßnahmen gekonnt zu überwinden.
>>> 160 WÖLFE LEBEN MITTLERWEILE IN DEUTSCHLAND
Laut BUND leben in Deutschland rund 160 ausgewachsene Wölfe. Ende Dezember hat das Umweltministerium in Ostwestfalen in den Kreisen Lippe, Höxter, Paderborn, der Stadt Bielefeld und in Teilen des Kreises Gütersloh ein zweites Wolfsgebiet ausgewiesen, das Wolfsgebiet Senne. Das Lanuv geht davon aus, dass hier ein weiterer weiblicher Wolf sesshaft geworden ist.
Auf www.wolf.nrw informiert das Lanuv über die Wolfsgebiete, Wolfsmanagement und Herdenschutz. Wer einen Wolf gesehen hat, wird gebeten, beim Lanuv anzurufen: 02361-3050 (außerhalb der Geschäftszeiten: 0201-714488) oder per Mail an: wolf_nrw@lanuv.nrw.de.