Oberhausen. . Trauert man um einen geliebten Menschen, ist das erste Weihnachtsfest allein eine große Herausforderung. Helfen können zum Beispiel Rituale.

Weihnachten. Die Zeit der Ruhe, der Besinnung, der Liebe und der Familie. Doch es gibt Menschen, die diese Ruhe und Besinnung nicht aushalten können. Deren Gedanken sich um einen Verstorbenen drehen. Die das erste Weihnachtsfest ohne einen geliebten Menschen bewältigen müssen. Scheint die Aufgabe zu groß, droht der Mensch an der Trauer zu zerbrechen, braucht er Hilfe.

Hilfe von Erika Schöning-Höpken zum Beispiel. Die Trauerbegleiterin weiß, warum das erste Fest nach dem Tod eines Freundes oder Angehörigen so belastend ist: „Es sind die noch frischen Erinnerungen an das vergangene Weihnachtsfest.“ Als der Großvater sich über seine Geschenke gefreut hat. Als die Oma dem Enkel beim Aufsagen des Gedichtes geholfen hat. Oder der Bruder den langen Weg mit dem Auto auf sich genommen hat, um den Heiligen Abend mit der Familie verbringen zu können.

Nach Opas Tod in die Disco

Wie wird man diese Gedanken los? „Gar nicht“, sagt Erika Schöning-Höpken mit ruhiger Stimme. „Die Trauer muss aktiv durchschritten werden, man kann sie weder delegieren noch auf lange Sicht verdrängen.“ Wie man diesen Weg jedoch findet, sei ganz unterschiedlich. „Jeder Mensch ist einzigartig und jeder Mensch geht anders mit Trauer um.“ Allgemeingültige Ratschläge zu geben, sei daher sehr schwierig.

Wir trafen Trauerbegleiterin Erika Schöning-Höpken zum Gespräch im Ruhrpark in Alstaden.
Wir trafen Trauerbegleiterin Erika Schöning-Höpken zum Gespräch im Ruhrpark in Alstaden. © Kerstin Bögeholz

„Wichtig ist aber, sich nicht von anderen hereinreden zu lassen“, sagt Schöning-Höpken. Angehörige möchten helfen, verstehen aber nicht, dass sie dem Trauernden den Schmerz nicht nehmen können. Ganz falsch seien auch Vorwürfe: „Opa ist tot, der Junge kann doch nicht einfach in die Disco gehen.“ Doch. Er darf in die Disco gehen. „Er sollte es sogar, wenn er denn Lust darauf hat“, sagt Erika Schöning-Höpken. Trauernde dürfen auch auf den Weihnachtsmarkt und einen Glühwein trinken. „Die Seele muss sich von der Trauer auch erholen.“ Doch immer gilt: Jeder so, wie er es möchte.

Über den eigenen Verlust zur Trauerbegleitung

Bei der Trauerbewältigung in der Weihnachtszeit helfen können auch Rituale. Erika Schöning-Höpken macht es selbst auch seit 30 Jahren: Sie schneidet einen Zweig vom Tannenbaum und bringt ihn auf den Friedhof. Zum Grab ihres Kindes, das sie vor 30 Jahren verloren hat.

Über ihren eigenen Verlust hat Erika Schöning-Höpken den Weg zur Trauerbegleitung gefunden. Sie habe ihre Trauer damals nicht alleine bewältigen können. Die psychische Last wurde zur körperlichen Krankheit, „irgendwann landete ich als Schmerzpatientin im Krankenhaus.“

Sie suchte Hilfe im Gesprächskreis für verwaiste Eltern der katholischen Familienbildungsstätte. Sie ließ sich schulen und fortbilden, leitete dann die Gruppe selbst. In Bamberg hat sie schließlich ihre Ausbildung absolviert, ist seitdem selbstständige Trauerbegleiterin. „Und als solche ist es meine Aufgabe, Menschen zu helfen, ihren eigenen Weg der Trauerbewältigung zu finden.“

>>> Neuer Gesprächskreis ab dem 16. Januar

Trauerbegleiterin Erika Schöning-Höpken bietet ab dem 16. Januar einen neuen Gesprächskreis an. Die Termine finden 14-tägig, 16.30 bis 18.30 Uhr, statt.

Nähere Infos zu den Angeboten: 0208-62 02 98 84 oder auf wege-durchs-leben.de. Die Teilnahmegebühr für sechs Treffen beträgt 180 Euro.