Oberhausen. . Der Schriftzug „Vielfalt ist unsere Heimat“ drückt nur Selbstverständliches aus. Dennoch ist es ein gutes Kunstwerk – denn wir diskutieren.

In Anlehnung an den Schriftzug „Oberhausen – Wiege der Ruhrindustrie“ auf dem Hans-Böckler-Berufskolleg hat Künstler Christoph Stark ein politisches Statement aufs Dach des mit vielen Zuwanderern bewohnten City-Hochhauses genagelt. „Vielfalt ist unsere Heimat“ drückt im Grunde nur Selbstverständliches aus: Das Ruhrgebiet ist unsere Heimat und keine andere Gegend in Deutschland ist so massiv durch Zuwanderung, durch verschiedene Kulturen und Menschen geprägt.

Unsere Heimat ist vielfältig. Und gerade das schätzen bei allen Problemen viele Bürger, die das turbulente Leben einer Revier-Großstadt dem Leben in einer langweiligen Dorfidylle vorziehen. Doch in diesen Zeiten einer zunehmend polarisierten Gesellschaft ist die Aussage in dieser Wucht auf diesem Hochhaus auch massive Provokation: Stark will mit seinem Satz ausdrücklich das Wort „Heimat“ nicht den Rechten überlassen – und die sind jetzt auf dem Baum; Hysterie ist ihr Geschäft. Ziel erreicht.

Und alle anderen sollten nun sachlich darüber diskutieren, was Vielfalt bedeutet, wie wir mit Vielfalt und ihrem Konfliktpotenzial umgehen und wie wir bei aller Lobpreisung der Vielfalt verhindern, dass unsere Gesellschaft nicht in nebeneinander lebenden, isolierten Gruppen ohne gemeinsame Wertebasis zerfällt. Wenn solche Debatten ein einziges Kunstwerk auslöst, dann ist es ein gutes Kunstwerk.