oberhausen. . Die WAZ hat das älteste Buch von Oberhausen gesucht – und in der Kirche gefunden. Das Werk eines Jesuiten-Paters stammt aus dem Jahr 1611.

Pfarrer Peter Fabritz hat die beiden Bücher aus ihrer gläsernen Vitrine in der Kirche befreit. Es sind massige Werke, in dunkles Leder gebunden, eines mit kunstvollen Messing-Schließen verziert. Und sie sind alt. Sehr alt. So alt, dass sie als Sieger aus dem Wettbewerb „Die WAZ sucht das älteste Buch von Oberhausen“ hervorgehen.

Eines der Bücher, das Sieger-Buch, hat Propst Peter Fabritz von einem seiner Vorgänger, Propst Johannes Knauf, übernommen. Es ist ein Bibelkommentar – vermutlich aus den Jahren 1611 bis 1619. Verfasst hat das Werk Sebastian Barradas, ein portugiesischer Jesuiten-Pater, der 1543 in Lissabon geboren wurde und als Professor in der portugiesischen Stadt Évora arbeitete.

Barradas hat das Buch der Bücher in vier Bänden kommentiert. Einer davon landete in Oberhausen. In schmalen Spalten geschwungen-verschnörkelter lateinischer Buchstaben hat er gesammeltes Menschheitswissen von Jahrtausenden zu Papier gebracht. Ein kurzer Ausschnitt aus dem Evangelium etwa wird in all seinen Facetten und seiner Auswirkung auf diverse Lebensbereiche beleuchtet.

Viel mehr als Wikipedia

Peter Fabritz erwähnt dabei fasziniert die Gelehrten vergangener Jahrhunderte, mit deren Gedankengut Barradas sein Werk untermauert hat. „Dort ist der Heilige Justinus zitiert worden“, zeigt Fabritz auf eine Quellenangabe. Justinus habe vor 1900 Jahren gelebt. „Die Menschen hatten damals ein umfassendes Wissen, anders als heute, wo mal eben schnell bei Wikipedia geguckt wird.“

Die Seiten sind vergilbt und teilweise etwas brüchig. Kein Wunder, sie sind 400 Jahre alt.
Die Seiten sind vergilbt und teilweise etwas brüchig. Kein Wunder, sie sind 400 Jahre alt. © Kerstin Bögeholz

Das andere Buch ist jüngeren Datums – von 1732. Es ist ein altes Messbuch. „Vermutlich stammt es aus dieser Gemeinde und ist benutzt worden, als hier die Abtei der Zisterzienserinnen war“, schätzt Fabritz. Die Seiten dicken Papiers, die täglich gebraucht wurden – jenseits der speziellen für die jeweilige Zeit im Kirchenjahr – sind abgegriffen und dunkel. „Sie zeugen davon, dass hier täglich seit Jahrhunderten die Heilige Messe gelesen wurde und immer noch wird“, frohlockt Fabritz.

Kein Buch zum Genießen

Sicher, es hat Veränderungen gegeben. Seit 1970 wird die Messe nicht mehr in lateinischer, sondern in deutscher Sprache gelesen. „Und sehen Sie die drei Kreuze in dem alten Messbuch“, deutet der Pfarrer auf eine Stelle im Text. Handlungshinweise für die Priester. Drei Kreuze bedeuteten an dieser Stelle drei Kreuzzeichen über Brot und Wein. „Jede Fingerbewegung ist vorgeschrieben“, erklärt Fabritz.

Das Buch ist noch gut erhalten. „Sie sind oftmals kaputt, weil sie von Messdienern getragen wurden, und die haben sie häufig fallen lassen“, weiß Fabritz. Generell gilt: Das Messbuch sei keines, mit dem man sich in einen Sessel setzt und es liest. Peter Fabritz: „Es ist ein Arbeitsbuch.“