Oberhausen. . Oberhausen will mit einem Maßnahmen-Mix erreichen, dass die Luft besser wird. Gutachter schlagen 27 Neuerung vor – inklusive Schadstoff-Ampeln.
Weniger Autofahrer suchen künftig verzweifelt einen Parkplatz und verdrecken die Luft, weniger Fahrzeuge werden mit Verbrennungsmotor betrieben, weniger Bürger nutzen ihren Pkw, sondern steigen auf Busse oder Rad um – mit diesen drei zentralen Bausteinen soll mittel- bis langfristig die Oberhausener Luft so sauber werden, dass alle EU-Grenzwerte für den Gesundheitsschutz der Bürger unterschritten werden.
27 Maßnahmen schlagen die Gutachter der von der Stadt beauftragten und vom Bund bezahlten Unternehmensberatung PwC in ihrem 300-Seiten-Papier „Saubere Luft für Oberhausen“ vor.
Selbst wenn die Stadt nicht handeln würde, würde die derzeit hohe Abgasbelastung an Hotspots wie der Mülheimer Straße (46 µg/m³ Stickoxide statt 40) mittelfristig sinken – allein, weil die Verkehrsflotte in Deutschland stetig mit modernen Fahrzeugen erneuert wird. Auf ein Minus von 4,5 Prozent schätzen die PwC-Fachleute diesen Effekt. Doch das reicht nicht aus.
Durch digitale Verkehrsmessung und flexible elektronische Schilder wie am Centro sollen Autos auf belasteten Straßen besser gelenkt werden.
So könnten etwa Ampeln an Schadstoffsensoren gekoppelt werden, die längere Zeit auf Rot schalten, wenn Grenzwerte überschritten werden, um den Zufluss an Autos zu reduzieren.
Straßenbahn 105 kommt wieder
Zudem sollen künftig Ampeln für Stoag-Busse von dem Verkehrsrechner der Stadt schnell auf Grün geschaltet werden, um den Nahverkehr zu beschleunigen. Die Stoag soll künftig auch Kleinbusse anbieten, die man auf Abruf bestellen kann. An Haltestellen mit vielen Fahrgästen denkt man an Echtzeit-Infos für Bus- und Bahnkunden. Und die Straßenbahn 105, der Lückenschluss zwischen Centro und Essen soll eine realistische Wiederkehr erfahren.
Durch den Ausbau der Radwege sollen tägliche Wege von Bürgern leicht mit dem Rad bewältigt werden – dafür wird das Fahrradleihsystem Metropolrad gestärkt. Supermärkte sollen animiert werden, ihren Kunden E-Lastenräder auszuleihen, damit diese ihre Waren nach Hause radeln. Auto-Fahrspuren auf Straßen sollen zugunsten von Radlern gekappt werden.
Schrittweise sollen alle Fahrzeugflotten der Stadt elektrifiziert werden – als Vorbild. Die Stoag soll mehr Elektrobusse einsetzen, die Stadt will mehr Stromtankstellen bauen, die EVO verleiht elektrische Roller. Für Taxen und ambulante Pflegedienste wird Fördergeld vorgeschlagen, damit sie E-Autos kaufen können.
Die Zunahme von Kurier- und Paketdiensten zu allen Haushalten will die Stadt anders organisieren: Die Dienstleister sollen Pakete in Mikrodepots abladen, von dort sollen Elektroautos die Waren „auf der letzten Meile“ verteilen.
Mülheimer Straße: Tempo 30 oder Lkw-Fahrverbote
Die 27 Maßnahmen des PwC-Gutachtens wirken nur mittel- bis langfristig, Fahrverbote durch die Gerichte drohen im Umfeld und auf der Mülheimer Straße durch Gerichte aber kurzfristig im Laufe des nächsten Jahres.
Die Gutachter schlagen deshalb drei Sofortmaßnahmen für die Mülheimer vor: Lkw-Fahrverbote, Tempo 30 für alle und Reduzierung der Zahl der Fahrbahnen.