Oberhausen. . Mit einer Welle an Beschwerden übers Essen musste das Klinikum Oberhausen fertig werden. Die Leitung ist aufgeschreckt - und das ist berechtigt.

Obwohl Behandlungen im Krankenhaus mit 75 Milliarden Euro im Jahr den größten Ausgabenblock der Krankenkassen in Deutschland darstellen und Deutschland das drittteuerste Gesundheitssystem der Welt hat, stehen die einzelnen Kliniken bundesweit seit vielen Jahren unter hohem Spardruck.

Denn Deutschland hat tendenziell zu viele Krankenhäuser mit zu geringem Spezialisierungsgrad, die im Kampf um eine finanziell lohnenswerte Auslastung der Operationssäle oft viel mehr machen als gesundheitlich unbedingt nötig. Jede einzelne Behandlung wird dadurch nicht immer adäquat nach Aufwand von den Kassen auskömmlich bezahlt.

Wettbewerb um Patienten

Deshalb versuchen Klinikmanager die letzten Ecken der Kostenstruktur auszufegen, um ihr Krankenhaus überlebensfähig zu halten. Da wird an Pflegekräften, am Reinigungspersonal und eben an eigenen Köchen gespart. Externe Dienstleister übernehmen Aufgaben, die früher das Stammteam erledigte. Das muss nicht unbedingt schlechter sein, langfristig billiger ist es allemal.

Im Wettbewerb um Patienten ist dieser Weg aber auch heikel, wie jetzt das Katholische Klinikum Oberhausen (KKO) erleben musste. Dem erfahrenen Klinikmanager Michael Boos ist sehr bewusst, wie wichtig eine gute von Patienten akzeptierte Qualität der Speisen für den Ruf eines Hauses ist.

Ambiente spielt auch in der Klinik eine Rolle

Denn auch weiche Faktoren (Freundlichkeit der Krankenpfleger, Gesprächsbereitschaft von Ärzten, Wohlfühl-Atmosphäre in den Zimmern) entscheiden darüber, welches Krankenhaus die Patienten bei den vielen planbaren Operationen auswählen.

Der unzweifelhafte Ruf praktizierender Chirurgen reicht nicht mehr aus, damit ein Krankenhaus beliebt ist. Dem Caterer und der Klinikleitung ist auch deshalb abzunehmen, dass sie alles unternehmen, damit ihre Mahlzeiten bei Patienten kein Ärgernis darstellen.

Sterne-Küche erwartet niemand

Eine Sterne-Küche mit speziellen Delikatessen erwartet wohl niemand im Krankenhaus – bisher noch nicht einmal Privatpatienten, für die die Kliniken ja zunehmend edlere Zimmer mit Minibar wie im Hotel einrichten. Doch gute schmackhafte Gerichte zu den drei Essenszeiten müssen möglich sein – jeder Mediziner weiß, wie wichtig dies ist, um möglichst schnell zu genesen.

Das KKO scheint hier mittlerweile auf einem guten Weg zu sein: Vor Ort testeten wir die am Tag von Patienten bestellbaren Mittagsgerichte. Deren Komponenten waren fast alle ordentlich in Geschmack und Konsistenz. Sogar der Kartoffelbrei schmeckte lecker nach Kartoffeln – und nicht nach Tapetenkleister.