Oberhausen. Timur Tuna (16) und Anna Makrlik (18) leiten das vierte Jugendparlament. Noch vor einigen Jahren haben sie sich kaum für Politik interessiert.

Sie vertreten rund 14 000 Jugendliche in Oberhausen: Timur Tuna (16) und Anna Makrlik (18) sind die Vorsitzenden des vierten Jugendparlaments. Im Juli hat sich das Parlament konstituiert, nach einem Kennenlernwochenende geht die Arbeit jetzt richtig los.

„Wir haben jeden Monat eine Sitzung mit dem Parlament, die bereiten Timur und ich zusammen vor“, erklärt die stellvertretende Vorsitzende Anna Makrlik. Außerdem treffen sich die Jugendlichen regelmäßig in verschiedenen Arbeitskreisen und nehmen an den Sitzungen von fünf städtischen Ausschüssen teil. Viel zu tun also für die Mitglieder des Jugendparlaments.

Früher kein Interesse an Politik

Aber das gefällt Timur Tuna so gut: „Wenn ich das Jugendparlament nicht hätte, dann wüsste ich gar nicht, was ich mit meiner Zeit machen würde.“ Das sah vor drei Jahren noch ganz anders aus. Denn der 16-Jährige gibt zu, dass er sich bis dahin gar nicht für Politik interessiert hat. Aber als dann an seiner Schule, dem Bertha-von-Suttner-Gymnasium, für das dritte Jugendparlament geworben wurde, war seine Neugier geweckt. „Ich habe ganz schnell gemerkt, dass das total cool ist und wirklich Spaß macht“, sagt Timur. Also musste er nicht lange überlegen, um sich für das vierte Jugendparlament erneut zur Wahl zu stellen, denn „ich wusste, was mich erwartet, und, dass ich da echt Bock drauf habe“. Was ihn besonders freut: „Wir werden wirklich ernstgenommen.“

Auch Anna Makrlik vom Sophie-Scholl-Gymnasium war schon Mitglied des dritten Jugendparlaments, am Ende rückte sie schon zur stellvertretenden Vorsitzenden auf. „Ich wollte das politische Geschehen in der Stadt und die Abläufe kennenlernen“, sagt sie über ihre Motivation. „Und das hat mir dann so viel Spaß gemacht, dass ich mich noch mehr engagieren wollte.“ Und so ist die 18-Jährige nun auch Mitglied im Beirat Sterkrade und im Kinder- und Jugendrat NRW.

Obwohl sie erst kurze Zeit im Amt sind, haben Timur, Anna und die anderen Jugendlichen schon einige Projekte angestoßen. Das Jugendparlament ist in diesem Jahr zum Beispiel erstmals am Jugendförderpreis beteiligt, den das Kulturbüro ausschreibt. „Wir haben uns das Thema #liebe überlegt“, erzählt Anna. „Liebe ist einfach ein Thema, das alle Jugendliche beschäftigt.“

Timur erklärt: „Wir sind auch in der Jury vertreten und schauen uns alle Beiträge an.“ Die Jugendlichen haben die Gestaltung eines Plakats übernommen und machen jetzt in ihren Schulen kräftig Werbung für den Wettbewerb, bei dem Preisgelder von insgesamt 4000 Euro vergeben werden (mehr Infos: www.oberhausen.de/jugendfoerderpreis).

Viel mehr gelernt als in der Schule

Außerdem ist das Jugendparlament an der Entwicklung des Fitness-Tempels The Mirai beteiligt. „Wir reden mit den Verantwortlichen über den Sportunterricht der Zukunft und werden auch regelmäßig über die Fortschritte informiert“, erklärt Timur. Zum Weltkindertag backen die Jugendlichen Waffeln, zu Weihnachten sammeln sie Spenden oder helfen bei der Tafel. Das Jugendparlament ist bei vielen Veranstaltungen in der Stadt vertreten. „Wir wurden gewählt, um die Stimmen unserer Schulen zu vertreten. Also müssen wir die Jugendlichen auch gut kennen“, findet Anna.

Zwei Jahre lang werden Timur und Anna das Jugendparlament nun leiten. Dann können sie nicht mehr wieder gewählt werden, weil dann beide über 18 Jahre alt sind. Timur plant, in Zukunft einer Partei beizutreten. Das würden viele nach ihrer Zeit beim Jugendparlament machen. Was er aber schon jetzt sagen kann: „Das, was ich hier im Jugendparlament gelernt habe, das ist nicht mit dem Politikunterricht in der Schule zu vergleichen.“ Anna macht im Frühjahr Abitur. Wahrscheinlich wird sie dann studieren. „Politik wird mich als Hobby immer weiter begleiten“, ist sie sich sicher.

>>> Die Jugendlichen kommen von 15 Schulen

14 344 Oberhausener Jugendliche waren für die Wahl des viertel Jugendparlaments (kurz: Jupa) wahlberechtigt. Die Wahlbeteiligung lag bei 44,2 Prozent.

15 Schulen beteiligen sich am Jugendparlament: alle fünf Gymnasien, alle vier Gesamtschulen, die drei Realschulen, sowie zwei Berufskollegs und eine Hauptschule. Sie entsenden jeweils zwei Vertreter. Die 28 Mitglieder (sechs Mädchen und 22 Jungen) wurden für zwei Jahre gewählt.

Das Jupa ist auf Facebook (Jugendparlament Oberhausen) und I nstagram (jugendparlament.oberhausen) vertreten.