Oberhausen. Ein Beschäftigter des Katholischen Klinikums hält von der Qualität der Speisen für Patienten und Senioren wenig. Einige bestellen lieber Pizza.
Der Ärger über die Verpflegung beim Katholischen Klinikum Oberhausen (KKO) schlägt immer größere Wellen. Jetzt hat sich auch ein KKO-Mitarbeiter in der Redaktion gemeldet. „Ich rede ganz frei raus“, sagt er. Auch er hat noch einiges zu sagen zum Essen in den Krankenhäusern und Altenheimen, möchte aber anonym bleiben, um keine beruflichen Nachteile zu haben. „Den Kartoffelbrei könnte man zwischen Wand und Tapete kleben, das wäre bestimmt ein guter Kleister“, so lautet sein vernichtendes Urteil. Und: „Das würde ich nicht mal meinem Hund geben.“
Eigene Küche wurde abgeschafft
Seit rund 15 Jahren arbeitet er beim KKO. „Ich mache das total gerne, die Leute liegen mir am Herzen.“ Aber die Verpflegung habe sich enorm verschlechtert, seit die Firma Wisag Care Catering die Essensversorgung übernommen habe. Laut dem Mitarbeiter war das KKO das letzte in Oberhausen, das die eigene Küche abgeschafft hat. Es sei damals zu teuer und zu aufwendig gewesen, die Küche zu renovieren, deswegen habe man sich für einen Caterer entschieden. „Die Verantwortlichen müssen das Essen doch probiert haben. Die haben bestimmt etwas anderes bekommen, als die Patienten heute“, vermutet der KKO-Beschäftigte.
Caterer will Abläufe für Mahlzeiten verbessern
Eine Sprecherin der Firma Wisag reagiert auf die ähnliche Kritik verschiedener Betroffener: „Die Hinweise und Anregungen von Senioren und Patienten nehmen wir sehr ernst.“ Man stelle sehr hohe Ansprüche an die Speiseversorgung und arbeite intensiv daran, die Abläufe in der Prozesskette – von der Lieferung der Zutaten bis zur Ausgabe der Mahlzeiten zu analysieren und dort, wo notwendig, zu optimieren. „Am Ende ist es auch dann, wenn alle qualitativen Aspekte stimmen, in der Gemeinschaftsverpflegung nicht immer möglich, jeden Geschmack zu treffen“, meint die Sprecherin.
Mitarbeiter bringen sich Essen mit
Wehmütig denkt der KKO-Mitarbeiter zurück an die Zeiten, als im Clemens-Hospital in Sterkrade noch selbst gekocht wurde. „Die Frau Korte hat aus ihren Möglichkeiten wirklich sehr gutes Essen gemacht“, erinnert er sich. „Da gab es auch mal selbst gekochten Pudding zum Nachtisch.“ Auch von außerhalb seien viele Menschen in die Krankenhaus-Kantine gekommen, um dort zu essen.
Jetzt erlebt er jeden Tag, dass viele Leute nicht aufessen. „Da wird jede Menge weggeworfen.“ Auch die Mitarbeiter würden sich Essen von zu Hause mitbringen. Mittags würden Lieferdienste vor dem Clemens-Hospital ein und aus gehen.
Fehlt den Kliniken das Geld für gutes Essen?
Der Mitarbeiter glaubt, die Misere könne nur behoben werden, wenn die Krankenkassen für die Patienten einen vernünftigen Pflegesatz zahlen würden. Schließlich müssten die Krankenhäuser sparen, aber die Patienten dürften nicht die Leidtragenden sein. „Das kann ja nicht gewollt sein, dass das Essen so schlecht ist.“ Aber es sei eben ein sehr komplexes System und das Essen hänge da mit drin.
„Das Essen auf Rädern kann man abbestellen, im Krankenhaus kann man sich etwas bestellen oder von Besuchern mitbringen lassen“, sagt der Beschäftigte. „Aber die Menschen in den Altenheimen haben ja keine andere Wahl. Die tun mir wirklich leid.“
>>>INFO: KKO will Konsequenzen ziehen
In Reaktion auf die Kritik an der Verpflegung in den Einrichtungen des Katholischen Klinikums Oberhausen hat die Geschäftsführung eine v ollständige Patientenbefragung durchgeführt. „Wir haben in allen Krankenhäusern zum Mittagessen Fragebögen verteilt“, sagt KKO-Sprecherin Annette Kary. Die Ergebnisse der Befragung werden jetzt ausgewertet. Eventuell sollen an einem weiteren Tag erneut Fragebögen verteilt werden. Anschließend wird darüber entschieden, welche Konsequenzen zu ziehen sind.