Oberhausen. . Muss sich die Schule auf „links“ drehen, um auf die Arbeitswelt vorzubereiten? Ein Gespräch mit Sascha Reuen, Leiter des Oberhausener „Bertha“.

Soll Schule auch Trends folgen und worauf bereitet sie vor? Sascha Reuen leitet das Bertha-von-Suttner-Gymnasium offiziell seit August vergangenen Jahres. Ein Gespräch mit dem 47-Jährigen über echte Begegnungen und selbstständige Schüler.

Muss sich die Schule von heute auf ,links’ drehen, um Schüler auf die Arbeitswelt vorzubereiten?

Sascha Reuen: Das ist eine Streitfrage. Eine Position ist: ,Wir müssen nicht jedem Trend folgen. Wer weiß, ob das für unsere Schüler gut ist.’ Eine andere Sichtweise ist, bei Trends offen zu sein. Ich denke, der goldene Weg liegt dazwischen. Es ist gut, dass in der Schule gelernt wird, in festen Strukturen zu arbeiten und auch mit anderen in Austausch zu treten. Andererseits müssen Innovationen auch hier ankommen – in gesunden Dosen.

Wie bereitet dann Schule auf Arbeit vor?

In der Arbeitswelt machen wir einen Quantensprung mit. Die technologische Revolution des Internets und das vernetzte, nicht mehr ortsgebundene Arbeiten machen diesen möglich. Die Entwicklungen beschleunigen sich erheblich und die Arbeitswelt wird immer vernetzter, immer schneller. Schule ist davon noch Meilen entfernt. Ich denke aber auch: Schule muss besonders echte Begegnung ermöglichen. Wir dürfen nicht Gefahr laufen, echte Begegnungen durch virtuelle Begegnungen zu ersetzen.

Wieso ist es wichtig, dass Schule das leistet?

Im Sozialverbund zu arbeiten und zu leben, ist weiterhin wichtig. Schule begleitet den Sozialisationsprozess, wie der Einzelne sich in die Gesellschaft einfügt. Dafür braucht man die tagtägliche Interaktion und das materielle Miteinander. Gerade Letzteres ist ein Bedürfnis.

Wie fördert das Bertha-von-Suttner-Gymnasium Teamarbeit?

Wir haben Projektkurse und auch Projektwochen, in denen Schüler gemeinsam was umsetzen. Unsere Schule ist auch stark im künstlerisch-musischen Bereich aufgestellt. Da geht es darum, gemeinsam etwas umzusetzen und zu erreichen. Theaterspiel braucht beispielsweise Eigenständigkeit und Teamarbeit. Schüler entdecken, welche fachliche Expertise sie selbst und andere haben, und versuchen, ein gemeinsames Ziel zu erreichen.

Welche Möglichkeiten haben Ihre Schüler, sich Wissen selbstständig anzueignen?

In der Oberstufe gibt es das Erstellen der Facharbeit. Dazu noch das EVA-Konzept. EVA steht für eigenverantwortliches Arbeiten. Wenn Unterricht ausfällt, bekommen Schüler Aufgaben und sie entscheiden, wann und wie sie diese erledigen. Ergebnisse müssen zur nächsten Stunde geliefert werden. Das wird in fast allen gymnasialen Oberstufen praktiziert.Das ist das, was in Zukunft am Arbeitsplatz abverlangt wird.