Reifenhändler sind möglicherweise die zweiten Gewinner der Abwrackprämie.

Reifenlager der Firma Schulte-Kellinghaus. Mitarbeiter Piotr Pajak ist mit der Sackkarre im Lager unterwegs. Foto: Lars Froehlich / WAZ FotoPool
Reifenlager der Firma Schulte-Kellinghaus. Mitarbeiter Piotr Pajak ist mit der Sackkarre im Lager unterwegs. Foto: Lars Froehlich / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

Der frühe Vogel fängt bekanntlich den Wurm. Und Frühbucherrabatte motivieren Kunden, dabei zu sein. Das gilt neuerdings auch in der Autoreifenbranche: Wer schon jetzt an den Winter denkt, erhält bei vielen Händlern Prozente. Doch es gibt noch einen weiteren guten Grund, sich den Winterreifen zumindest schon einmal reservieren zu lassen: Dank Abwrackprämie benötigen viele Neuwagenbesitzer neue Winterreifen und es gibt die Befürchtung, Winterreifen-Vorräte könnten knapp werden. Haben Reifenhändler deshalb Sorgen oder werden sie die späten Abwrack-Mitgewinner? Erwarten sie ein hervorragendes Geschäft?

„Das könnte durchaus möglich sein”, formuliert Winfried Biernatzki, Mitarbeiter bei Euromaster, Im Lipperfeld 15, vorsichtig optimistisch. „Wir werden genügend Reifen haben”, ist er sicher. „Das Geschäft ist wetterabhängig. Gibt's schon im November Schnee, läuft's gut. Schneit es erst im Januar, ist es vorbei.”

Dass es in Wahrheit nicht nur Schnee und Eis, sondern Minusgrade seien, die Winterreifen erforderlich machen, sei bei vielen Autofahrern noch nicht angekommen. „Bei minus sieben Grad wird der Sommerreifen steif, dann erledigt er seine Aufgaben nicht mehr so, wie wir uns das wünschten. Wer viel unterwegs ist, weiß, worum es geht.” Tut es denn nicht auch der Ganzjahresreifen? „Der ist kein 100-prozentiger Winterreifen”, sagt Biernatzki. „Gesetzlich sind Sie damit natürlich auf der sicheren Seite.”

„Das ist die falsche Einstellung”, ist sein Kollege Dietmar Meier, Verkaufsleiter bei Reifenhandel Meier, Helmholtzstraße 20-22, überzeugt. „Im Winter kaufen Sie sich ja schließlich auch eine warme Jacke. Ein Satz Winterreifen ist kein rausgeschmissenes Geld. Sie fahren doppelt so lange. Ganzjahresreifen sind immer ein Kompromiss.”

„Wir erwarten ein sehr gutes Geschäft”, betont Simone Neithard, Geschäftsführerin der Schulte-Kellinghaus GmbH, Danziger Straße 150. Dank Abwrackprämie müssten viele Neuwagen „umbereift” werden. „Die Reifen werden knapp”, fürchtet die Expertin und empfiehlt den Kunden: „Ganz frühzeitig umrüsten!” Etwa 5000 Reifen hat die Firma – 35 Mitarbeiter, darunter Kfz- und Vulkaniseurmeister, sind dort beschäftigt – bestellt. 3000 Sätze Winterreifen von Kundenrädern warten im Lager darauf, wieder gebraucht zu werden. Die fachgerechte Lagerung kostet hier 30 Euro pro Saison inklusive Reinigung und Check. „Vier Millimeter Mindestprofiltiefe sind für einen Winterreifen erforderlich”, erklärt die Geschäftsfrau. An der „Verbindung von Fahrzeug und Straße” sollte man auf keinen Fall sparen, ist sie überzeugt. Dennoch: Schulte-Kellinghaus bietet Reifen in den Kategorien „günstig”, „Mittelklasse” und „Premium”, denn: „Jeder Kunde muss bedient werden. Totalbilligreifen aus China, die niemand kennt, führen wir nicht.”

„Viele meinen, wenn sie im Sommer Winterreifen kaufen, seien sie billiger”, macht Patrik Kempkes, Kfz-Mechanker bei Reifen Kempers, Weiersraße 5, auf einen Irrtum aufmerksam. „Reifen werden nicht schlecht, sie sind mehrere Jahre als Neuware zu verkaufen.” Dennoch achteten die informierten Kunden auf die Produktionsdaten. Viele setzten auf spezielle Hersteller, zum Beispiel durch Empfehlungen aus ADAC-Berichten. „Viel wird über's Internet gemacht”, sagt Kempkes. Dass es problematisch werden könnte, an die gewünschten Winterreifen zu kommen, bezweifelt er: „Heute ein Anruf und in spätestens drei Tagen können Sie kommen.”