Oberhausen. . Oberhausener Arbeitnehmer plagen Rückenschmerzen, Atemwegleiden und Depressionen – und haben damit mehr Fehltage als andere. Das hat einen Grund.
Oberhausener AOK-Krankenkassenversicherte sind im vergangenen Jahr mit im Schnitt 15 Krankheitstagen je Patient häufiger arbeitsunfähig gewesen als Versicherte in anderen Städten. Zum Vergleich: In den Nachbarstädten Essen und Duisburg beläuft sich die Zahl der Krankheitstage auf rund 13 Tage. Das zeigt der aktuelle Gesundheitsbericht der AOK Rheinland-Hamburg.
Besonders häufig plagen Oberhausener Rückenschmerzen, Atemwegsinfekte und psychische Erkrankungen – insbesondere Depressionen. Im Schnitt waren knapp sechs Prozent der Oberhausener Erwerbstätigen bei der AOK im vergangenen Jahr krankgeschrieben. Damit liegt diese Stadt leicht über dem durchschnittlichen Gesamtkrankenstand der AOK-Versicherten im Rheinland von knapp 5,6 Prozent.
Oberhausen gehört zu den Städten mit sehr vielen Langzeiterkrankten: Hier zählen 1,85 Prozent aller bei der AOK versicherten Beschäftigten dazu, in Bonn sind es nur 1,2 Prozent.
Jeder zweite der knapp 18.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte bei der Oberhausener AOK war mindestens einmal im Jahr 2017 krankgeschrieben. Gezählt werden die angefallenen Arbeitsunfähigkeitstage. Oberhausener waren ähnlich oft krankgeschrieben wie im Jahr 2016.
Mehr körperlich gearbeitet
Im aktuellen Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse (TK) kommt Oberhausen mit fast 19 Prozent auf Rang drei der Städte mit den landesweit meisten Arbeitsunfähigkeitstagen je Versichertem. Nur in Herne und Gelsenkirchen hatten Versicherte der Techniker Krankenkasse im Schnitt noch mehr Krankheitstage. Die TK versichert 12 000 Oberhausener Beschäftigte.
Für den Krankenstand in dieser Stadt nennt die AOK insbesondere einen Grund. „Muskel- und Skeletterkrankungen wie Rückenschmerzen verursachen nach wie vor die meisten Fehltage. Im Durchschnitt fiel jeder AOK-versicherte Beschäftigte in Oberhausen 2017 an rund sieben Kalendertagen wegen einer Erkrankung des Muskel-Skelett-Systems aus“, sagt eine Sprecherin der AOK.
Die Techniker Krankenkasse geht in eine tiefere Analyse. „Der hohe Krankenstand hat auch damit zu tun, dass im Ruhrgebiet im Verhältnis zu Verwaltungsstädten wie Bonn körperlicher gearbeitet wird“, sagt Pressesprecherin Andrea Hilberath. Auch gebe es viele Pendler im Ruhrgebiet und diese seien psychisch angegriffener als Nicht-Pendler.
Die Barmer hatte für das Jahr 2016 Ähnliches herausgefunden: Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems, also am häufigsten Rückenerkrankungen oder Bandscheibenschäden, lagen auf Platz eins, auf Platz zwei psychische Störungen.
Zu den Branchen mit den meisten Krankenständen gehören landesweit die öffentliche Verwaltung sowie die Altenpflege. In diesen Bereichen sind auch die Langzeitkrankenstände am höchsten.
Einfluss der Unternehmenskultur
Eine bundesweite AOK-Studie hat 2016 festgestellt, dass oft auch die Unternehmenskultur in einem Betrieb Schuld daran hat, wenn die Krankenstände relativ hoch sind.
Zu wenig Lob, zu viel Kontrolle, fehlende Eigenverantwortung, ungerechte Bezahlung, ein mieser Führungsstil – das nagt weit mehr an den Beschäftigten als Stress oder Überstunden.