Oberhausen. . Neun Auszubildende wollte das Autohaus Plätz einstellen, doch es gab nicht genügend geeignete Kandidaten. Nachzügler sind herzlich willkommen.

Kunden müssen viel zu lange auf einen Werkstatttermin warten, die Unzufriedenheit bei Mitarbeitern und Kunden wächst, der Umsatz geht zurück. So sieht die Zukunft des Autohauses Plätz aus – wenn die Ausbildungskrise weiter voran schreitet. Noch läuft alles rund in dem Betrieb an der Mellinghofer Straße. Doch Firmenchefin Agneta Plätz schlägt Alarm.

Neun Auszubildende hätte die Geschäftsführerin für das frisch gestartete Ausbildungsjahr gerne eingestellt, aber nur fünf geeignete Kandidaten hat sie zunächst gefunden, ein Nachzügler kam später hinzu. „Damit können wir unseren Bedarf aber nicht decken, es gehen mehr ältere Mitarbeiter in den Ruhestand als junge Kräfte nachrücken.“

Bildungsniveau ist abgesackt

Vor zehn Jahren habe es noch anders ausgesehen. Von 150 Bewerbern seien rund 100 geeignet gewesen. „Damals hat es uns noch das Herz gebrochen, so vielen tollen jungen Leuten absagen zu müssen.“ Heute sei sie froh, wenn Bewerber grundlegende Kenntnisse wie Dreisatz-Rechnung beherrschen. Niclas Giesen, bei Plätz für den Bereich Ausbildung verantwortlich, beobachtet bei Bewerbern immer häufiger auch eine Verträumtheit. Sie kämen ohne klare Vorstellungen zum Bewerbungsgespräch, hätten nicht einmal ein Berufsbild vor Augen.

„Das Bildungsniveau ist deutlich abgesackt“, sagt Agneta Plätz. Der Grund? „Wir kümmern uns zu wenig um unsere Kinder.“ Statt Kindergeld zu zahlen sollten Kindergärten und Kindertagesstätten für alle Bürger kostenlos sein, „wir müssen deutlich mehr Geld in die staatliche Erziehung investieren“, sagt sie entschieden. Im Kindesalter werde nämlich die Basis gelegt für das weitere Leben. In den ersten Lebensjahren müsse der Grundstein gelegt werden, jedes Kind mit den gleichen Chancen auszustatten, „sie in die richtige Bahn zu lenken.“

Keine Wertschätzung fürs Handwerk

So könnten auch Mütter sorgenfreier arbeiten, sagt Agneta Plätz und denkt dabei an die Mütter, die in ihrem Betrieb arbeiten und derzeit keinen Kindergartenplatz finden. Das stelle das gesamte Team vor große Herausforderungen.

Und noch etwas müsse sich ändern: die Wertschätzung für handwerkliche Berufe. In ihrem Betrieb werde die Wertschätzung groß geschrieben, wirbt Agneta Plätz. Wertschätzung für den Kunden und das Fahrzeug, aber auch für die Mitarbeiter. „Und da sind die Auszubildenden nicht ausgenommen.“

Das müsse sich auch in der Gesellschaft spiegeln. Kfz-Mechatroniker sei ein komplexer und anspruchsvoller Beruf, Bruchrechnung und ein gutes dreidimensionales Denken sind beispielsweise Grundvoraussetzungen. Mitarbeiter verdienten Respekt und seien mehr als bloße „Schrauber“, für die sie manche Menschen halten.

Gute Übernahme-Chancen

Das Autohaus Plätz sucht auch weiterhin drei Auszubildende zum Kfz-Mechatroniker. Die Übernahme-Chancen nach der Ausbildung seien derzeit sehr gut, sagt Niclas Giesen. Denn auch Gesellen sucht das Unternehmen händeringend. Kontakt: info@plaetz.de

691 junge Oberhausener sind laut der jüngsten Arbeitsmarkt-Statistik noch ohne Ausbildungsplatz. Dem gegenüber stehen 386 noch nicht besetzte Ausbildungsstellen – das sind 67 mehr als im Juli 2017. Kontakt für Jugendliche: 0800-455 55 00