Oberhausen. . Konzerte und Ausstellungen locken Publikum auch aus anderen Städten. Ein gutes Angebot ist für die soziokulturellen Zentren ein täglicher Kampf.
IIn der Wiege der hiesigen Sozio-Kultur bekommt die Liebe zur Kleinteiligkeit ein Gesicht: Charmante Konzerte, besondere Ausstellungen und vielfältige Vorträge zieren in den hiesigen Zentren Werbe-Flyer, Plakate und Programmhefte. Nun sitzen im K14 — immerhin älteste noch bestehende Einrichtung ihrer Art — jene Kulturschaffenden höchstpersönlich zusammen, die dafür sorgen, dass in Oberhausen jenseits des Massengeschmacks etwas passiert.
Es ist die Gelegenheit, um nachzufragen, wo bei Haupt- und Ehrenamtlichen der Schuh drückt und welche Stimmungslage herrscht. „Neben vielen Anträgen und Papierangelegenheiten gehört auch das Rechnen zur Arbeit“, sagt Ingo Stöck vom Zentrum Altenberg. Beim Gipfeltreffen der sozio-kulturellen Zentren wird klar, dass die Romantik der Bühne manche Bremsklötze bei der alltäglichen Arbeit nicht überdecken kann.
„Die Förderbeträge sind seit Jahren quasi identisch, die anfallenden Ausgaben allerdings nicht“, erläutern Ralf Langnese und Jürgen Cotta von der Ruhrwerkstatt. Dass gestiegene Betriebskosten weit über Lizenzabgaben der Gema hinausreichen, sei bekannt. Auch sind sich die Akteure darin einig, dass lähmende Antragsfluten den Handlungsspielraum nicht gerade beflügeln. Ob eine antragslose Sockelfinanzierung die Lösung sein kann, darüber wird diskutiert.
Tänzer helfen der klammen Kasse
Klar ist: Die Bürokratie solle sich schon verringern, so der Wunsch, damit sich die Macher der Soziokulturellen Zentren stärker auf Kultur und Bildung konzentrieren können. Zumal die Akteure eine Hauptsorge plagt: Der Nachwuchs fehlt. Helmut Schlünzen und Evi Brieden von der Fabrik K14 benennen dies deutlich: „Nur wenn junge Mitglieder nachkommen, kann die Arbeit fortgeführt werden.“
Eine Frage der Einrichtung ist dies nicht, auch im Druckluft kann man weitere Helfer gebrauchen, wie Daniel Sprycha sagt. Gut für das Budget sind in Häusern mit einer jüngeren Zielgruppe wiederkehrende Tanzveranstaltungen. 600 bis 1000 (zahlende) Besucher seien keine Seltenheit. Auch im Zentrum Altenberg gehören wöchentliche Disco-Formate wie „Adults only“ zu wichtigen Einnahmequellen, um das restliche Programm, speziellere Konzerte mit kleinerem Publikum, quer zu finanzieren. Stöck: „Es gibt wunderschöne Auftritte, aber bei denen stehst du dann mit 40 Leuten da!“
Internationale Künstler kommen
Ob irische Folk-Band im K14, australische Art-Rock im Druckluft oder New Yorker Indie-Band im Zentrum Altenberg: Oft nutzen sie die über Jahre gefestigten Kontakte zu Agenturen, um internationale Künstler anzulocken. Die Masse macht es für auswertige Bands lohnenswert. Sprycha: „Die Bands reisen meist durch mehrere Länder und spielen viele kleine Konzerte.“
Gerade mit der Breite des soziokulturellen Angebots könne Oberhausen punkten: Dazu zählt auch Gesina Rath von Kitev, die „Kultur im Turm“ gilt als Biotop für künstlerische Ideen, die sich von kommerziellen Events abheben.
Als Konkurrenten sehen sich die Zentren hier nicht: Viele Besucher kämen auch von jenseits der Stadtgrenze. Für die hiesige Kulturszene sei dies eine Wertschätzung. Eben: Nicht reich, aber glücklich!
Auf einen Blick: Soziokulturelle Arbeit in Oberhausen
K14: Gilt als ältestes soziokulturelles Zentrum in Deutschland. Ein Kernstück der kulturellen Arbeit in Oberhausen begann hier. Heute ist es ein Ort für Ausstellungen, Konzerte und Vorträge. (Lothringer Straße 64)
Druckluft: Üppige Auswahl an verschiedenen Genre-Konzerten, dazu Jugendtreffs. Alternative Angebote fernab des Mainstreams. (Am Förderturm 27)
Zentrum Altenberg: Konzerte, Ausstellungen und Disco speisen das Altenberger Programm. Nachbar des Rheinischen Industriemuseums. (Hansastraße 20)
Alte Heid: Das Bürgerzentrum verbindet Aktivitäten der Arbeiterwohlfahrt (Awo) wie Tanztee, Ruhrmusical und Seniorentheater. Großes Kernangebot für ältere Bürger. (Alte Heid 13)
Ruhrwerkstatt: Viel zu unternehmen gibt es für Kinder, Jugendliche und Familien. Starkes Segment mit Kultur und Bildung. (Akazienstraße 107)
Kitev: Kultur im Turm wurde 2006 gegründet und gilt als Labor für ausgefallene Interventionen, beheimatet im Wasserturm des Oberhausener Hauptbahnhofs. (Willy-Brandt-Platz 1)