Oberhausen. . Überraschender Besuch für die Sterkrader Gaststätte Klumpen Moritz: Brauerei-Chef Axel Stauder zapfte höchstpersönlich und verriet seine Technik.
Schon 1950 fand der Kölner Musiker Toni Steingass heraus: Der schönste Platz ist immer an der Theke! Jahrzehnte und unzählige Ohrwürmer später strickt ein Firmenchef offenbar an einer Fortsetzung. Denn Axel Stauder geht regelrecht auf Theken-Tournee. Er tauscht seinen Schreibtisch gegen die blinkenden Zapfhähne. Zumindest in Teilzeit. In der Sterkrader Kneipe „Klumpen Moritz“ stand er für zwei Stunden plötzlich hinter dem Tresen. Prost-Besuch!
Nun, was nach einer feucht-fröhlichen Aussteigergeschichte klingt, hat natürlich andere Gründe. „Wir stehen mit großen und übermächtigen Brauereien im Wettbewerbe“, sagt der Essener Geschäftsmann. „Also wollten wir etwas machen, was man uns nicht nachmachen kann.“ Soll heißen: Keine Berührungsängste zeigen, nah bei Wirten und Gästen sein und somit auf das Wir-Gefühl in der Region setzen.
Gäste schauen kritisch hin
Tatsächlich schauen die Gäste dem Essener aber erst einmal genau auf die Finger: „Macht er das auch richtig?“, flüstern einige. Die Biergläser füllen sich mit einem geruhsamen Rauschen. Die schaumigen Bierkronen schwappen kaum über die Glaskante. „Ja, sieht doch schon nicht schlecht aus.“
Bei Kneipe und Brauerei gibt es Schnittmengen: Die Familientradition zum Beispiel. Die Kneipe Klumpen Moritz wurde 1871 gegründet, sieben Wirtsgenerationen zapften hier schon. Bei Familie Terhorst ist es nun die dritte Generation. Volker und Heike Terhorst sowie die Kinder Sarah und Linda leben den Klumpen Moritz. Sie wissen um die Nachrichten-Börse namens Theke: „Da wird über Gott und die Welt gesprochen.“
Zapfen ist ein eigenes Handwerk
Viele Stammkunden besuchen den „Klumpen“, dazu ist jede Menge los, wenn eigene Veranstaltungen oder die Fronleichnamskirmes locken. Dann braucht es Profis hinter dem Zapfhahn wissen die Wirte. „Das ist ein Handwerk!“
An sein erstes selbst gezapftes Bier erinnert sich Axel Stauder nur schemenhaft. Im Jugendalter war das wahrscheinlich, aber er sagt: „Ich zapfe bis heute gerne!“ Trotzdem sei es immer anders. Zapfen sei zwar wie Fahrradfahren, aber jede Theke, das merke er bei seinen Reisen durch die Kneipen, eben anders, abhängig von Bierkeller, Kühlung und Alter der Anlage. Was ist der größte Fehler? „Das halbherzige Quetschen! Der Zapfhahn muss richtig geöffnet werden.“
Oberhausen und Essen. Grundsätzlich Freunde, beim Fußball aber hört der Spaß bekanntlich auf. Der Brauereichef sieht es pragmatisch: „Bei aller Rivalität muss man aber immer noch zusammen ein Bierchen trinken können.“
>>> Regionale Marken sind gefragt
Die Marke Stauder ist in Oberhausen im Vergleich zu Mitbewerbern wie König-Pilsener und Bitburger Pils seltener zu finden. Trotzdem sagt Axel Stauder: „Wir kommen in Nachbarstädten besser voran.“ Dies gelte speziell in Städten ohne eigene Brauerei.
Das Bewusstsein der Kunden beim Verzehr von regionalen Produkten spiele dabei eine Rolle.