Oberhausen. RWO und RWE stehen im Niederrheinpokal-Finale. RWO-Chef Sommers erklärt die neue Tribüne und offenbart, was er ohne Endspiel-Einzug getan hätte.
An den Super-Gau mag Hajo Sommers nicht denken. Wenige Stunden vor dem immens wichtigen Niederrheinpokal-Halbfinale gegen den FSV Duisburg wiegelt der RWO-Präsident ab. „Über das Finale spreche ich erst, wenn das Halbfinale gespielt ist.“ Basta.
Nun, der GAU blieb aus. Rot-Weiß Oberhausen setzte sich bekanntlich in der vergangenen Woche gegen den Landesligisten knapp durch und kann für das Endspiel, den Derby-Kracher gegen Rot-Weiss Essen am Pfingstmontag planen. Da die Essener sich an diesem Tag die Punk-Rock-Band „Die Toten Hosen“ zum Konzert ins Haus holen, galt das Stadion Niederrhein für den Finalspielort schnell als erste Wahl. Der Vorverkauf läuft (24. April), Anstoß ist um 17 Uhr. Die neue Stehplatztribüne soll bis dahin endlich fertig sein.
RWO erwartet doppelte Generalprobe
Nun, das sollte sie bekanntlich schon Mitte November. „Ja, so ist das mit dem Bau. Da kannst du ein halbes Jahr drauf rechnen“, sagt Sommers und ergänzt süffisant: „Aber im Gegensatz zum Berliner Flughafen wird unsere Tribüne auch wirklich fertig.“
3100 Stehplätze für heimische Fans umfasst das gut drei Millionen Euro teure Bauprojekt. Bei Bedarf lässt sich die Tribüne um 1000 zusätzliche Plätze erweitern. Dort, wo sich früher die Emscherkurve ziemlich weit entfernt vom Spielfeld hinter dem Tor schlängelte.
Mit der neuen Tribüne rücken die Fans auf bis zu siebeneinhalb Meter zur Torlinie ans Spielfeld heran. Das 1926 eingeweihte Stadion soll dann über 17 000 Zuschauer fassen.
Doch die Zeit von Hexenkesseln wirkt weit weg: Die Tribüne muss einen neuen Anfang machen. „Nun können auch Fans wieder ins Stadion gehen, die sagen, dass ihnen auf den Stehplätzen das Dach über dem Kopf fehlt“, sagt Sommers. Das neue Bauwerk ist komplett überdacht und soll im Gegensatz zur offen gebauten Emscherkurve den Stadionbesuch unabhängiger vom Wetter machen.
Tribüne verbessert bei RWO die Akustik
RWO möchte Zuschauer zurückgewinnen. Am letzten Regionalliga-Spieltag, am 13. Mai, gegen die SG Wattenscheid 09 könnten Oberhausener Fans endlich zum ersten Mal die Tribüne betreten. Wenn alles glatt läuft. Das wäre eine Woche vor dem Finale im Niederrheinpokal. Es klingt also nach einer doppelten Generalprobe.
Auch wenn noch die Eröffnung auf sich warten lässt, ist schon jetzt ein akustischer Unterschied hörbar. „Der Stimmung tut die Tribüne gut, da die Akustik nicht über die offenen Tribünen flöten geht.“ Zudem schätzt Sommers die Aussicht. „Das ist der beste Blick in einem Fußballstadion, genauso gut wie in Freiburg mit dem Breisgau im Hintergrund. Wo sieht man sonst in der gegenüberliegenden Kurve die Schiffe vorbeifahren?“
Auch sportlich soll es freilich aufwärts gehen. Das Niederrheinpokal-Finale am 21. Mai wird am „Tag der Amateure“ in einer Konferenzschaltung der ARD zu sehen sein.
Ohne RWO kein Finale in Oberhausen
Und das Endspiel bietet die rare Chance, sich gegen den Rivalen aus der Nachbarstadt endlich wieder für die Hauptrunde des DFB-Vereinspokals zu qualifieren. Der glitzernde Pokal ist eine Sache — aber garantierte sechsstellige Einnahme sind für einen klammen Verein wie Rot-Weiß Oberhausen der echte Hauptgewinn.
Zuletzt gab es für RWO-Fans allerdings viele Enttäuschungen. Keine Chancen auf den Aufstieg durch knappe Kassen, eine Nadelöhr-Liga, in der nicht mal der Meister direkt aufsteigt, sondern sich in der Relegation qualifizieren muss.
Aber es geht eben auch immer schlechter. Würden Essener und Duisburger Fans womöglich die neue Tribüne einweihen, wenn Oberhausen das Pokalfinale verpasst hätte?
Sommers spricht Klartext: „Ohne RWO hätte es kein Pokalfinale in unserem Stadion gegeben. Vorher hätte ich das Stadion persönlich angemietet und mich nackt in den Mittelkreis gesetzt!“ Die Emotionen sollen am Rhein-Herne-Kanal zurückkehren. Pokal-Finale und Tribüne sind Hoffnungsträger.