Oberhausen. Erstmals haben die Statistiker die Sozialdaten der Stadt Viertel für Viertel gebündelt – und damit die Quartiere in Problembereiche eingeteilt.

Die Stadt Oberhausen hat erstmals umfassend die soziale Problemlage einzelner Quartiere analysiert – und die Lebenslage der Bürger in den Stadtteilen eingeordnet. Dabei wird das große Nord-Süd-Gefälle in Oberhausen sehr deutlich. Die Stadtspitze will mit ihrer 90 Seiten umfassenden Bestandsaufnahme allen Lokalpolitikern und Fachleuten die Basis dafür liefern, an welchen Orten man anpacken muss, um Quartiere zu stabilisieren.

„Diese statistische Auswertung hat eine neue Dimension, wir erkennen nun besser, wo und wie wir ansetzen müssen“, lobt Strategie-Dezernent Ralf Güldenzopf das Werk seiner Statistiker. „Dabei zeigt sich auch, dass kein Stadtteil komplett unten durch ist. Aber es gibt Stadtquartiere, in denen wir eine große Not sehen – und Stadtquartiere mit einer negativen Entwicklung. Da müssen wir handeln.“

Anhand von sieben wichtigen Sozialdaten haben die Stadtstatistiker nicht nur die aktuelle Lage der Sozialräume ermittelt (Status), sondern auch die Entwicklung der vergangenen Jahre (Dynamik). Betrachtet wurde die Zahl der Zuwanderer, der Hartz-IV-Empfänger, die Kinderarmut, die Zahl junger Arbeitsloser und armer Rentner sowie die Alleinerziehenden und großen Familien.

Der Status eines Sozialquartiers (Stadtteils) wird aus sieben Sozialwerten, wie Arbeitslosenzahl und Kinderarmut,  ermittelt. Der Stadtdurchschnitt liegt bei Null genau in der Mitte.
Der Status eines Sozialquartiers (Stadtteils) wird aus sieben Sozialwerten, wie Arbeitslosenzahl und Kinderarmut, ermittelt. Der Stadtdurchschnitt liegt bei Null genau in der Mitte. © Unbekannt | wnm

Schladviertel entwickelt sich positiv

Das Ergebnis: Lirich-Süd und die Innenstadt weisen derzeit die schlechtesten Sozialdaten von Oberhausen auf: Hier leben die meisten Menschen, die Hilfe benötigen, ihr Leben zu bewältigen.

Osterfeld-Mitte/Vonderort, Marienviertel-Ost und Brücktorviertel verzeichnen immer noch einen recht niedrigen Sozialstatus.

Überraschend: Schaut man sich anhand der ausgewählten Kern-Sozialdaten den Trend seit 2013 an (Dynamikindex), dann entwickeln sich das Brücktorviertel und das Schladviertel positiv, aber das Marienviertel-West und Rothebusch am Stadtrand von Bottrop negativ.

Auch die Innenstadt hat in den vergangenen Jahren mehr arme, arbeitslose und alleinerziehende Menschen angezogen, darunter auch besonders viele Flüchtlinge – weil die Mieten hier äußerst billig sind. Der Dynamikindex für die City fällt deshalb negativ (rot) aus.

Gegen negative Trends stemmen

„Jetzt fängt die Arbeit erst richtig an. Wir alle müssen nun darüber diskutieren, welche Ursachen die Trends haben und welche Konsequenzen wir ziehen“, sagt Güldenzopf. Sein Rat: „Leuchttürme müssen in den heiklen Quartieren entstehen. Hier müssen die besten Kitas, die besten Schulen hin, hier müssen wir beweisen, was wir leisten können.“ Dafür will die Stadtspitze Fördertöpfe anzapfen – und Siedlung für Siedlung Konzepte erstellen. „Wir müssen uns kleinteilig gegen negative Trends stemmen und zusätzliche Gelder dort einsetzen, wo sie die stärkste Wirkung entfalten.“

Wie sehr man im Detail schauen muss, zeigen die Viertel Sterkrade-Mitte und Tackenberg-Ost. Sie sind grob betrachtet unauffällig, blickt man aber auf einzelne Teile, entdeckt man: In einigen Straßenzügen ballen sich die Probleme.

Handlungsempfehlungen für einzelne Stadtteile

Der Fokus des neuen Sozialberichts der Stadt Oberhausen liegt auf der Darstellung der verschiedenen Lebensbedingungen und -lagen der Bürger in den 27 Oberhausener Sozialquartieren. Mithilfe des Indexverfahrens, der Bündelung von sieben zentralen Sozialdaten, werden zunächst Gebiete mit konzentriertem Unterstützungsbedarf ermittelt. Danach werden im Bericht ihre Sozial- und Altersstruktur, städtebauliche Besonderheiten sowie lokale Einrichtungen (Schulen, Beratungsstellen, Kitas) benannt. Erstmals gibt der Sozialbericht für die auffälligen Quartiere Handlungsempfehlungen. Der vollständige Bericht ist öffentlich für alle Bürger einsehbar auf unserer Internetseite www.waz.de/oberhausen/ in diesem Artikel oder unter http://allris.oberhausen.de.