Oberhausen. . Viele Schwarzkittel haben im Hiesfelder Wald ihr Revier. Jäger wie Hubert Filarsky sind in Sorge wegen der afrikanischen Schweinepest.
Immer häufiger erregen Wildschweine den Unmut vor allem von Landwirten. Sie zerwühlen Äcker, fallen mancherorts auch in Stadtgärten ein, haben längst ihren Lebensraum auf besiedelte Gebiete ausgeweitet. Auch im Oberhausener Norden werden Schwarzkittel gesichtet.
Nun sorgt die afrikanische Schweinepest, die von Wildschweinen übertragen werden kann, für weitere Unruhe. Das bestätigt Gisela Matten, Vorsitzende der Kreisjägerschaft Oberhausen: „Da Wildschweine sich mehr im Wald aufhalten und nachts große Entfernungen zurücklegen, können wir keine genauen Zahlen nennen.“
Schweinepest hat Tschechien erreicht
Jäger in der benachbarten Kirchheller Heide haben sich zu Jahresanfang entschlossen, den Bestand an Schwarzwild durch gezielte Jagden zu dezimieren. Rund 40 Tiere wurden dabei allein im Januar erlegt. Im gesamten Jagdjahr 2016/2017 starben in Oberhausen 36 Wildschweine, teilt die Untere Jagdbehörde der Stadt mit. Auch Matten hält die Bejagung für notwendig, „um eine noch größere Ausbreitung der Schweinepest zu verhindern und um Wildschäden auf Landwirtschaftsflächen zu vermeiden“. Im laufenden Jagdjahr wurden bisher 20 Tiere erlegt, sagt Hubert Filarsky, Jäger und Mitglied der Kreisjägerschaft Oberhausen.
Neben den Schäden, die das Borstenvieh anrichtet, ist für ihn die afrikanische Schweinepest tatsächlich eine große Gefahr: „Sie ist in Tschechien angekommen. Experten befürchten, dass sie auf jeden Fall zu uns kommt. Ist nur die Frage, wann.“ Die Einschätzung teilt Gisela Matten. Doch sie schränkt ein: „Nur Wild- und Hausschweine können sich mit der Schweinepest anstecken. Eine Übertragung auf den Menschen oder andere Tierarten ist nicht möglich.“ Doch bedeutet die Schweinepest Gefahr für zahllose Tiere in Schweinezuchtbetrieben, die getötet werden müssten.
Lärmschutzwände stoppen Tiere
Bisher leben Schwarzkittel in Oberhausen nur im Hiesfelder Wald. Im Sterkrader Wald hingegen seien noch keine Wildschweine gesichtet worden, auch nicht im Süden der Stadt, sagt Filarsky: „Unüberwindbar sind die Lärmschutzwände an den Autobahnen.“
Neben Äckern nehmen Schwarzkittel vor allem Weideflächen in Angriff, sagt der Jäger: „Zum Beispiel an der Borbruchstraße. Da ist nichts Grünes mehr zu sehen.“ Einen Grund für die starke Vermehrung sieht er in der grundsätzlich positiven Umgestaltung der Wälder: „Weg von Fichtenmonokulturen, hin zu heimischen Buchen und Eichen, die Buchecker und Eicheln bilden. Eine wichtige Nahrung für Wildschweine. Auf den Weiden holen sie sich zusätzliches Eiweiß, fressen Würmer, Schnecken und Larven.“
Filarsky: „Es sind inzwischen jede Nacht Jäger unterwegs, die Wildschweine im Visier haben.“ Alle Bundesländer hätten das Schwarzwild ganzjährig zum Abschuss freigegeben: „Mit Ausnahme der Bachen, die Frischlinge haben.“ Der Schmachtendorfer hebt dabei die Verantwortung des Jägers hervor: „Wir schießen nicht, wenn wir Zweifel haben, ob eine Bache Junge hat oder nicht. Diesbezüglich werden wir intensiv geschult.“
Maisanbau in Oberhausen nicht das Problem
Um die Zahl der Wildschweine zu begrenzen, fordert der Deutsche Bauernverband eine Abschussrate von 70 Prozent. Horst Wieshoff, ebenfalls Mitglied der Kreisjägerschaft Oberhausen und Jäger, lehnt das ab. Für ihn ist das Problem hausgemacht – vor allem durch zu viel Maisanbau: „Das ist pure Kraftnahrung für Wildschweine und eine der Ursachen für ihre Vermehrung.“
Die Forderung nach 70 Prozent Abschuss nennt Wieshoff populistisch, „um vom weiter zunehmenden Anbau dieses beliebten Wildschweinfutters abzulenken“. In Oberhausen jedoch sei der Maisanbau nicht das Problem, sagt Hubert Filarsky: „Dazu sind die Böden hier nicht gut geeignet.“ Dennoch sei die Zahl der Schwarzkittel für das zur Verfügung stehende Waldgebiet zu hoch.
Wer als Spaziergänger einem Wildschwein begegnet, sollte es in Ruhe lassen, rät Ortrud Podworni-Michael vom Naturschutzbund Oberhausen. Probleme habe es bisher aber nicht gegeben.