Oberhausen. . Party am St. Patrick’s Day: 11 000 Fans feiern euphorisch die Kelly Family in der Arena Oberhausen. Ihr Doppeldecker-Bus ist heute aus Pappmaché.

Auf den Köpfen stecken Haarreifen mit Kleeblättern. Daneben blinkt nervös eine kleine grüne Kobold-Figur und die grünen Kopfbedeckungen und passend gefärbten Blumenketten sind sowieso dabei: Die Kelly Family hält zur Comeback-Tournee „We got love“ in der ausverkauften König-Pilsener-Arena eine wilde Feierstunde ab. 11 000 Fans sind sich grün: Das wurde aber auch Zeit!

Fast 20 Jahre haben die Fans auf eine gemeinsame Europa-Tournee der musikalischen Geschwister gewartet. Ausgerechnet am irischen Feiertag St. Patrick’s Day spielt die Familie mit den irischen Wurzeln ihr Konzert in der durch bunte Fan-Kostüme dekorierten Arena. „Wir wussten, dass man in Nordrhein-Westfalen gut feiert. Aber hier im Herzen des Ruhrgebiets kann man es am besten!“, sagt Kathy Kelly zügig im Jubelsturm. Und ihre fünf Geschwister scheinen zu nicken.

Stimmbruch verändert die Tonlage der Hits

Nein, komplett ist die Familienbande nicht, die sich Mitte der 1970er-Jahre organisierte und später auch die Fußgängerzonen im Revier bespielte. Die populären Geschwister Paddy (40) und Maite (38) fehlen, weil sie lieber Solisten sein wollen. Mit Angelo (36), Jimmy (47), Joey (45), John (51), Kathy (55) und Patricia Kelly (48) ist die Gruppe aber groß genug, dass die Fans schon beim eröffnenden „I can’t stop the love“ ihrer Sitzschale eine Statistenrollen zuteilen.

Stehparty, Tanzparty, kaum abebbend wollende Liebesbekundungen auf breiten Pappschildern („I love Kellys“) — die Großfamilie hat kaum etwas an ihrer wuseligen Anziehungskraft eingebüßt.

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Sie beherrschen die Posen von früher: Sie triezen sich gelegentlich, nehmen selbstironisch ihr Alter aufs Korn. Als Überraschungsgast steigt der für Laien unbekanntere Bruder Paul (54) auf die Bühne, der mit seinem langen Bart zumindest optisch an das 2002 verstorbene Familienoberhaupt Dan Kelly erinnert.

Kelly Family erklärt Song über Nordseeküste

Wenn John Kelly in der edlen Karohose an den Gitarrensaiten zupft, kreischen kaum zu bändigende Fans wie in besten Teenagerzeiten. Der deutsche Seemannsgarn „An der Nordseeküste“ und das irische Original „The Wild Rover“ werden kurzerhand verheiratet. Und auch ihr markanter englischer Doppeldecker-Bus im Kelly-Rot mit der grünen Haube erhält sein umjubeltes Comeback. Allerdings muss eine aufgemalte Kulisse aus Pappmaché diesmal ausreichen.

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Musikalisch geizen die Kellys nicht mit großen Hits. Warum auch? Beim fetzigen „Why, Why, Why“ darf sich der heutige Extremsportler Joey Kelly durch einen Kranz von zischenden Feuereffekten am Bühnensteg kämpfen. Zur angesagten Ballade „An Angel“ sind die Gesangspassagen neu verteilt: Angelo Kelly, damals noch zarte 12 Jahre alt, übernimmt heute Textstellen seines Bruders Paddy, seine Schwestern die eigenen. Der Stimmbruch machts nötig!

Wehende Haarpracht zum Schlagzeug-Solo

Überhaupt mussten sich die Kellys ihre alten Songs den heutigen Tonlagen anpassen. Verfälscht haben diese musikalische Schreinerarbeiten die Titel aber nicht. An der Textsicherheit der Anhänger ändert das sowieso nichts.

Und alle sind sie gekommen: Der Hardcore-Fan mit den Shirts von damals, der auch heute noch den Konzerten hinterher reist. Die Anhänger, die nun mit ihren Kindern mitfeiern. Und die Neugierigen, die tatsächlich erst zur Comeback-Welle ihr erstes Kelly-Konzert besuchen.

Einige Kellys tragen ihre Haare heute kürzer, aber längst nicht alle: Schlagzeuger Angelo zupft sich spontan das Haargummi aus der versteckten Frisur und lässt die Haare, wie früher, zum Schlagzeugsolo durch die Luft wirbeln.

>>> Kelly-Durchbruch mit Album „Over the Hump“

Der Durchbruch der Kelly Family gelang 1994 mit dem Album „Over the Hump“. In ihrer Musik vereinen sich Einflüsse aus Folk, Pop und Rock. Bei der Comeback-Tournee „We got love“ sind sechs Mitglieder der Kelly Family mit dabei. Erstmals seit 1999 gehen die verbliebenen Musiker wieder auf große Tour. Die meisten ihrer Konzerte sind ausverkauft.