Oberhausen. . Gdanska-Wirte betreiben eine verborgene Unterkunft am Altmarkt. Kulisse spielt mit dem Charme der Kulturkneipe. Gäste aus Australien und China.
Sie haben schon Gäste gesehen, die irritiert vor der Herz-Jesu-Kirche standen, am Altmarkt ihre Koffer abstellten und fragend ihre Köpfe im Kreis bewegten. Ja, das Hotel der Gdanska-Betreiber, der Wirtsfamilie Czeslaw und Maria Golebiewski, ist in der Innenstadt nicht sofort sichtbar.
Doch die Suche hat sich für viele Gäste aus der Nachbarschaft und von anderen Kontinenten wohl gelohnt. Im Hof der Kulturgaststätte Gdanska führt eine Tür in ein Treppenhaus mit rustikalen Holzböden und Malerei verzierten Wänden. Willkommen im Hotelik Jazzlove. Im Hotelchen, so kann man den polnischen Namen übersetzen. Jazzlove, weil sie hier die Musik lieben. Und wer den Namen des Wirtes (Czeslaw) liest, kann sich seinen Teil denken — und darf schmunzeln.
Charme statt Luxus
Seit zwei Jahren hegen und pflegen sie ihre sechs Hotelzimmer. Nein, ein Luxushotel wollen sie nicht sein. Lieber eine Unterkunft mit Herz und Seele. Statt Sauna und Wellness gibt es verspielt eingerichtete Zimmer, mit markanten Möbeln und vielen alten Büchern eingerichtet. Einmal wollte ein Gast mit dem grünen Telefon-Dinosaurier mit der ratternden Drehscheibe sein Frühstück bestellen. Doch das Sammlerstück ist nur Dekoration. Alt ja, aber nicht miefig. Modern auch, aber nicht abgehoben. In den Doppelzimmern finden selbst verwöhnte Gäste amüsante Details. Czeslaw Golebiewski fährt für die Hotelausstattung quer durchs Land. Ein wenig Jäger, ein Sammler sowieso.
In zwei Räumen führt eine kleine Holztreppe gelenkige Gäste auf eine Terrasse, die wie ein Opernbalkon etwas oberhalb des Raumes thront. Draußen ist das Rauchen erlaubt, im Zimmer selbst freilich nicht. Jeden Raum schmückt eine eigene Farbe. Blau, Weiß, Rot. „Polen ist doch das Frankreich des Ostens!“ Maria Golebiewski lacht und zwinkert mit einem Auge. Für die anderen Zimmerfarben müssen sie sich ja noch eine charmante Erläuterung einfallen lassen.
Eine Rezeption gibt es nicht. Alles Wichtige wird im benachbarten Gdanska gelöst. Dafür können Gäste eine kleine Gemeinschaftsküche mit Kühlschrank und Mikrowelle nutzen oder sich einen Tee kochen. Das gemeinsame Quatschen klappt genauso gut am Frühstückstisch, allmorgendlich im Gdanska. „Da haben sich schon viele Nationen interessiert über Oberhausen ausgetauscht“, hat Maria Golebiewski beobachtet.
Viele Gäste besuchen Konzerte
Sie kommen ja auch von überall her: Der freundliche Urlauber aus Australien, der rustikal gekleidete Philosophie-Professor aus England, der die nahe Musikkneipe Helvete besuchte. Geschäftsleute aus China. Kürzlich mieteten sich muntere Holländer ein, damit sie beim Konzert in der Arena, die Lieder von Helene Fischer mitsingen konnten. Während Einheimische über Oberhausen gerne moppern, hätten Auswärtige oft einen anderen Blick auf die Stadt. „Die Umgebung mag nicht die wunderschönste sein, aber die Gäste von außerhalb sehen auch das Freundliche und Herzliche in der Stadt.“
Eigentlich wollten die Golebiewskis in ihrem Hotel vornehmlich die Musiker ihrer eigenen Konzerte unterbringen. Mittlerweile ist das kleine Hotel nicht nur zur Messezeit oft restlos ausgebucht.
>>> 65 Euro pro Zimmer
Die Kulturkneipe Gdanska öffnet seit dem Jahr 2000 in der Oberhausener Innenstadt ihre Türen. Zum Komplex gehört neben dem Gasthaus auch ein kleines Theater und das Hotel.
Ein Zimmer mit eigenem Badezimmer kostet im Hotelik Jazzlove in Regel 65 Euro pro Tag. Für das Frühstück zahlen die Gäste weitere 6 Euro.