Oberhausen. . Kaum eine Partei ohne einen Helden – für die FDP in Oberhausen ist das der Jüngste im Bundestag: Was Roman-Müller Böhm (25) über Berlin denkt.
Es ist so ein wenig das Warten auf den lokalen Star der kleinen FDP. Obwohl, ganz wenig Zustimmung erhalten die Liberalen ja nicht mehr, seitdem sie im vergangenen Bundestagswahlkampf wie Phoenix aus der Asche auferstanden sind. Doch in Oberhausen sind sie immer noch klein, denn zum zweiten „Liberalen Abend“ am Mittwoch im Gdanska finden sich gerade mal 15 Mitglieder und Bürger am Stammtisch ein.
Der Star der FDP, zumindest aus Oberhausener Sicht, ist zurzeit der jüngste Bundestagsabgeordnete in Berlin: Roman Müller-Böhm (25). Der Jurastudent aus Mülheim schaffte es dank des überraschend guten Parteiergebnisses in NRW über die Landesliste in den Bundestag. Zudem ist er recht ehrgeizig: Vor kurzem verdrängte er in einer plötzlichen Kampfkandidatur die langjährige FDP-Vorsitzende und Ratsfrau Regina Boos.
Am heutigen Stammtischtag ist er erst mal zu spät. „Roman ist noch auf einer Veranstaltung in Dinslaken, die konnte er nicht absagen“, entschuldigt ihn Marc Hoff. Er ist nun die rechte Hand von Müller-Böhm – und ergreift als Leiter des Wahlkreisbüros selbst das Wort, um für die geduldigen Liberalen die kleine Verspätung zu überbrücken. Die Grippe habe Müller-Böhm auch noch. Sagt sein Hals-Nasen-Ohrenarzt, der sitzt nämlich ebenfalls am Tisch.
So diskutiert man schon munter los bei polnischem Bier. Es geht um die großen Themen: die GroKo, das Dieselfahrverbot. „Roman soll uns ein Update geben, was in Berlin so los ist“, hofft der Jungliberale Rene Bargatzky, selbst erst 23.
Kurz vor halb Acht trifft er dann endlich ein: Blauer Pullover, gepflegtes Auftreten und eine nette Begrüßung: „Hallo, ich freue mich, dass ihr alle gekommen seid.“ Etwas Schweiß steht Roman Müller-Böhm auf der Stirn. Tja, um die Grippe im Bett auszukurieren, ist keine Zeit. „Manche Sachen muss man dann ein wenig hinten anstellen – und wenn es die eigene Gesundheit ist, dann ist das eben so.“
Bisher keine Zeit für den Wahlkreis
Erstaunlich, kaum da, dominiert er den Raum – und redet, das liegt ihm: „Nächste Woche wählen wir nach nur sechs Monaten schon einen Kanzler“, witzelt er und erntet sogar ein paar Lacher. Er sei froh, dass diese Zeit nun vorbei sei. Sein Terminkalender sei in letzter Zeit zu voll. Der eigene Wahlkreis kam deshalb bisher zu kurz. Das soll nun besser werden.
Berlin, das sei ein „Apparat, der einen durchsaugt“, so beschreibt Müller-Böhm den Alltag im Bundestag. „Es fühlt sich so an, als wenn man am Montag durch die eine Tür reinkommt und Freitag wieder rausgespült wird.“ Für private Dinge, selbst kurze Telefonate, habe er in den vergangenen Wochen gar keine Zeit finden können. Der geplante Umzug nach Oberhausen liegt auf Eis. „Ich suche eine Eigentumswohnung, die will ich vorher wenigstens besichtigen.“ Nach Ostern soll es dann hoffentlich damit klappen.
Sein Jurastudium an der Universität Bochum will er in der Sommerpause des Bundestags zu Ende bringen. An den Umgang mit seiner plötzlichen Prominenz als jüngster Bundestagsabgeordneter habe er sich langsam gewöhnt.
Anfangs hatte der 25-Jährige in Berlin durchaus ein wenig Muffensausen gehabt – als Anfänger im Plenum des geschichtsträchtigen Baus. „Da habe ich mir schon sagen müssen, dass all die anderen – berühmte Politiker – so wie ich einfache Abgeordnete sind.“
Für den Wahlkreis sind der Bahnlärm an der Betuwe-Linie und der Ausbau des Tourismusstandortes Oberhausen konkrete Projekte, um die er sich in den Bundestagsausschüssen kümmern will. Ob er allen Ansprüchen gerecht werden kann, bezweifelt Müller-Böhm selbst. „Dafür ist das Tempo der Politik doch viel zu langsam. Wir sind nur Getriebene der Entwicklung“, sagt der junge Politiker schon recht illusionslos.
>>> In Berlin dank Platz 18 der Landesliste
Bereits im Jugendstadtrat von Mülheim war Roman Müller-Böhm politisch aktiv. Bis 2017 zählte er als Sachkundiger Bürger zur FDP-Ratsfraktion. Von ‘14 bis ‘17 wirkte er im Landesvorstand der Jungen Liberalen.
Im Wahlkreis Oberhausen – Wesel III trat er zur Bundestagswahl an – und zog dank Platz 18 der Landesliste in Berlin ein.