Oberhausen. . Unter dem Druck der anhaltenden Niedrigzinsphase suchen die Banken und Sparkassen nach neuen Einnahmequellen, um Kosten zu decken.
- Geschäftsleute der Stadtsparkasse müssen für nicht genutzte Kreditlinien künftig Provision zahlen.
- Einige hundert Euro zusätzliche Kosten pro Jahr – oder man senkt den Disporahmen ab
- Privatkunden bleiben von der neuen Bereitstellungsprovision fürs Dispo-Limit verschont
Die Stadtsparkasse Oberhausen führt ein neues Kostenentgelt für Kleinunternehmer, Mittelständler und Konzerne ein: Ab 1. November müssen Firmenkunden Geld dafür zahlen, dass sie Kredite nicht in Anspruch nehmen.
Auf den ersten Blick ist das verblüffend: Dass man für geliehenes Geld Zinsen entrichten muss, ist bekannt – doch einen Preis dafür zahlen zu müssen, dass man Geld nicht benötigt, erscheint zunächst einmal als ungehöriger Gebührentrick findiger Finanzexperten.
Es geht bei der neuen Preisberechnung um den Dispo-Kreditrahmen, den jedes Geldinstitut seinen guten Kunden einräumt. Dieser Rahmen wird aber von vielen in der Praxis gar nicht ausgeschöpft.
Ab dem 1. November werden 0,5 Prozent berechnet
Ein Beispiel: Ein Unternehmer mit einem Kreditrahmen von 100 000 Euro auf seinem Geschäftskonto benötigt im Schnitt nur 20 000 Euro. Dafür zahlt er natürlich Zinsen, für den Restbetrag von 80 000 bisher nichts. Ab 1. November berechnet die Sparkasse dafür 0,5 Prozent im Jahr für die nicht genutzte, aber bereit gestellte Kreditlinie – als „Bereitstellungsprovision“. Das macht immerhin 400 Euro Gebühr aus.
Sparkassenchef Bernhard Uppenkamp begründet diese neue Gebühr mit der Kostensituation aller Geldinstitute. Sie müssen nach den verschärften europaweiten Banken-Sicherheitsvorgaben für Darlehen, Risiken und eingeräumten Kreditlinien mehr Eigenkapital als früher hinterlegen. Das ist für die Institute teuer: Sie müssen dafür nicht nur Strafzinsen an die Zentralbanken zahlen, sondern können zudem mit dem Geld nicht gewinnträchtig arbeiten.
Diese Extra-Kosten legt die Sparkasse nun verursacher-gerecht auf ihre Geschäftskunden um. „Wir haben viele Jahre mit diesem Schritt gewartet, andere Institute sind schon lange mit deutlich höheren Provisionsätzen aktiv“, sagt Uppenkamp.
Unternehmer nicht begeistert
Seit einigen Wochen informiert die Sparkasse ihre Geschäftskunden über ihre neue Gebühr – und erläuterte ihnen die Gründe in persönlichen Gesprächen. Nach eigenen Angaben hielt sich die Begeisterung der Unternehmer über die Extra-Kosten in Grenzen, allerdings gab es auch keine massiven Proteste. Jeder Geschäftskunde hat zudem die Möglichkeit, seinen Kreditrahmen auf den tatsächlichen Bedarf abzusenken – und diese neue Provision zu vermeiden.
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Die neue Gebühr hat letztendlich ihre Ursache in der anhaltenden extremen Niedrigzinsphase. Sparkassen leben vor allem durch den Zinsunterschied zwischen den bei Sparern eingesammelten Geldern und den ausgeliehenen Beträgen. Dieser Ertrag sinkt seit Jahren – und daher arbeiten Banken und Sparkassen daran, für ihre Dienste mehr Geld zu nehmen und Kosten an die Verursacher weiterzugeben.
>>> Info: Privatkunden zahlen keine Extra-Provision
Für das eingeräumte, aber noch nicht komplett ausgeschöpfte Dispolimit nimmt die Stadtsparkasse von ihren Privatkunden bisher keine Extra-Bereitstellungsprovision – und hat dies nach eigenen Angaben auch nicht vor, obwohl die Sparkasse auch für diesen Kreditrahmen teures Eigenkapital vorhalten muss. Allerdings schlägt die Sparkasse all denjenigen Kunden eine freiwillige Senkung des Disporahmens vor, die ihren Kreditrahmen auf dem Girokonto nicht ausschöpfen.
Das hilft der Sparkasse: Je weniger Dispo-Rahmen die Bank ihren Kunden anbietet, desto weniger teures Eigenkapital muss sie hinterlegen. „Sollte aufgrund von Sondersituationen doch ein vorübergehend höherer Kreditbedarf entstehen, kann die Dispokreditlinie wieder schnell erhöht werden“, verspricht Sparkassenchef Uppenkamp.