Wenn sich Friseure nicht besinnen und mehr Service bieten, sieht Fachfrau Sly Krasicki schwarz. Ihr Appell: Mehr Engagement zeigen!

  • Die Oberhausenerin Sly Krasicki ist mit vollem Herzen Friseurin, doch für die Branche sieht sie schwarz
  • Der Nachwuchs fehlt, auch die Wertschätzung in der breiten Gesellschaft nehme immer weiter ab
  • Die Lösung: Friseure müssen dem Kunden mehr bieten als einfach nur die Haare zu schneiden

Sly Krasicki ist mit vollem Herzen Friseurin. Doch für ihren Beruf sieht sie in Zukunft schwarz. Denn der Nachwuchs fehlt: Händeringend hat die Oberhausenerin nach einer zweiten Kraft für ihren Salon gesucht. Doch lange tat sich nichts, erst über private Umwege hat sie per Zufall nun jemanden an der Hand. In Gesprächen mit Innungskollegen zeige sich das gleiche Bild, erzählt Krasicki: Die Kollegen suchen, finden aber niemand Geeigneten.

Zahlen belegen die Befürchtung

„Wenn die Branche überleben will und den Billigfriseuren nicht das Feld überlassen will, muss sich einiges ändern“, sagt die Friseurmeisterin, die selbst jahrelang als Ausbilderin tätig war. Aber was? „Wir müssen raus aus der Stagnation.“ Sie weiß, dass der Job in der Regel nicht gut bezahlt ist, aber Schuld sei ein Teufelskreis: Chefs, die mehr zahlen, müssten ihre Preise anheben, das würden die Kunden wiederum nicht mitmachen. Die Lösung: „Wir müssen unseren Kunden heutzutage mehr bieten als nur Haare schneiden.“

Sly Krasicki in ihrem Salon „Zechenschnitt“ an der Dienststraße in Biefang.
Sly Krasicki in ihrem Salon „Zechenschnitt“ an der Dienststraße in Biefang. © Gerd Wallhorn

Jürgen Koch, Geschäftsführer der Oberhausener Arbeitsagentur, ist da ganz ihrer Meinung. In dem Berufsfeld sei einiges zu holen, sagt der Fachmann, gefragt seien aber „innovative Konzepte, neue Ideen, ein Gesamtpaket an verschiedenen Dienstleistungen.“ Kosmetik und Nageldesign könne man doch beispielsweise gut mit dem Frisieren verbinden. Er bestätigt Krasickis Befürchtungen: Das Friseur-Handwerk stecke in einer Krise, Auszubildende fehlen, das belegen die Zahlen.

Vor sieben Jahren, als Krasicki noch selbst Prüfungen abgenommen hat, gab es 60 Prüflinge. Im vergangenen Jahr nur noch 16, erzählt sie enttäuscht. 70 Prozent der Lehrlinge brechen die Ausbildung zudem ab, darunter leide die Qualität der Ausbildung, „die Motivation bricht zusammen“, warnt die Oberhausenerin.

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Mit ihrem eigenen Geschäft ist die Friseurin bislang zufrieden. „Ich mache ja auch ‘was dafür.“ Sie setzt auf Service, bietet neben dem obligatorischen Käffchen auch mal ein Stückchen Kuchen an. „Oder ein Bierchen.“ Sie hat ihren Salon „Zechenschnitt“ ansprechend in Ruhrgebiets-Optik gestaltet, stellt Bilder zum Verkauf aus, lockt mit Lesungen und auch mal mit einem kleinen Konzert. „Ich kann nur an meine Kollegen appellieren: Zeigt mehr Engagement!“ Sie rät dazu, den Meister zu machen, sich immer weiter fortzubilden und auch seine eigenen Mitarbeiter regelmäßig zu schulen. Nur wenn alle mit anpacken, könne man der gesamten Branche helfen.

Denn erst wenn Friseure umdenken, steige auch die Wertschätzung der Kunden, ist sich Krasicki sicher. Für mehr Leistung könne die Branche dann auch mehr Geld verlangen, Löhne würden in der Folge steigen, der Beruf würde auch für Auszubildende wieder attraktiv. Der Weg ist lang, das weiß die Oberhausenerin, „aber er lohnt sich, mein Beruf ist toll!“