Oberhausen. Experten stellen Statikmängel an der beliebten Stahlskulptur „Zauberlehrling“ fest, die einen Strommast tanzen lässt. Bald wird einiges anders.
- Dem RVR als Grundbesitzer war die Statik des Publikumslieblings nicht stabil genug
- Für den tanzenden Strommast nahe Haus Ripshorst ging es um Umbau oder kompletten Neubau
- Im Sommer wird nun das alte Werk abgetragen und ein komplett neuer Stahl-Riese aufgebaut
Fauler Zauber? Der Regionalverband Ruhr (RVR) hatte eine der beliebtesten – und größten – Skulpturen entlang der Emscherkunst-Route genauer untersuchen lassen – um feststellen zu müssen: Um auf Dauer Wind und Wetter, vor allem Winden, standhalten zu können, ist der 35 Meter hohe „Zauberlehrling“ auf seiner Wiese westlich von Haus Ripshorst doch nicht stabil genug. Ein neuer Zauberlehrling muss nun her.
So hat’s die Berliner Künstlergruppe „Inges Idee“ im Einvernehmen mit dem RVR als Grundbesitzer entschieden, teilt Emscherkunst-Sprecherin Patricia Bender auf Anfrage dieser Zeitung mit. Sie betont: „Die statischen Mängel bedeuten keine Gefährdung für das Kunstwerk oder die Bevölkerung.“
Versicherung trägt Gros der Kosten
Aber ein Versicherungsfall sind sie schon. Die Stahlbaufirma allerdings, die den Zauberlehrling nach den Vorgaben des Berliner Künstler-Quartetts schuf, gibt’s nicht mehr. „Aber einen Großteil der Kosten trägt die Insolvenz-Versicherung“, gibt Bender an. Vor die Wahl gestellt, das bestehende Werk zu modifizieren oder komplett neu bauen zu lassen, entschied sich „Inges Idee“ für einen Neubau.
Als erstes Gremium in Oberhausen wird sich der Naturschutzbeirat am Donnerstag, 6. April, mit dieser speziellen „Zauberei“ befassen: Ihm haben die Berliner „Visualisierungen“ des alten und des neuen Kunstwerkes vorgelegt. Man sieht: Das unterste Gefach der Stahlkonstruktion – bevor sich der tänzelnde Quasi-Strommast immer mehr verschlankt – ist in der neuen Version stärker ausgelegt, ohne das Gesamtbild wesentlich zu verändern.
Über Baustraße des Mühlenbachs
Simone Timmerhaus, die Ausstellungsleiterin der Emscherkunst, wird dem Beirat das zauberische Vorgehen erläutern: Demnach beginnt bereits der Neubau in mehreren, transportablen Werkteilen. Im August soll der bestehende Zauberlehrling abgetragen werden, im September der neue seinen Platz exakt an der alten Stelle einnehmen. Auch das Beton-Fundament für den schwungvollen Mast wird verstärkt.
Für den Transport will die Emscherkunst eine Baustraße der Emschergenossenschaft am Läppkes Mühlenbach nutzen. Dieser Aspekt bestimmt den Zeitplan. Die Baufirma rechnet mit zehn An- und Abfahrten in der Woche. Der Naturschutzbeirat ist teils zuständig, weil auch die Wiese auf den letzten Metern zum Zauberlehrling in Mitleidenschaft gezogen wird. Die Emscherkünstler wollen „bei Bedarf mit einer geeigneten Samenmischung nachsähen“, wie es in der Berichtsvorlage heißt.
Das 35 Meter hohe Wahrzeichen nahe der A 42 entlang der Emscherkunst-Route ist ein absoluter Publikumsliebling am Kanal. „Das zeigen auch unsere Befragungen“, bestätigt Patricia Bender.
>>> INFO: Berliner Büro lässt den Strommast tanzen
„Inges Idee“ besteht aus den Künstlern Hans Hemmert, Axel Lieber, Thomas A. Schmidt und Georg Zey, die seit 1992 in Berlin gemeinsam an Projekten im öffentlichen Raum arbeiten. Neben dem Arbeiten in der Gruppe sind die vier in ihrer individuellen künstlerischen Praxis aktiv. Das Kollektiv für Kunst im öffentlichen Raum bevorzugt die Kleinschreibung, nennt sich also „inges idee“. Das Logo zeigt ein Dötzchen-„i“, allerdings mit zwei Punkten. Der Zauberlehrling steht seit Frühjahr 2013 an seinem Platz mit den GPS-Koordinaten: N51°29.63333 E6°53.75.