oberhausen. . Nina-Vanessa Warnecke unterrichtet an der Oberhausener Gesamtschule. Dank ihrer Hilfe können die Pädagogen passgenaue Lernangebote anbieten.
Kinder, die verschiedene Muttersprachen sprechen, deren Deutschkenntnisse sehr unterschiedlich sind und die darum einer möglichst individuellen Förderung bedürfen – dies ist die Situation an ganz vielen Schulen. Doch die Finanzressourcen des Landes für das dafür erforderliche Personal sind begrenzt. Hier kommt die gemeinnützige Bildungsinitiative Teach First ins Spiel, die derzeit in fünf Bundesländern 150 zusätzliche Lehrkräfte auf Zeit einsetzt, beispielsweise in den Internationalen Vorbereitungsklassen (IVK). Eine dieser Lehrkräfte ist Nina-Vanessa Warnecke. Ihr erstes Schulhalbjahr in der Gesamtschule Weierheide liegt hinter ihr. Insgesamt bleibt sie zwei Jahre.
Warnecke, Klassenlehrerin Sirivan Akbas und Schulleiterin Doris Sawallich ziehen eine positive Zwischenbilanz, wie sie dem SPD-Bundestagsabgeordnetem Dirk Vöpel bei einem Besuch erklärten. Akbas und Warnecke arbeiten eng zusammen, können im gemeinsamen Unterricht besser auf die Kinder eingehen. Einige Stunden unterrichtet Warnecke auch allein, außerdem bereitet sie Projekte vor. Sirivan Akbas: „Dass Frau Warnecke da ist, bedeutet eine echte Entlastung. Sie ist ein Gewinn für die Schüler und für die Schule.“ Wichtig: Die Kinder werden nicht nur gefördert und gefordert, ihnen soll auch bewusst werden, dass sie eigene Ressourcen mitbringen und diese nutzen.
Teach First hat die Schulleiterin schon an ihrer alten Schule, der Gesamtschule in Mülheim-Saarn, kennengelernt. Die Erfahrungen mit dem dortigen Fellow, so heißen die jungen Lehrkräfte auf Zeit, waren so gut, dass sie bald nach ihrem Wechsel an die Gesamtschule Weierheide einen Antrag gestellt hat.
Fellows helfen beim Schritt in die Regelklassen
„Da die Lerngruppen nicht homogen sind, können wir dank der Fellows differenzierte Angebote machen“, sagt Ulf Matysiak, Geschäftsführer von Teach First Deutschland. Neben der Sprachförderung begleiten die Fellows die neu zugezogenen Kinder und Jugendlichen auch beim Übergang in die Regelklassen und helfen, schulische und persönliche Zukunftsperspektiven zu gestalten.
Die gemeinnützige Organisation lässt ihre Fellows nicht unvorbereitet auf die Schüler los. Drei Monate lang werden sie geschult, nehmen an mehrwöchigen Seminaren teil, erhalten immer wieder Rückmeldungen von erfahrenen Kollegen. „Das Feedback ist wichtig bei Teach First“, sagt Warnecke.
Als Kultur-Anthropologin genau die Richtige
Die Anwerbung junger Hochschulabsolventen sei relativ aufwendig, so Matysiak. „Wir achten sehr darauf, dass die Personen auch wirklich geeignet sind.“ Für Schulleiterin Doris Sawallich ist klar: „Die Fellows wissen, was sie erwartet. Ihre Arbeit in der Schule ist in etwa vergleichbar mit dem zweiten Abschnitt der Lehrerausbildung.“
Eine 40-Stunden-Woche hat Nina-Vanessa Warnecke. Dafür erhält sie von der Bezirksregierung 1850 Euro im Monat. Studiert hat sie Kultur-Anthropologie: Diese untersucht Verhältnisse des Menschen zu seiner Kultur – genau das Richtige für eine Internationale Vorbereitungsklasse. „Die deutsche Sprache, soziale Kompetenz und kulturelle Kompetenzen zu erlernen, ist für die Kinder sehr wichtig“, sagt Dirk Vöpel. Sein Urteil über Teach First in der Gesamtschule Weierheide: „Wenn es überall so wäre, dann müssten wir uns keine Gedanken machen, dass die Integration auf einem guten Weg ist.“