Oberhausen. Viele Oberhausener wundern sich über Wurfzettel in ihren Briefkästen. Dahinter steckt eine neue Plattform, die Nachbarschaften vernetzen möchte.
- Die Plattform nebenan.de wirbt mit Wurfzetteln für eine Registrierung
- Oberhausener wundern sich über die Werbung, sind aber auch neugierig
- Rund 800 Anmeldungen gibt es für den Bereich Oberhausen schon, Tendenz steigend
Sie suchen Babysitter, wollen ausrangierte Fahrräder tauschen oder sich einfach nur näher kennenlernen. Wurfzettel, auf denen genau das angepriesen wird, landen derzeit vermehrt in Oberhausener Briefkästen – und sorgen damit für Verwirrung bei so manchem Leser.
Hinter der Aktion steckt das neue Online-Netzwerk nebenan.de. Mit den Wurfzetteln wolle man auf die Seite aufmerksam machen, erklärt Ina Brunk, Sprecherin und Mitbegründerin des Berliner Start-up-Unternehmens Good Hood GmbH, das hinter der Plattform steht.
„Wir möchten, dass sich die Menschen wieder näher kommen"
Die Skepsis mancher Oberhausener kann sie verstehen. Sinn und Zweck des Portals sei aber ein rein sozialer, versichert sie. „Man ist in der heutigen Zeit mit der ganzen Welt vernetzt, aber die eigenen Nachbarn verliert man oft aus den Augen“, sagt Ina Brunk. „Wir möchten, dass sich die Menschen wieder näher kommen.“
Acht aktive Online-Nachbarschaften gibt es derzeit in Oberhausen, so zum Beispiel in den Quartieren Bermensfeld, Osterfeld-Süd und -Nord sowie Altstadt. 800 Nutzer haben sich bislang registrieren lassen. „Die Zahl steigt täglich“, sagt Ina Brunk.
Unter ihnen sind auch vergleichsweise bekannte Oberhausener wie Ulrike Burkardt, Pfarrerin der evangelischen Luther-Kirchengemeinde. „Man trifft sich ja sonst nicht mehr so oft direkt“, sagt sie. Da sei die Plattform eine gute Möglichkeit, miteinander in Kontakt zu treten. Anders als beim Netzwerk Facebook schätzt sie die geografische Geschlossenheit. Nachbarschaftshilfe, die vielerorts leider verloren gegangen sei, könne auf diesem Weg wieder in Gang gebracht werden.
Babynahrung und Whiskey
Und was teilen die Oberhausener in ihren Online-Gruppen? „Katze zugelaufen“ ist etwa ein Beitrag in der Nachbarschaft Bermensfeld überschrieben. Dazu ein Bild des Ausreißers. Etwas kurios dagegen: Ein Nutzer will seine Spirituosen-Sammlung verkleinern und bietet Whiskey-Flaschen zum Verkauf an. Eine andere Nachbarin verschenkt Babynahrung, weil der Sohn die Sorte verschmäht. Leute gründen Buchclubs oder suchen Begleitungen fürs Schwimmbad oder den Einkaufsbummel.
Der einhellige Tenor in der Gruppe: „Super Sache!“ Einige äußern aber auch Bedenken. Sie wollen im Internet nicht zu viel preisgeben und sorgen sich um ihre Daten. Ina Brunk verspricht: Jeder Nutzer kann sein Profil jederzeit löschen. „Und bei uns heißt löschen auch löschen.“ Bei der Verbraucherzentrale NRW ist die Plattform derzeit kein Thema. Man habe sich mit nebenan.de noch nicht näher beschäftigt, so ein Sprecher auf Nachfrage. Es habe aber bislang auch keine Beschwerden oder Anfragen gegeben.