Duisburg. Diskussionen über eine Wurfzettelaktion für eine Online-Plattform, die sich in Duisburg aber zunehmender Beliebtheit erfreut.

Die Zettel liegen mittlerweile in ganz vielen Duisburger Stadtteilen in den Briefkästen. Es sind Einladungen, sich auf der Nachbarschaftsplattform nebenan.de zu registrieren. Auch Jürgen Holtmann hat einen solchen Zettel für Beeck und Beeckerwerth erhalten und misstrauisch beäugt.

Das liegt einerseits an Rechtschreibfehlern – Beeckerwerth wird zwei Mal ohne „C“ geschrieben – und andererseits an einem Namen, der in diesem Fall als Absender am Ende des Schreibens steht: „Euer Nachbar Jens aus der Friedhofstraße“.

Bundesweit zunehmender Beliebtheit

Jürgen Holtmann sagt: „Auf dieser Straße gibt es nur einen Jens. Und das ist mein Sohn.“ Und der habe mit Sicherheit nicht die Nachbarschaft Beeck-Beeckerwerth gestartet und die Verteilung der Einladung angestoßen, wie es im Kleingedruckten auf dem Zettel heißt. Weil dort aber auch steht, dass nebenan.de eine kostenlose Online-Plattform zur Unterstützung nachbarschaftlichen Austauschs sei und von der Good Hood GmbH in Berlin betrieben wird, hat die Redaktion zunächst mal bei der Verbraucherzentrale NRW nachgefragt.

Dort ist nebenan.de noch keiner eingehenden Prüfung unterzogen worden. Das liegt aber auch daran, dass offenbar bisher keine Beschwerden vorliegen. Ganz im Gegenteil, wie Till Behnke, der das Start-up-Unternehmen im vergangenen Jahr mit fünf Mitstreitern gegründet hat, auf Anfrage mitteilt. Die Plattform erfreue sich bundesweit zunehmender Beliebtheit. „Es geht uns um gesellschaftlichen Mehrwert. Die Leute sollen neue Kontakte knüpfen können oder sich gegenseitig unterstützen und helfen“, so der 37-Jährige.

Start-up-Unternehmen aus Berlin

Allein in Duisburg haben sich laut Behnke seit diesem Juni bereits über 30 Nachbarschaftsplattformen gebildet, Kaiserberg sei die bisher größte mit 330 aktiven Mitgliedern. Da wird gemeinsam Yoga organisiert, jemand sucht ein Partyzelt, ein anderer seltene Lokomotiven.

Die einzelnen Plattformen bilden sich laut Behnke, nachdem sich in den einzelnen Stadtteilen oder Bezirken die ersten Nutzer angemeldet haben. „Sie werden dann kontaktiert und gefragt, ob sie eine Nachbarschaft starten und dazu in ihrem Namen einladen wollen.“ Erst dann werde eine Wurfzettelaktion gestartet. So sei dies auch bei der Plattform Beeck-Beeckerwerth gewesen, die immerhin schon 44 aktive Nachbarn hat.

„Die Rechtschreibfehler sind ärgerlich und sollten nicht passieren. Aber den Jens von der Friedhofstraße, den gibt es eben wirklich“, beteuert Behnke – und hat damit absolut Recht. Womit wir bei der charmanten Pointe dieser Geschichte wären, über die Jürgen Holtmann im Nachhinein selbst schmunzeln kann: „Ich hab meinen Sohn Jens dann doch lieber noch mal gefragt und er hat mir tatsächlich bestätigt, dass er das Ganze für Beeck-Beeckerwerth angeleiert hat und für eine richtig gute Sache hält...“

Kostenlose Anmeldung über einen Code

Bundesweit und in über 50 Großstädten sind laut Till Behnke, der auch die Spendenplattform betterplace.org gegründet hat, derzeit jeweils bis zu mehrere hundert Menschen zwischen 18 und 79 Jahren in rund 1300 Nachbarschaften aktiv. In Duisburg, schätzt der 37-Jährige, werden es bis Ende Oktober 10.000 Nachbarn sein.

Damit wirklich nur Anwohner dabei sind, müsse bei der kostenlosen Anmeldung ein Code, der auf den Wurfzetteln steht, eingegeben werden, darüber hinaus den vollen Namen und die Adresse. „Wir wollen echte Menschen und keine Pseudonyme, fragen aber auch nur Daten ab, die die Nutzer am Ende für die Plattform brauchen“, erklärt Behnke.

Außerdem gebe es noch überhaupt kein Geschäftsmodell. Künftig sei aber geplant, dem lokalen Gewerbe, „der Modedesignerin oder dem Metzger um die Ecke“, kostenpflichtig zu ermöglichen, sich auf den jeweiligen Plattformen zu präsentieren. Für die reinen Anwohner, versichert Behnke, werde die Anmeldung aber immer kostenlos bleiben.