Oberhausen. . Die Oberhausener Ludwiggalerie zeigt eine Ausstellung zum Flüchtlingsthema. Drei der besten Kommentatoren des Zeitgeschehens in einem Raum.
- Waldemar Mandzel, Thomas Plaßmann und Heiko Sakurai mit spitzer Feder und scharfem Humor
- Willkommenskultur der Kanzlerin bröckelt oder Merkel greift als Käfer nach dem Strohhalm Türkei
- 186 Werke, ein Thema. Drei anerkannte Spezialisten, drei verschiedene Arten, Kritik zu inszenieren
Syrer im Chaos fragen sich, ob es jetzt eine gute oder schlechte Bombe war, die ihre Stadt platt machte, Neptun schaut fassungslos auf Ertrinkende: „Schauplatz Mittelmeer“. Menschen sind in Sardinendosen untergebracht und im Integrationskurs lernen die „Pflichtlinge“ deutsche Tugenden: „Pünktlich wie die Bahn, sauber wie ein Volkswagen und ehrlich wie der DFB“ steht an der Tafel: Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Willkommen im Karikaturen-Kabinett im kleinen Schloss Oberhausen.
"Wir schaffen das"
Waldemar Mandzel, Thomas Plaßmann und Heiko Sakurai kommentieren die jüngsten politischen Ereignisse mit Schwerpunkt Flüchtlingskrise mit zeichnerischen Mitteln. Sakurais Karikatur, die Kanzlerin Angela Merkel mit Fackel als Freiheitsstatue zeigt, gibt der Ausstellung ein Titelbild: „Wir schaffen das!“
Selbstverständlich gibt’s unter den 186 Zeichnungen und Bildern auch noch weitere, die diesen Kanzlerinnen-Spruch für die Ewigkeit aufs Korn nehmen. Mandzel etwa lässt ihn bröckeln, zeigt Merkel wie eine Gewichtheberin, deren Asyl-Last, die sie stemmt, gerade auseinanderbricht.
Merkel als Kafkascher Käfer
Im „Haus der Rassisten“ gucken Pegida und AfD aus dem Fenster: „Na klar haben wir lieber uns zum Nachbarn als einen Boateng“, sind sie sich einig (Plaßmann). Sakurai verwandelt Merkel in den Kafkaschen Käfer. Ihre Fühler greifen verzweifelt nach dem Strohhalm Türkei.
Auch wir kommen vor, Mann und Frau: Sie fragt ihren Zeitung lesenden Mann: „Schon wieder so viele ertrunken?“ Er: „Hat eigentlich dafür schon jemand ‘ne Obergrenze erfunden?“ (Plaßmann).
Deutschland, die EU und die weltpolitische Lage: Nichts von dem, was seit dem vergangenen Jahr im Zusammenhang mit Flucht zu lesen, zu hören oder im Fernsehen zu sehen war, ist den drei Zeichnern entgangen.
Drei verschiedene Umsetzungen des Themas
Aus der Fülle ihrer Werke hat Christine Vogt Beispiele ausgewählt. Die Direktorin der Ludwiggalerie lobt die „Kooperationsbereitschaft der besten drei Zeichner des tagespolitischen Geschehens“. Anliegen der Präsentation sei es, drei verschiedene Umsetzungen des Themas zu verdeutlichen. Da ist Mandzel, der sich gern Metaphern bedient. Der deutsche Michel taucht auf und Busch wird zitiert. Plaßmann blickt gern aus unserer Perspektive auf die Flüchtlinge oder die Flüchtlinge schauen auf uns. Sakurai stellt Mrs. Germany in den Mittelpunkt.
Wie sehen die Künstler die Karikaturen der Kollegen? „Teilweise auch mit Neid“, sagt Heiko Sakurai. „Mit großem Interesse“, sagt Thomas Plaßmann.
Eröffnung der Ausstellung mit politischen Karikaturen von Waldemar Mandzel, Thomas Plaßmann und Haiko Sakurai ist am Sonntag, 4. September, um 15 Uhr in der Panoramagalerie im kleinen Schloss.
Zu sehen ist sie di. bis so. von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog (14,90 Euro).