Oberhausen. . Im Kleinen Schloss der Ludwiggalerie in Oberhausen beginnt am Samstag eine neue Ausstellung. Gezeigt werden Karikaturen von Heiko Sakurai, Thomas Plaßmann und Waldemar Mandzel.
Es erhöht nicht gerade das Vergnügungsteueraufkommen, in diesen Zeiten Karikaturist zu sein: Flüchtlingskrise, Ukraine, IS-Terror – seit zwei, drei Jahren verdrängen die alles beherrschenden, gar nicht witzigen Megathemen alles andere. „In der Zeit, als Gerhard Schröder vorgezogene Neuwahlen angesetzt hatte, da war noch jeden Tag was anderes los“, erinnert sich Heiko Sakurai, Karikaturist der WAZ und des Kölner Stadtanzeigers.
Die Folge dieser Neuwahlen lieferte immerhin die Steilvorlage für eine Karikaturen-Ausstellung der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen, die tiefer blicken lässt: „Wir schaffen das“ präsentiert mit Zeichnungen, Skizzen und Arbeitsweisen von Heiko Sakurai, Thomas Plaßmann (NRZ, Westfälische Rundschau, Frankfurter Rundschau) und dem in Wattenscheid lebenden Waldemar Mandzel, wie die zeichnenden Kommentatoren auch einem scheinbar durchgenudelten Dauerthema Tag für Tag noch neue kritische Facetten abgewinnen.
„Ich bin begrapscht worden“, sagt die Frau auf der Polizeiwache, und der Diensthabende blickt kaum auf: „Nordafrikaner oder bloß so?“ Die Zeichnung zu dieser Kabarett-Szene stammt von Thomas Plaßmann, für den seine Tätigkeit „zu 80 Prozent aus Denken“ besteht. Der Zeichenvorgang dauere oft nur 20 Minuten. Derselbe Sturm des Unrats, der Flüchtlingen in „Dunkeldeutschland“ um die Ohren fliegt, trifft übrigens auch Angela Merkel, während sie mit dem Friedensnobelpreis-Komitee telefoniert: „Käm grad ganz passend...“
Moralisten mit Witz, Neid und Umgangsformen
Auch Heiko Sakurai, 1971 in Recklinghausen geboren, zielt auf ein „Lachen als Voraussetzung für Erkenntnis“; bei vielen seiner Karikaturen hat Ludwiggalerie-Chefin Christine Vogt auf Bleistift-Skizzen zurückgegriffen – spontan wirkende, sehr dynamische Zeichnungen, die gescannt und am Computer weiterbearbeitet werden. Der 1960 geborene Thomas Plaßmann dagegen (dessen Essener „Stadtgeschichte in Cartoons“ übrigens die WAZ Mitte der 80er-Jahre druckte) zeichnet zunächst mit Tusche auf Karton, macht dann eine Fotokopie und koloriert sie von Hand. Waldemar Mandzel (Jahrgang 1948) schließlich arbeitet traditionell in einer Mischtechnik mit diversen Stiften.
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Und während bei Mandzels „Fluchtbewegungen weltweit“ die einen in Richtung Steueroasen und die anderen in Richtung Sicherheit unterwegs sind, begegnen die Flüchtlinge bei Plaßmann einem Containerschiff mit Waffentransporten. Karikaturisten sind eben Moralisten mit Witz.
Blick auf die Arbeit der Kollegen
Und sehen die Arbeit der Kollegen manchmal doch mit „Neid“, wie Heiko Sakurai lächelnd zugibt: „Da wäre ich im Leben nicht drauf gekommen, denke ich dann.“ – „Danke“, sagt Thomas Plaßmann, „das kann ich zurückgeben.“ Äußerst umgänglich sind Karikaturisten nämlich auch.