Ein Blick in die Kochpötte am Rand der Linie SB 90 in Alstaden.Die Hausmannskost ist der Renner.Hier trifft der Arbeiter im Blaumann auf die Frau im schicken Kostüm.
Zwei Kartoffeln, eine Kohlroulade, eine Kelle Bratensauce. Und noch einmal. Zwei Kartoffeln, eine Kohlroulade, eine Kelle Bratensauce. So geht es immer weiter, bis die Ofenform und der Topf leer und so einige Styroporverpackungen voll sind. „Hier kann ruhig ‘ne halbe Roulade mehr rein, die eine ist zu klein“, sagt Ute Upadek, die routiniert eine Verpackung nach der anderen mit Hilfe einer Küchenzange befüllt, sie mit der anderen Hand verschließt und schließlich aufeinanderstapelt. In ihrem Schnellimbiss „Pommes Alstaden“ am Flockenfeld herrscht gerade Hochbetrieb. Es ist Donnerstag, 12.30 Uhr und der Mittagstisch bietet Wirsingroulade mit Salzkartoffeln für 4,50 Euro. Die Schlange der Kunden reicht bis nach draußen.
„Viele bestellen vor. Für die muss auf jeden Fall genug da sein, sonst gibt es Ärger“, prophezeit die Imbissbudenbesitzerin. Auf dem Fliesenspiegel führt die Köchin mit einem Edding Strichliste. 42 Vorbestellungen haben die Kunden schon abgeholt, 30 weitere Gerichte nahmen andere Hungrige in Plastiktüten verpackt mit nach Hause oder an einem der Holztische im Imbiss zu sich. Mit den morgens frisch zubereiteten 100 Kohlrouladen muss Upadek auskommen.
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„Die stinknormale Hausmannskost“, wie Upadek ihr Angebot bezeichnet, ist beliebt. Braten, Knödel, Eintöpfe, Suppen und der Fisch am Freitag gehören für viele Stammkunden zum Tag dazu.
Auch für den stämmigen Mann im Blaumann, der gerade Kartoffeln in sich reinschaufelt. „Es schmeckt einfach, sonst würde ich nicht hierher kommen.“ Eine ältere Dame im schicken Kostüm ist dran. „Hallo Frau Res, bekommen Sie wie immer?“, begrüßt Ute Upadek die Kundin. „Ja, und könnte ich noch etwas extra Sauce in die Tupperdose bekommen?“
Die Bratensauce ist leer
Jetzt wird es eng. Die Bratensauce ist leer. Und die Kartoffeln im gerade aufgesetzten Topf sind noch nicht gar. „Wir brauchen noch zehn Minuten, Frau Marina“, ruft Upadek ihrer Kollegin Marina Bass zu, die nun im Verkaufsbereich die Bestellungen entgegennimmt. Seit vier Jahren arbeitet sie schon mit in der Pommesbude. Die vielen wartenden Kunden bringen sie nicht aus der Ruhe. Ganz im Gegenteil, mit Routine schneidet sie die Currywurst für den nächsten Kunden mit einer Schere in mundgerechte Stücke, lässt sie gezielt auf der Pappschale landen und verteilt darüber einen großen Löffel roter Sauce. „Bitte noch Mayo auf die Pommes“, wünscht sich der Kunde im Blaumann eine Verfeinerung seines Gerichts. Doch die frittierten Stäbchen müssen erst mal aus dem brodelnden Fett in der Fritteuse gehoben werden. „Dreieinhalb Minuten, dann sind sie perfekt“, erklärt Bass.
Hinten in der Küche widmet sich Upadek der Bratensauce. Mit einem Quirl vermengt sie Sud, Maggi und Weizenmehl. „Wir binden Saucen mit Mehl, wie bei Omma,“ verrät Upadek und tunkt einen Teelöffel in den großen Topf. „Dann schmecken wir den Schisselameng mal ab,“ kündigt die 59-Jährige an und fügt kurzerhand noch etwas Salz hinzu. „Wunderbar, jetzt noch einmal aufkochen und fertig.“ Fehlen nur noch die Salzkartoffeln. Davon haben ihre Angestellten am Tag zuvor schließlich 30 Kilogramm geschält, damit alle hungrigen Mäuler gestopft werden. „Schauen wir doch mal, was die Potatoes sagen.“ Noch bevor die Köchin mit einer Gabel in die Erdäpfel pieken kann, erhält sie schon die Antwort: „Heiß das Wasser, heiß das Wasser“, fiepst es aus dem Verkaufsraum. „Frau Dungs, frech sind Sie heute, haben Sie einen Clown gefrühstückt?“, erkennt Upadek die Stimme der Kundin wieder und lacht herzlich.
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Frau Dungs käme jeden Tag den Mittagstisch abholen, „für die Omma, die ist schon 96“, wie Upadek weiß. Generell seien viele Alleinstehende ihre Kunden. Und in den Jahren kamen immer mehr hinzu. „Für mich ist es selbstverständlich die Namen zu wissen.“ Schließlich besitze sie den Laden nun schon seit sechs Jahren.
Arbeiten in zwei Schichten
Eigentlich ist Upadek gelernte Friseurin. Doch sie bevorzugte es, abends zu arbeiten, als sie ein Kind bekam. „Deshalb bin ich in die Gastronomie gegangen.“ Und darin geht sie auf. Aber allein könnte sie den Laden nicht schmeißen. Vier Damen unterstützen die 59-Jährige bei der täglichen Arbeit. Sie arbeiten in zwei Schichten von 10 bis 22 Uhr. „Mal haben wir um 16 Uhr Stress ohne Ende, mal um 20 Uhr. Es ist wetterabhängig. Je heißer es ist, desto mehr haben wir zu tun. Die Leute essen dann später.“ Sie scheint recht zu haben.
Draußen scheint die Sonne und die Kundschaft schlängelt sich bis vor die Tür. Doch zum Glück sind Kartoffeln und Bratensauce nun fertig und laut der Strichliste auf dem Fliesenspiegel noch 20 Kohlrouladen übrig. „Das wird schon reichen. Wenn nicht, haben wir noch genügend Pommes.“