Oberhausen. Mit einem Hingucker will das Industriemuseum schon im Hof auftrumpfen. In der hohen Ausstellungshalle wird es keine ersten Etagen mehr geben.

  • Im 18 Millionen-Etat kostet alleine die Dachsanierung an der Hansastraße 2 Millionen
  • Dafür ermöglicht eine neue Veranstaltungshalle dem LVR künftig „gute Geschäfte“
  • Die Flächen für Dauer- und Sonder-Ausstellung werden kleiner, aber barrierefrei

Burkard Zeppenfeld kündigt für die Zinkfabrik Altenberg einen Hingucker an: „Wir entwickeln ein Bild, das sich einbrennt.“ Das dürfte dem Leiter des Hauses an der Hansastraße gelingen – indem er die museal bekannte Dampflok „durch die Wand“ brechen lässt.

Die ersten Räder draußen im Hof, der Lokführerstand drinnen im LVR-Industriemuseum – so schilderte der „Standortleiter“, wie es beim Landschaftsverband heißt, den Gästen des CDU-Sommerprogramms den Hingucker der um 2020 runderneuerten „Fonderies de Zinc de la Vieille-Montagne“, wie die einst belgische Fabrik 1853 noch hieß. Auch im übertragenen Sinne passt das Bild vom „Dampf machen“: Mit seiner „Vision 2020“ will das LVR-Industriemuseum als Ganzes aufholen – mit seinen sieben Häusern in sechs Städten.

Als die Dauerausstellung 1997 in Altenberg eröffnete, sagt Burkhard Zeppenfeld, „spielten wir in der ersten Liga“ – Vergangenheitsform. „Heute können wir neue Forschungsergebnisse in dieser Dauerausstellung nicht mehr vermitteln.“ Den dagegen gesetzten Entwurf des beauftragten Berliner Büros nennt der Standortleiter „radikal“ – auch im Sinne eines radikalen Rückbaus: „Wir wollen die Fassaden wieder in den Zustand vor den Umbauten der 1990er Jahre versetzen.“

Die „Kleinigkeit“ der Dachsanierung

Mehr noch: Aus der hohen Austellungs-Halle sollen sämtliche ersten Etagen verschwinden. „Für uns wird es damit wesentlich einfacher, die ganzen Flächen zu bespielen“, betont der 57-jährige Historiker und Ökonom. Das künftige Indusriemuseum gewinnt, indem es an Ausstellungsflächen verliert: Für die Dauerausstellung genügen künftig 2000 statt bisher 2800 Quadratmeter. Auch die Fläche für Sonderausstellungen – wie aktuell „Aufgeladen!“ – verkleinert sich leicht auf 600 qm. Dafür wird es dort keinen Nutzungs-Mix mehr geben.

Denn im Norden des Areals, zur Altenberger Straße hin, richtet sich das Industriemuseum eine gut erreichbare Veranstaltungshalle ein. Bisher, erklärt der Standortleiter, mache jede Sonderausstellung gleichzeitig „das gute Geschäft“ Veranstaltungen unmöglich.

Zudem entwickelt das von Walter Hauser in der nahen Direktorenvilla geleitete LVR-Industriemuseum als Ganzes von 2020 an Sonderausstellungen, die – in gleicher Größe – der Reihe nach in allen sechs Museums-Städten gezeigt werden können.

Auch die ironisch „Kleinigkeit“ genannte Dachsanierung erläuterte Zeppenfeld seinen Zuhörern: „Drahtglas ist über den Köpfen von Menschen nicht mehr zugelassen.“ Da könne man weder mit Denkmal- noch mit Bestandsschutz argumentieren. Im Gesamt-Etat von 18 Millionen Euro für die Oberhausener „Vision 2020“ sind allein fürs neue Dach zwei Mio nötig. Für die Stadt, die als Eigentümerin der Zinkfabrik rund eine halbe Million wird beitragen müssen, sei’s dennoch ein gutes Geschäft. „Wir bekommen etwas von unseren LVR-Umlagen zurück“, meint Christdemokrat Hans Tscharke.