Oberhausen. Der neun Jahre alte Julian aus Oberhausen nahm zwei Einbrecherinnen fest und sagt: “Das war ein Reflex.“ Er habe gar nicht darüber nach gedacht.
- Wenn man vom Einkaufen nach Hause kommt, denkt man doch an nichts Schlimmes
- Meine Mutter war als erste im Haus, sie hat noch beide Einbrecherinnen gesehen
- Natürlich haben die Frauen versucht, sich los zu reißen, aber seine Eltern halfen mit
Julian (9), kurze dunkle Haare, kluge braune Augen, nennt es einen Reflex. „Dabei denkt man nicht“, stellt er ganz folgerichtig fest. Der junge Oberhausener ist wahrscheinlich der jüngste Kriminalist in der Stadtgeschichte. Er verfolgte zwei Einbrecherinnen und hielt sie fest, bis seine Eltern ihm zur Hilfe kamen.
Plötzlich losgelaufen
Julian erzählt die Geschichte: „Wir sind vom Einkaufen nach Hause gekommen. Da denkt man an nichts Schlimmes.“ Doch diesmal sah sich Julians Mutter, die das Haus als erste betrat, zwei Einbrecherinnen gegenüber. Die hatten durch die Jalousie ein Terrassenfenster mit Hilfe eines Blumenkübels eingeschlagen, die Jalousie hochgeschoben und waren eingestiegen. Und das in dieser ruhigen Oberhausener Reihenhaussiedlung an der Straße „In der Loh“.
Julian, der nach seiner Mutter ins Haus ging, entdeckte schon nur noch eine der jugendlichen Einbrecherinnen, die sich genauso wie ihre Komplizin aus dem Staub machte. Julian nahm die Verfolgung auf. „Ich wusste, dass ich schneller sein würde, wenn ich außenrum laufe“, erzählt er.
Die beiden jungen Frauen hätten im Garten über einen Zaun klettern müssen. „Der war ganz rutschig wegen des vielen Regens“, schloss der junge Detektiv messerscharf. Die Einbrecherinnen ließen immer wieder Sachen fallen, um schneller laufen zu können und „damit ich stolpere“, sagt Julian. Zu ihrer Beute gehörte ein schwerer Beutel mit Kleingeld. Auch den warfen die jungen Frauen schließlich weg. Doch das nützte ihnen alles nichts. Julian war sehr schnell. Er holte die Einbrecherinnen schon kurz hinterm Haus ein. Eine schnappte er am Ärmel. Die andere an den Haaren. „Ich konnte sie nirgendwo anders fassen“, sagt er beinahe entschuldigend.
Er habe sich tatsächlich bei der ganzen Aktion nichts gedacht. „Es war so, als wäre es meine Bestimmung“, sagt der Junge. Natürlich waren die mutmaßlichen Diebinnen wenig erbaut darüber, auf diesem idyllisch grünen Flecken eines Innenhofes auf die Polizei warten zu müssen. Doch ihnen blieb nichts anderen übrig. Denn mittlerweile waren Julians Eltern und auch ein Nachbar dem Kind zur Hilfe geeilt.
Sie versuchten, sich loszureißen
„Natürlich wollten sich die Einbrecherinnen sich immer wieder losreißen“, erzählt der Junge. Einem der 15 und 16 Jahre alten polizeibekannten Mädchen gelang das auch. Aber die Erwachsenen konnten beide in eine Ecke drängen und dort in Schach halten, bis die Polizei kam.
Julian war sehr mutig. Aber seine Eltern bekamen einen gehörigen Schreck, als sie sahen, wie ihr Sohn plötzlich zwischen die Diebinnen lief. „Wir wussten ja nicht, ob sie nicht vielleicht Waffen dabei haben“, sagt die Mutter. Allerdings hätten sie ihren Sohn auch dazu erzogen, mutig zu sein, weil sie ihn in seinem späteren Leben nicht immer würden beschützen können.
Zu dem Einbruch sagt sie: „Irgendwie macht es einen total sauer.“ Es habe ihnen aber sehr geholfen, das Gesicht der Täterinnen zu sehen, zu erfahren, wer hinter dem Einbruch steckt.. „Es wäre alles auch viel schlimmer gewesen, wenn wir die Diebinnen nicht überrascht hätten und auch noch all die Sachen gestohlen worden wären“, sagt sie.
Was von diesem Einbruch noch zu sehen ist: eine vorerst notdürftig geklebte Scheibe, die hinter einem Blumenarrangement versteckt wird und ein stolzer Sohn, der nach den Ferien seinen Schulkollegen eine spannende Geschichte erzählen kann. Außerdem hat Polizeipräsident Ingolf Möhring ihn ja eingeladen, sich die Arbeit der Polizei im Präsidium anzusehen.