Oberhausen. Boxenstopp des Kioskalarms kommt als witziges Spektakel gut an. Bassklarinettisten, Performer und Puppenspielerin bieten herrliches Blödsinn-Kabinett

Mehr Nonsens geht nicht und das Publikum lacht, hat Spaß, klatscht, macht mit: Zwischenrufe begleiten die Schau mit Comedy und improvisierter Musik an der Sterkrader Bude von Tulay Uz. Der vorletzte Boxenstopp der Trinkhallen Tour Ruhr entpuppt sich als herrliches Blödsinn-Kabinett. „Ich habe mich lange nicht mehr so amüsiert“, sagt am Ende eine Zuschauerin.

Vor der Bude haben sie eine Spielzeugeisenbahn aufgebaut. Per Lok lassen sich die Performer Sara Hasenbrink und Joscha Hendricksen, eingeladen als Improvisationspartner für ihr Oberhausen-Gastspiel von den Musikern Florian Walter, Felix Fritsche und Lutz Streun, eine Zettelpost zukommen. Es muss etwas Liebevolles auf dem Papierchen stehen, das Joscha von Sara erhält. Er wird ganz zahm, was nicht zu erwarten war, denn kurz zuvor hatte er noch wild gestikuliert, das Gesicht im Käfig und mit den Füßen in Kisten stehend.

„Ihr habt echt Emotionen geweckt“, kommentiert jemand die Beinah-Küsschen-Geste von Joscha, während sich Joscha und Sara den Zettel teilen und ihn aufessen.

Vielleicht war das Wilde von Joscha eben ja auch nur seine Interpretation der Musik. Das Bläsertrio lässt sich nicht beirren, stimmt ein Stück an, das Florian Walter als „Monkey Mountain Song“ ankündigt. Joscha, immer noch den Kopf im Käfig, macht nun den Rhythmusgeber, indem er mit einer kleinen Suppenkelle auf den Kopf-Käfig schlägt und Geräusche ausstößt. Sara spült sich währenddessen die Kehle mit einem Schlückchen Bier, das sie sich aus der Flasche eines Zuschauers genehmigt. Anschließend telefoniert sie mit Omma.

„Uns geht es gut. Ja, ich hab’ noch Geld.“ Dann verrät sie dem Publikum: „Alles in Ordnung. Omma hat sich Reibekuchen gemacht, mit extra viel Butter.“

Die Schau nimmt ihren Lauf

„Ihr gehört auf die Zwölf, das ist die Geschlossene!“, provoziert eine Zuschauerin. Joscha greift das auf: „Schon wieder so jemand, der nicht arbeiten will. Wir sind gegen Leute, denen es schlecht geht!“

Die Schau nimmt ihren Lauf. Die Musik, die wie geordnetes Chaos klingt, wird anerkannt. Nach jedem Titel gibt es Beifall. Nur eine kann das Trio dazu bewegen, etwas mildere Klänge anzustimmen: Omma. Als riesiger Puppenkopf von Sara aufs Spielfeld geführt, verkündet sie: „Mann, ihr seid ja klasse Jungs. Spielt noch einen!“ Die Jungs gehorchen mit einem fröhlichen Titel.

Omma mischt sich unters Publikum und kommuniziert: „Ich bin spät dran“, sagt sie. Auf ein nett gemeintes Streicheln reagiert sie empört: „Nich im Gesicht packen!“

Es ist erstaunlich, wie es Sara gelingt, mit Omma eine perfekte Einheit zu bilden. Einen Arm in Ommas Jäckchen-Ärmel gesteckt, lässt sie die Bewegungen der Puppe wunderbar echt aussehen. Puppe und sie teilen sich die Hose. Ommas Knautschgesicht ist ein echtes Kunstwerk. Bestechend strahlen ihre Augen. Als sie am Ende Süßes aus der gemischten Tüte verteilt, avanciert sie vom heimlichen Star zur Königin des Spektakels.